Mein Wecker klingelte. Das schrille, unerbittliche Geräusch schien direkt in mein Gehirn zu schneiden. Mein erster Gedanke war ein unbestimmter Schock. Wie spät war es? Wann war ich überhaupt eingeschlafen?
Total benommen tastete ich nach dem vibrierenden Ding neben meinem Bett, die Augen noch halb geschlossen. Meine Finger fanden es, und ich drückte blind auf irgendwelche Tasten. Das Lärmen verstummte endlich, doch es hinterließ ein Echo in meinem Kopf.Mit einem tiefen, frustrierten Stöhnen setzte ich mich auf, der dumpfe Schmerz in meinem Kopf pochte im Takt meines Herzschlags. Ich fühlte mich schwer, mein Körper träge und erschöpft, als hätte ich die ganze Nacht keinen einzigen Moment Ruhe gefunden. Ein Blick in den Spiegel an der Wand neben dem Tisch bestätigte, was ich bereits fühlte. Mein Spiegelbild war ein einziges Chaos.
Dunkle Augenringe zogen sich unter meinen Augen entlang, tief und unerbittlich, wie Spuren von unzähligen schlaflosen Nächten. Meine braunen Haare standen in jede Richtung ab, als hätte ich einen stundenlangen Kampf im Bett hinter mir, und ich hatte nicht einmal die Mascara von gestern Abend entfernt. Verschmierte schwarze Flecken prägten mein Gesicht. Die Tränen von gestern brannten immer noch in meiner Erinnerung, und mein Gesicht trug die Überreste dieser elenden Stunden.
Ich ließ mich stöhnend wieder in die Kissen fallen. Warum war alles so anstrengend? Warum fühlte sich jeder Moment wie ein kleiner Kampf an? Ein paarmal wischte ich fahrig über mein Gesicht, als könnte ich mit einer simplen Bewegung die Müdigkeit und die Traurigkeit vertreiben. Natürlich funktionierte es nicht.
Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an, als ob er gegen den Schmerz kämpfte, der sich in mir ausbreitete. Der Kloß in meinem Hals erinnerte mich daran, wie viel ich gestern verloren hatte – oder zumindest, wie viel es sich anfühlte.Ich stand auf, obwohl jeder Teil von mir sich dagegen wehrte. Der Tag musste irgendwie weitergehen, auch wenn ich nicht wusste, wie.
Es gab nur eine Sache, die ich mir fest vornahm: Ich musste mich von ihm fernhalten. Von diesem Lackaffen, der gestern alles noch schlimmer gemacht hatte. Allein der Gedanke an ihn ließ mich innerlich zusammenzucken. Mein Magen drehte sich, und ich schluckte schwer. Das Schlucken war schmerzhafter, als ich erwartet hatte – als würde der Schmerz von gestern tief in mir nachhallen.
Die Tränen hatten ihre Spuren hinterlassen.Also stand ich auf, meine Beine fühlten sich noch träge an, als ich in meinem Hoodie und Unterwäsche Richtung Badezimmer tappte. Die Kälte des Bodens unter meinen Füßen brachte mich allmählich zu Bewusstsein. Anscheinend hatte ich es gestern Abend zumindest geschafft, meine Leggings noch loszuwerden, bevor ich ins Bett gefallen war und mir die Seele aus dem Leib geheult habe.
Ich knipste das grelle Badezimmerlicht an, das mir sofort in den Augen brannte, und blinzelte gegen das plötzliche Licht an. Ein kurzer Blick auf die Uhr – 06:59 Uhr.
Ich seufzte leise. In etwa einer Stunde würde es Frühstück geben, und vorher half ich Lorenza wie jeden Morgen beim Decken der Tische und Vorbereiten des Essbereichs. Es war eine Routine, die sich still und zuverlässig in meinen Tagesablauf eingefügt hatte. Morgens gab es meist nur wenige Helfer, und ich meldete mich freiwillig. Nicht nur, weil ich es mochte, Lorenza zu unterstützen, sondern auch, weil die ruhigen Morgenstunden eine Art Zufluchtsort waren. Sie waren friedlich, ohne den Trubel und die Hektik, die später am Tag einsetzen würden.
Ich sah mich im Spiegel an, mein Gesicht immer noch leicht verschwommen von der Müdigkeit. Meine Haare waren eine zerzauste Katastrophe, also band ich sie hastig zu einem einfachen Zopf zusammen. Die Überreste des Make-ups von gestern klebten noch immer in den Ecken meiner Augen. Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, ließ es über meine Haut laufen und fühlte, wie ich langsam etwas wacher wurde. Die Schminke verschwand mit jedem weiteren Waschgang, bis mein Gesicht endlich sauber war. Es fühlte sich gut an, dieses letzte Stück von gestern loszuwerden.
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All Eyes on Me
Teen FictionRhea Velaris' Leben im Royal Circus wird von einem schrecklichen Unfall erschüttert, der ihrem besten Freund und Manegenpartner das Leben kostet. Der Zirkus steht kurz vor dem Ruin, als ihr Vater den neuen Artisten Xilian Noxville engagiert - den Ma...