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Montagmorgen in der Schule war alles wie immer.

Der Flur roch leicht nach frischer Kreide und das gedämpfte Murmeln der Schüler, die sich langsam zu ihren Klassenräumen bewegten, füllte die Luft. Ich schritt durch den langen Gang, meinen Rucksack locker über eine Schulter gehängt, als ich Flo sah.

Wie jeden Montag stand sie bei ihrem Spind, unnahbar und kalt, ihre Mimik ließ keinen Angriff auf sie zu. Ihr Blick war starr und emotionslos, die Schüler um sie herum beachtete sie kaum. Flo, die Eisprinzessin, so nannte ich sie in Gedanken.

Ihr Blick war schneidend, als würde er die Luft in Eis verwandeln, wo immer er ruhte.

Am Wochenende war alles anders gewesen. Ich hatte sie lachen sehen, hatte eine andere Seite von ihr entdeckt. Sanft, warm und offen, eben wie ein völlig anderer Mensch.

Jetzt, an diesem Morgen, war von der Flo, die ich am Wochenende kennengelernt hatte, nichts mehr übrig. Der Kontrast war so scharf, als würde ich zwei von Haus auf verschiedene Personen beschreiben, doch es war eine einzige Person, welche solche Schwankungen hinlegte.

„Eisprinzessin," murmelte ich leise vor mich hin, als ich an ihr vorbeiging, meine Augen auf den Boden gerichtet, damit niemand meine Worte bemerkte.

Zu meiner Überraschung kam eine leise Antwort.

„Streuner."

Ihre Stimme war kaum hörbar, fast ein Zischen, und sie sah mich nicht einmal an, als sie das sagte. Bevor ich irgendwie darauf reagieren konnte, durchbrach das Läuten der Schulklingel die angespannte Stille, und ich musste mich beeilen, meinen Platz im Klassenzimmer zu finden.

Sascha saß schon an ihrem Platz, wie immer neben mir. Doch als ich mich hinsetzte, bemerkte ich, dass etwas anders war.

Ihr Lächeln, das normalerweise lebendig und ansteckend war, wirkte gezwungen, fast wie eine Maske, die sie sich aufgesetzt hatte, um etwas zu verbergen. Wir beide wussten, dass seit dem Schulausflug etwas zwischen uns lag, das unausgesprochen blieb, aber ständig in der Luft hing. Sascha versuchte offensichtlich, die Normalität aufrechtzuerhalten, aber ich konnte den leichten Anflug von Schmerz in ihren Augen sehen.

Während der Lehrer mit dem Unterricht begann, versuchte ich mich auf das Tafelbild zu konzentrieren, doch es gelang mir kaum. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu Flo zurück. Ich warf verstohlene Blicke zu ihr hinüber. Sie saß, wie immer, ganz hinten, ihre Haare fielen über ihre Schulter, und sie spielte mit einem Kugelschreiber. Gelegentlich flüsterte sie etwas zu ihrer Banknachbarin, ein Lächeln blitzte über ihr Gesicht, das sie mir nur selten zeigte.

Ab und zu kreuzten sich unsere Blicke, aber jedes Mal wich sie sofort aus, als ob meine Augen Gift für sie wären, was sie nicht ertragen konnte. Es war, als wäre es ihr unangenehm, mich überhaupt anzusehen, als könnte der bloße Kontakt unserer Blicke sie verletzen. Dieses Mädchen war ein Rätsel, und mit jedem Tag, der verging, schien ich es weniger zu verstehen.

Als es zur großen Pause klingelte, blieb Flo kurz stehen, und ich sah, wie einer der Lehrer sie aufhielt, vermutlich um etwas mit ihr zu besprechen.

Währenddessen schlich ich mich an beiden vorbei, gedankenverloren, um zur Kantine zu gehen. Die Geräusche der Schüler um mich herum nahm ich kaum wahr, ihre Stimmen und das Gedränge verschwammen zu einem dumpfen Hintergrundrauschen. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht auf mein Umfeld achtete. Ein Fehler, den ich später bereuen sollte.

Plötzlich spürte ich, wie mich jemand grob am Arm packte und in ein Klassenzimmer zog.

Bevor ich richtig reagieren konnte, wurde ich mit voller Wucht gegen einen Tisch geworfen. Der Aufprall raubte mir den Atem, und ich hörte das scharfe Geräusch, wie jemand die Tür absperrte.

The devil's name is loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt