#04

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Ich blickte direkt in Fynn's dunkle Augen. Sie sind so dunkelbraun, es grenzt schon an schwarz. Sein Mund bewegte sich, doch ich habe kein Wort verstanden, da ich noch meine Kopfhörer drinnen hatte.

"Hey. Ich wollte mich nochmal wegen heute Morgen entschuldigen. Ich bin echt ein Schussel." Daraufhin lachten wir beide.

"Ach das war halb so schlimm. Ich hätte einfach aufpassen müssen, wohin ich laufe." Ich winkte ab und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.

"Bist du erst neu an unsere Schule gekommen oder wieso habe ich dich noch nie gesehen?" Er kannte mich also auch nicht. Also lag es definitiv nicht an mir. Wir hatten uns wohl beide nicht auf dem Schirm.

"Nein eigentlich nicht. Ich bin seit der 5. Klasse hier."

"Oh, wie habe ich es dann geschafft, dich nie zusehen?" Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, wir sind über 200 Leute allein in der Jahrgangsstufe. Da geht man schon mal schnell unter. Ich hatte auch einen Glow-up. Die Zahnspange und die Brille kamen weg, da sah ich gleich aus wie ein anderer Mensch. Er hat sich bestimmt auch sehr ins Positive entwickelt.

"Ich weiß es nicht, denn mir geht's genauso."

"Wie heißt du denn? Vielleicht habe ich wenigstens deinen Namen schon mal gehört."

"Blair, Blair West." Früher mochte ich meinen Namen überhaupt nicht. Er war mir zu amerikanisch. Das war nicht wirklich gewöhnlich, wenn man in Deutschland lebt. Aber meine Eltern wollten einen internationalen Namen, das gehörte sich so. Ja, in Asien vielleicht.

"Der Name kommt mir bekannt vor. Ich bin Fynn Stone." Er reichte mir seine Hand und ich drückte seine. Seine große Hand umfasste meine easy. Es war ein guter Händedruck. Fest aber nicht zu sehr. Das macht ihn sympathisch. Es gibt nichts Schlimmeres als jemanden die Hand zu geben und es fühlt sich an würde man einen Fisch anfassen. So lasch. Ich hörte plötzlich den Motor des Busses und sah, dass es meiner war.

"Mein Bus ist da. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns!" Ich winkte zum Abschied, doch bemerkte, wie er dicht hinter mir stand.

Verwirrt stieg ich ein und suchte mir einen Platz aus. Fynn musste sich noch ein Ticket kaufen und lief dann den Gang entlang, dabei versuchte er nicht hinzufallen. Der Busfahrer gab richtig Gas. Als er mich entdeckte, nahm er den freien Platz neben mir ein.

"Ist die Jacke dir eigentlich nicht zu groß?" Ich sah auf meine Hände, wo die Ärmel ziemlich weit abstanden.

"Ja, mein Oberteil war nass und ich hatte nichts anderes." Ich hoffte, er stellt mir keine weiteren Fragen. Es wäre mir sehr unangenehm auch noch den Vorfall erzählen zu müssen.

"Steht dir trotzdem." Hörte ich ihn murmeln. Ich weiß nicht, ob ich das hätte mitbekommen sollen, doch ich habe mich gefreut. Ich grinste in meinen Pulli.

"Danke." Fynn war sich nicht sicher, ob er richtig gehört habe, doch er schenkte mir ein Lächeln.

"Und, schon viele Leute für die Rosenaktion gewonnen?" Das ist doch ein guter Ice-breaker. Außerdem wollte ich das wirklich wissen. Ich habe mich immer gefragt, ob diese Rosenaktionen sich lohnen und ob da auch wirklich viele mitmachen.

"Ja schon. Was ist mit dir? Möchtest du nicht mitmachen?" Fynn sah mich erwartungsvoll durch seine langen geschwungenen Wimpern an.

"Ne, ich hätte niemanden dem ich eine Blume schenken könnte." Das stimmt nicht, aber das muss er nicht unbedingt wissen.

"Ach bestimmt. Ihr Mädchen solltet euch vielleicht auch mal klar werden, dass Jungs auch gerne Rosen bekommen. Glaub mir ich weiß da Bescheid, denn immerhin kümmere ich mich jedes Jahr drum." Er weiß ganz genau, was er sagen muss, um den Verkauf anzukurbeln.

Timing is a bitch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt