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Freitagabend machte sich meine Oma auf den Weg zu ihrem Bruder, und sie hatte sich schon darauf gefreut, das ganze Wochenende dort zu verbringen. Ich war erleichtert, dass es mir nach meiner Grippe wieder deutlich besser ging, und so konnte ich mich auch entspannt von ihr verabschieden.

„Wir sehen uns dann am Sonntag", sagte sie mit einem warmen Lächeln, bevor sie mich herzlich umarmte.

„Ja", murmelte ich und drückte sie zurück.

Mit einem kleinen Koffer in der Hand schlenderte sie langsam zu ihrem Auto, während ich ihr hinterherlief. Ich hob den Koffer und legte ihn in den Kofferraum. Als sie losfuhr, winkte ich ihr noch hinterher, bevor ich mich wieder ins Haus begab.

Die Kälte des nahenden Winters war deutlich zu spüren, die Luft war frisch, und die kahlen Bäume ließen erahnen, dass der erste Schnee bald kommen würde. Ich konnte sogar meinen Atem in der Luft sehen, als ich vor mich hinmurmelte.

„Na komm."

Hades, mein treuer schwarzer Schäferhund, folgte mir gemächlich ins Haus.

Drinnen angekommen, machte ich schnell ein Feuer im Kamin, denn die Kälte draußen drang schon spürbar ins Haus. Während das Feuer langsam zu knistern begann und die Wärme den Raum erfüllte, ging ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Ich setzte mich mit der Tasse in der Hand vor den Kamin und beobachtete fasziniert, wie die Flammen tanzten. Sie flackerten mal größer, mal kleiner, als würden sie atmen, und ich verlor mich in diesem hypnotischen Spiel des Lichts und der Wärme.

Stunden vergingen, während ich gedankenverloren ins Feuer starrte und mich in den beruhigenden Anblick vertiefte.

Plötzlich riss mich das schrille Klingeln der Tür aus meiner Trance.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits elf Uhr nachts war. Wer könnte um diese Zeit vor der Tür stehen?

Mit einem unguten Gefühl erhob ich mich und ging langsam zur Tür, Hades direkt hinter mir. Der Hund spitzte seine Ohren und begann zu wedeln, als ich die Tür öffnete. Vor mir stand Flo.

Ihre schwarzroten Haare waren zerzaust, und ihr Gesicht wirkte blass und erschöpft. Ihr weißes T-Shirt war schmutzig, und darüber trug sie eine halb geöffnete schwarze Weste. Ihr Rock war an der Seite leicht eingerissen, als hätte jemand daran gezogen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber bevor ich ein Wort herausbringen konnte, vergrub sie ihr Gesicht in meinem Shirt und begann, bitterlich zu weinen. Schluchzen schüttelten ihren Körper, und ich stand da, überwältigt von der plötzlichen Situation.

Meine Gedanken überschlugen sich.

Was war passiert?

Wer hatte ihr das angetan?

Und dann, ganz plötzlich, schoss mir der Gedanke an Marcel, ihren Freund, durch den Kopf. Bei der Vorstellung, dass er dahinterstecken könnte, verkrampften sich meine Muskeln, und ich knirschte unwillkürlich mit den Zähnen.

Flo drückte sich noch fester an mich, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Reden wollte sie sicher nicht. Ich zog sie sanft ins Haus und schloss die Tür hinter uns. Dann legte ich behutsam meine Arme um sie, als wollte ich sie beschützen, und senkte meinen Kopf auf ihren. In diesem Moment gab es keine Worte, die die Situation lösen konnten, nur das stille Versprechen, dass sie hier sicher war.

Nach und nach entspannte sie sich in meinen Armen. Ich spürte, wie das Zittern in ihrem Körper allmählich nachließ, und ihr Atem, der zuvor unruhig und hastig gewesen war, wurde langsam gleichmäßiger.

"Danke", kam es schließlich leise, kaum hörbar, von ihr.

Sie krallte sich noch immer fest in mein Shirt, als ob sie sich an diesem kleinen Stück Sicherheit festhalten wollte.

The devil's name is loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt