All Eyes on Me

Prolog

Ein Sturz und das Ende meines Lebens. In meinen Mundwinkeln klebt der Sand der Manege und ich will kotzen mir ist so schlecht. Überall ist Blaulicht und ca. 10 Sanitäter wuseln um mich und Jase herum. Genau kann ich es nicht sagen, alles tut weh. Sind die Zuschauer schon gegangen? Wo ist mein Vater? Jase? Wir liegen ungefähr 1,5m voneinander entfernt, aber die Rettungsleute versperren mir sämtliche Sicht. Mein Bein tut höllisch weh und mein Kopf dröhnt. Ich rufe Jase' Namen, doch er antwortet nicht. Oder höre ich es nicht? Habe ich überhaupt etwas gesagt? Oh, mein Kopf tut weh.

Ich sehe alles nur verschwommen, eine blonde Sanitäterin neben mir sagte etwas doch ich verstand sie nicht. Meine Aufmerksamkeit galt ganz der Silhouette meines besten Freundes, der gerade von einem muskulösen Mann auf eine Trage gelegt wurde. Jemand schrie, bis ich merkte, dass ich es war. Sie fuhren ihn hinaus und mein Kopf fing von den lauten Tönen so zu stechen an, dass ich zurück sackte. Ich spürte streichelnde Finger an meinem Arm. Und plötzlich wurde alles schwarz.

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~ 2 Monate später

Wenn ich die letzte Zeit etwas gelernt habe, dann das Verluste scheiße weh tun. Es fühlt sich so an als ob die Welt einem eine reinhaut. Immer und immer wieder. Und irgendwann ist man verblutet. Leer. So wie ich.

Jase ist tot. Er hat sich bei unserem Sturz das Genick gebrochen. Ich will schreien, kann aber nicht. Es ist so wie als hätte man mir meine Stimme genommen. Nein, man hat mir meinen besten Freund genommen und ich war schuld. Ich bin zu früh von dem Podest abgesprungen, er hatte sich noch nicht stabilisiert. Wir sind zusammen vor 2000 Zuschauern untergegangen.

Zwei sind gefallen, einer hat es überlebt. Schon wieder dieses Stechen im Herz. Kraftlos rieb ich mir über meine linke Brust. Zwei Monate ist es her, es fühlt sich aber nicht so an. Für mich war es gestern, mein Kopf spielt die Szene immer wieder ab, wie ein Mantra. Langsam sollte es eine beruhigende Wirkung haben. Sorgt aber dafür dass ich innerlich jeden Tag weiter breche.
Wie spät ist es eigentlich? Habe ich Hunger? Wann habe ich das letzte Mal etwas getrunken? Oh ich bin verloren.

Mit Jase' Tod bin ich auch gestorben. Ganz sicher, denn ich lebe nicht mehr. Ich bin nicht mehr hier. Schon seit 2 Monaten nicht mehr. Wann wache ich endlich aus diesem Fiebertraum auf? Wann bringt mir Jase endlich seine „Gute Besserungs-Blumen"? Die Blumen die ich jahrelang getrocknet und gesammelt habe. Morgen? Übermorgen? Ich warte einfach solange bis alles vorbei ist. Ich lasse meine Augen zu und schlafe. Es bringt nichts ich träume von dem Unfall Tag und Nacht. Es lässt mich nicht los. Wie als sage das Universum: Rhea du bist Schuld, wegen dir ist er tot.

In meinen schwachen Momenten, auch wenn das aktuell eher auf die ganze Zeit zutrifft wünschte ich, ich wäre statt ihm gestorben. In diesen Momenten weine ich. Die einzige Emotion die ich spüren kann. Es ist fast unglaublich, dass ich überhaupt noch etwas fühle. Ich bin taub. Alles ist taub...