Kapitel 14

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Vincent

Seufzend inhaliere ich den letzten Zug meiner Kippe, bevor ich sie auf dem Balkongeländer ausdrücke. Die kleine Rauchfahne steigt träge in den Himmel und mischt sich mit dem grauen Vorhang aus Wolken, die über den Dächern der Häuser hängen.  Obwohl es heute noch nicht geregnet hat, zeichnet sich genau wie gestern ein grauer Schleier über meinem Kopf ab, der das Licht der Sonne verschluckt und aussieht, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis es wieder wie aus Eimern schüttet. Ich puste den Rest Rauch in die Luft und vergrabe meine Hände in der Tasche meines Kapuzenpullovers und löse mich von der kalten Hauswand, an der ich bis eben gelehnt habe. Der Wind fährt unangenehm unter die Kleidung und lässt mich frösteln, doch statt mich wieder nach drinnen zu bewegen, schiebe ich die Hände nur etwas tiefer in die Tasche, denn irgendwie genieße ich die Ruhe gerade. Einfach nur auf dem Balkon stehen, rauchen und einen kurzen Moment, in dem ich mich nicht der Realität stellen muss und so tun kann, als ob das alles ganz weit weg wäre, genießen. Dabei hatten mich die 15 ungelesenen Nachrichten auf meinem Handy vorhin erst vom Gegenteil überzeugt. Wahrscheinlich hatte ich das Gerät deswegen auch schnell wieder ausgeschaltet und mich wieder erfreulicheren Dingen, wie der hübschen Brünetten in meinem Bett gewidmet. Die Nacht mit Lena war kurz und intensiv gewesen, auch wenn ich es wirklich nicht darauf angelegt hatte sie so schnell wiederzusehen, aber nachdem ich ihr im Café meine Nummer gegeben und mich schließlich auf den Rückweg nach Hause gemacht hatte, hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie sich noch am gleichen Abend melden würde. Vor allem nicht nach der Ansage, dass ich ihr erstmal beweisen müsste, dass ich nicht nur wegen eines schwarzen Kaffees im Café auftauchen würde. Aber offenbar hat sie sich nach einem kurzen Nachrichtenaustausch doch umentschieden. Ich würde ja gern behaupten, dass mein Charme hier ausgereicht hat, um sie doch vom Gegenteil zu überzeugen, und ihre anfängliche Skepsis fallen zu lassen, aber wahrscheinlich war es eher die Aussicht auf einen amüsanten Abend ohne viel nachzudenken. Und das konnte ich bieten. In vielerlei Hinsicht. Auch wenn wir nicht direkt zu mir, sondern erst in eine Bar gegangen waren, unter dem Vorwand, dass es um diese Uhrzeit “zu spät für einen Kaffee” gewesen wäre. Wir hatten eine ganze Weile geredet. Über Musik, das Studium und ihren Job im Café. Lena selbst hatte mir erzählt, dass sie im Café arbeitete, um ein bisschen Geld für das Studium zu sparen, was sie im nächsten Frühjahr anfangen wollte. Sie hatte eine Ausbildung im IT Bereich gemacht und dann ein Jahr lang gejobbt. Ich hatte von meinem Studium erzählt, von der Band und dem New Noise Bash und dabei hatten wir das ein oder andere Bier getrunken, und waren schließlich ...irgendwie in meinem Bett gelandet. Nicht dass mich das besonders überrascht - aber Lena ist nicht nur hübsch, sondern auch lustig. Vielleicht hatte ich deshalb auch nicht sonderlich lange darüber nachgedacht, ob es eine gute Idee wäre, sie mit zu mir zu nehmen. Aber der Alkohol und die gute Stimmung waren wohl Totschlagargument schlechthin.
Normalerweise ist das nicht meine Art, denn jedes Mal wenn ich eine Frau mit nach Hause genommen hatte, brachte der Morgen danach mehr Probleme mit sich als mir eine Nacht Spaß wert war.
Die Nacht mit Lena war …..genau das, was ich gebraucht hatte. Kein Drama, keine unnötigen Fragen. Einfach nur ein Moment, in dem ich mich mal nicht mit dem Mist beschäftigen musste, der sonst in meinem Leben abgeht. Ganz davon abgesehen dass der Sex den wir hatten nicht schlecht war. Es war schön und  unkompliziert, zumindest bis ich mir heute morgen eine Standpauke anhören durfte, die auch hätte von meiner Mutter stammen können. Allein der Gedanke an Tessas Auftritt an diesem Morgen lässt mich genervt die Augen verdrehen und erneut einen Anflug von Ärger in mir hoch brodeln. An ihre dummen Sprüche und das ganze Mi mi mi, habe ich mich ja inzwischen schon gewöhnt, aber auch wenn ich Tessa für mich als die Nervensäge vom Dienst abgestempelt habe, verstehe ich immer noch nicht, wieso zum Fick sie glaubt sich in mein  Liebesleben einmischen zu müssen und deswegen noch so ein riesen Fass aufzumachen! Schließlich habe ich sie weder gezwungen, in unsere WG zu ziehen, noch Lena und mir beim Knutschen zuzusehen. Dass sie eine verbitterte, sexuell frustrierte Spießerin ist, ist schließlich nicht mein Problem. Allerdings wäre sie wahrscheinlich noch mehr an die Decke gegangen, wenn ich sie darauf hingewiesen hätte, dass es ihr wahrscheinlich gut tun würde, mal wieder zu vögeln, einfach, weil sie dann vielleicht wenigstens einmal erträglich wäre. Im Gegensatz zu ihr, hätte ich sie wahrscheinlich sogar beglückwünscht, aber so wie ich Tessa kenne, müsste ich nur das Wort Penis in den Mund nehmen und sie würde knallrot anlaufen und peinlich berührt wegschauen. Soviel noch mal zum Thema, dass ich kindisch sei.
Ich schnaube leise und vergrabe meine Hände tiefer in den Taschen meines Kapuzenpullovers. Warum denke ich überhaupt gerade jetzt darüber nach?
Kopfschüttelnd drücke ich die Balkontür auf. Das leise Knarren der Dielen unter meinen Füßen, als ich wieder ins Innere der Wohnung trete, ist mir schon so vertraut, dass ich es wahrscheinlich eher vermissen würde, wenn es plötzlich nicht mehr da wäre.
Vielleicht gilt das gleiche für die Sache mit Erik, denn während ich in den letzten Tagen, wo ich mir selbst so viel wie möglich an Aufgaben aufgehalst hatte, einfach um irgendwie der Situation zu entkommen, die Zuhause herrscht. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weigere ich mich vielleicht immer noch ein klein wenig zu akzeptieren, dass Erik wirklich ausgezogen war. Die Bilder hängen vielleicht noch am Kühlschrank, aber Eriks Zimmer ist inzwischen mintgrün, ein Indiz dafür, dass mich vermuten lässt, dass Tessa nicht in den nächsten Monaten ausziehen wird - wobei es hier weniger um den Krawall Kobold geht, der auf meinen Nerven herum hüpft, wie auf einer Slackline, seitdem er eingezogen ist, sondern vielmehr um die Tatsache, dass ein Teil von mir immer noch damit rechnet ,dass ich eines Morgens aufwachen und feststellen würde, dass ich schlecht geträumt hatte. Dass Erik eigentlich gar nicht ausgezogen war und alles beim Alten blieb. Dass wir immer noch eine Dreier - WG waren, abends viel zu spät Pizza bestellten, weil jeder von uns vergessen hatte einzukaufen, spontane Jam Sessions im Wohnzimmer veranstalteten und bis in die Nacht Mario Kart zockten. Nicht, dass ich es Erik nicht gönnen würde, glücklich zu sein, vor allem, weil ich Sarah schon seit der Schule kenne. Es hatte Ewigkeiten gedauert bis die beiden sich eingestanden hatten dass sie mehr als Freunde füreinander waren aber seitdem waren sie unzertrennlich. Und auch wenn es ein paar Hochs und Tiefs gab waren die beiden womöglich das einzige Paar von dem ich überzeugt behaupten würde dass es sowas wie ‘wahre Liebe’ nicht nur in Filmen gab. Auch wenn das eigentlich nicht meiner Überzeugung entspricht, aber hey, Ausnahmen bestätigen die Regel. Außerdem ist Sarah ein Sonderfall.
Wir sind zusammen aufgewachsen und ich könnte mir niemand besseren an Eriks Seite wünschen - und doch fühlt es sich komisch an zu wissen, dass alles, was wir uns in den letzten Jahren zusammen aufgebaut haben, plötzlich vorbei ist. Das mag ein wenig melodramatisch klingen, wenn man bedenkt, dass wir uns immer noch in der Uni oder zum Proben treffen, aber es ist nicht dasselbe. Mal davon abgesehen, dass nicht nur mir aufgefallen ist, dass Erik sich in letzter Zeit anders verhält. Davon abgesehen, dass er ständig irgendwelche Sachen vergisst oder zu spät kommt, entfällt ihm manchmal auch, dass wir überhaupt verabredet waren. Die halbgaren  er dann hinterher schob, machten es aber meistens nicht besser. Im Gegenteil.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, während mein Blick für den Bruchteil einer Sekunde über die Fotos gleitet, mit denen Aaron irgendwann mal angefangen hatte, die Wand zu tapezieren. Damals fand ich das lächerlich, aber jetzt fühlt es sich fast an, als würden mich die Bilder verhöhnen, denn zu sehen, dass vor ein paar Monaten noch alles beim Alten war, sorgt für ein seltsames Ziehen in meinem Bauch. Entschlossen schüttle ich den Kopf und öffne den Kühlschrank, als könnte ich meine Gedanken damit beiseite wischen und werfe einen Blick in die gähnende Leere, denn bis auf irgendwelches Grünzeug, dass definitiv nicht Aaron oder ich dort gelagert haben, ein Gurkenglas, das was weiß ich wie lange schon dort vor sich hin schimmelt und ein paar Dosen Bier und Energy Drinks ist die Ausbeute eher spärlich. Mit einem resignierten Seufzen schnappe ich mir eine der bunten Energy Dosen, bevor ich der Tür mit dem Fuß einen Stoß versetzte. Ich bin übermüdet, anders kann ich mir nicht erklären, dass ich jetzt über so eine sentimentale Scheiße nachdenke, denn es ist weder jemand gestorben, noch ist Erik plötzlich nach Australien ausgewandert.
Die Dose gibt ein leises Zischen von sich, als ich das Getränk öffne und den ersten Schluck des kalten Getränks nehme. Der Zucker fühlt sich klebrig in meinem Mund an, sorgt dafür, dass ich kurz das Gesicht verziehe, nur um noch mal mit einem Schluck nachzuspülen. Vielleicht würde das Koffein helfen, mich wieder auf andere Dinge zu konzentrieren. Aber zuerst hätte ich wohl eine Dusche nötig. Ich bin schon halb über den Flur und nehme Kurs auf mein Zimmer, als mein Blick plötzlich auf Tessa fällt. Abrupt bleibe ich stehen. Der brünette Lockenkopf steht ein wenig unschlüssig vor meiner Tür. Sie starrt auf das Holz, als würde dort die Antwort auf die großen Fragen der Welt geschrieben stehen, macht aber keine Anstalten irgendetwas zu tun, außer unruhig von einem auf den anderen Fuß zu treten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass Tessa nervös ist.
Schließlich holt sie tief Luft, strafft die Schultern und hebt die Hand, um zu klopfen. Ein paar Sekunden beobachte ich sie, löse mich dann aber aus meiner Position.
“Suchst du jemanden, Curly?”
Tessas Kopf schießt zu mir herum. Ihre blauen Augen weiten sich überrascht, als sie mich kurz anstarrt wie ein Kind, dass man vor dem Essen mit einer Hand in der Keksdose erwischt hat, bevor ihre Wangen eine zarte Röte annehmen, als sie einen Schritt zurück stolpert. “Oh…ich …Ehm also. Doch statt sie damit aufziehen, mustere ich sie nur unbeeindruckt und lehne mich gegen den Türrahmen und verschränke die Arme vor der Brust. “Wenn du hier bist, um eine Beschwerde aufzugeben, muss ich dich enttäuschen, das Büro Baker hat heute geschlossen. Aber vielleicht sollte ich für solche Fall einen Briefkasten einrichten…”
Tessa verzieht das Gesicht. Ihre Verlegenheit weicht einer Mischung aus genervter und herausfordernder Miene. „Sehr witzig, Vincent. Vielleicht bin ich ja gar nicht wegen dir hier, sondern weil ich …“ Sie stockt, und ihr Blick flackert kurz zu meiner Tür, bevor sie schnell wieder zu mir schaut.  „Weil ich etwas mit Lisa besprechen wollte, was ich vorhin vergessen habe.“
Ein Grinsen zupft an meinem Mundwinkel. „Klar doch, sie heißt übrigens Lena.“ Ich lehne mich etwas mehr gegen den Türrahmen und mustere sie aufmerksam. „Hat das 'Vergessene' zufällig irgendwas mit mir zu tun?“
Tessa presst ihre Lippen so fest zusammen, dass die Farbe für einen Moment daraus entweicht. Ihr Blick wird starr, als hätte sie darauf wirklich keine Antwort, oder sie weigert sich schlichtweg, eine zu geben. Schließlich schüttelt sie nur den Kopf und verschränkt die Arme vor der Brust. „Muss alles immer um dich gehen?“
„Direkt vor meinem Zimmer? Ja, irgendwie schon,“ entgegne ich gelassen. “Oder bist du über Nacht Number One Fan unserer Band geworden und willst ein Autogramm? Lebe ich mit meinem eigenen Groupie zusammen?” Tessa schnauft und verdreht die Augen. “Davon träumst du.” Murrt sie.
Ich seufze. “Na komm schon, Tessa, raus mit der Sprache. Was wolltest du Lena sagen? Sie ist leider schon weg, aber ich richte es ihr gern aus. Außer du hast es dir anders überlegt.”
Tessa wirft mir einen trotzigen Blick zu, hebt das Kinn und strafft erneut die Schultern, als würde sie sich selbst daran erinnern, warum sie überhaupt vor meiner Tür steht. „Schön. Ich wollte mit dir reden. Über … über das, was heute morgen war.“ Sie senkt ihre Stimme leicht und blickt zur Seite, bevor sie mich wieder anschaut. „Über Lena und … das ganze Theater.“
Die Röte in ihren Wangen nimmt zu, aber ihre Augen funkeln entschlossen. Ich hebe eine Augenbraue, doch meine Stimme bleibt betont ruhig. „Ach, darüber? Ich dachte, das wär für dich abgehakt. Du hast deinen Standpunkt sehr deutlich gemacht.”
„Offensichtlich nicht,“ erwidert sie trocken und verschränkt die Arme noch fester vor ihrem Oberkörper, fast so, als könnte sie sich nur so zusammenhalten. Fragend runzle ich die Stirn. „Aber …“ Sie zögert, bevor sie etwas leiser weiterspricht, „… ich war nicht ganz fair zu dir. Es war ... irgendwie kindisch. Und…” sie seufzt tief und fährt sich durch die Haare. Ihre Augen huschen über mein Gesicht, ehe sie wieder zu Boden blickt. Die nächsten Worte, die ihre Lippen verlassen sind kaum zu verstehen, dafür kann ich dabei zusehen wie Tessa mit sich zu ringen scheint. “Es…ich wollte…..also, ich wollte….es..….es war ….nicht so gemeint.”
Einen Moment herrscht Stille zwischen uns, dafür scanne ich Tessas Gesicht, als ob sie jeden Moment in ein Lachen ausbrechen könnte, nur um mir direkt unter die Nase zu reiben, dass sie mich komplett verarscht hatte. Doch es kommt nichts. Tessa bleibt still, starrt weiter auf ihre Fußspitzen und knibbelt unruhig am Saum ihres Pullis herum.
Ich blinzle.
Habe ich mich möglicherweise verhört? Oder bin ich in einer obskuren Version der versteckten Kamera gelandet? Denn dass Tessa Davis sich tatsächlich für etwas bei mir entschuldigt, liegt weiter in meinen Träumen entfernt als die Vorstellung, dass sie wirklich ein Fan unserer Musik werden könnte. Trotzdem bemühe ich mich um einen neutralen Gesichtsausdruck, als ich mich etwas aufrichte und nur ausdruckslos: “Aha. Und was davon war nicht so gemeint? Der Part wo du mich als rücksichtslosen Wichser bezeichnest oder, dass dir die Frauen leid tun die auf mich Arschloch reinfallen?”
Tessas Kopf hebt sich ein wenig. Selbst zwischen den Strähnen die ihr uns Gesicht fallen sehe ich deutlich, wie ihre Wangen eine tiefere Röte annehmen. Sie zieht die Luft durch die Zähne, als würde sie gegen den Drang ankämpfen müssen, mir eine Antwort an den Kopf zu schleudern. Aber diesmal bleibt sie erstaunlich ruhig und atmet tief durch, ehe sie wieder das Wort ergreift: „Beides,“ murmelt sie schließlich und sieht mich mit einem ernsten Blick an. „Ich… hab überreagiert. Es war unfair von mir, dich so hinzustellen, obwohl ich in diesem Augen keine Berechtigung dazu hatte.“ Sie schaut kurz zur Seite, als hätte es sie Überwindung gekostet, das zuzugeben, und fährt sich unruhig mit einer Hand durch die Locken, nur um dich eine Strähne um den Finger zu zwirbeln. „Ich weiß, ich hätte das nicht sagen sollen. Es war einfach… keine Ahnung, ich war in dem Moment einfach wütend und du, du bist-” sie bricht ab, hebt die Hand und schüttelt den Kopf als würde sie sich selbst zum Schweigen bringen wollen.
“Ich bin was?” Bohre ich nach, beuge mich etwas nach vorn nur um Sekunden später Tessas eisblauen Augen zu begegnen, allerdings wirken sie nicht so kühl wie sonst. “Wir hatten einen beschissenen Start.” Erklärt sie stattdessen ruhig, ohne auf meine Frage einzugehen. “Und ich gebe zu, dass ich” sie holt noch mal tief Luft und schaut mich an, als würden die nächsten Worte nur schwer über ihre Lippen kommen: “…..nicht ganz unschuldig daran bin.”
Ich blinzle überrascht, aber versuche, mir nichts anmerken zu lassen. „Wirklich? Little Miss Perfect höchstpersönlich entschuldigt sich? Bei mir?“ Ich schüttle den Kopf und lache leise ohne den spöttischen Ton ganz aus meiner Stimme nehmen zu können. „Das ist ja fast schon rührend. Vielleicht ist das der Tag, den ich mir im Kalender rot markieren sollte, immerhin passieren solche Wunder nicht jeden Tag, könnenbwir vielleicht ein Foto von diesem Denkwürdigen Augenblick machen?” Frage ich und mache eine Geste mit der ich andeute mein Telefon aus der Tasche zu ziehen.
„Mach dich nicht lustig,“ zischt sie, ihr Blick wird scharf, doch ich sehe, wie schwer es ihr fällt, die Fassung zu bewahren. „Ich versuchebmich gerade wirklich bei dir zu entschuldigen Vincent und du machst es mir nicht gerade leichter!”
Wahrscheinlich wäre es lustig sie noch ein bisschen zappeln zu lassen. Aber im Grunde würde ich damit nur bestätigen, dass ich ein ziemliches Arschloch und ein verdammter Wichser bin also seufze ich und lasse resigniert den Kopf nach vorn fallen.
„Okay, okay.“ Ich hebe beschwichtigend die Hände und lehne mich etwas zurück. „Keine Späße. Ich hör zu.“
Tessa beißt sich auf die Unterlippe und sieht mich lange an, als würde sie abwägen, ob sie noch mehr sagen will, oder ob ich ernst gemeint habe, was ich gerade von mir gegeben habe. Schließlich schüttelt sie den Kopf und seufzt. „ Okay, wie schon sagte, wir zwei hatten einen schlechten Start. Sind wir ehrlich: Du willst nicht, dass ich hier bin,” ich will den Mund öffnen um zu protestieren, doch der brünette Lockenkopf wimmelt mich mit einer Handbewegung ab und spricht einfach weiter: “Und ja, ich habe Aaron lieb, aber ich bin auch nicht besonders scharf drauf auf ewig mit euch beiden in einer WG abzuhängen. Aber wir können die Situation nun mal nicht ändern. Und ich…” sie atmet frustriert auf, “Ich will einfach, dass wir nicht ständig aneinander ecken. Dieses Drama… Es nervt mich genauso wie dich.”
Ich nicke langsam und spüre, wie mein Gesichtsausdruck langsam von spöttisch zu resigniert wird. Ich seufze leise und massiere kurz meine Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. Dann sehe ich sie wieder an. „Also, wenn ich das richtig verstehe, willst du, dass wir jetzt die Waffen niederlegen und so tun, als wären wir zwei normale, friedlich koexistierende Mitbewohner? Keine Sticheleien, keine Kommentare, keine Dramen?“ Ich schüttle den Kopf, kann mir ein sarkastisches Grinsen nicht verkneifen. „Klingt fast langweilig, wenn du mich fragst. Zumal das Drama nicht von mir ausgeht.“
Tessa seufzt und fährt sich genervt durch die Locken. „Ich meine das ernst, Vincent.“
„Ja, das sehe ich,“ antworte ich und lehne mich ein Stück zurück, den Blick skeptisch auf sie gerichtet. Irgendwie ist es verdammt schwer, sie nicht ein wenig auf die Probe zu stellen, sie zappeln zu lassen. Ich meine, das hier ist schließlich Tessa.
“ Aber dich zu ignorieren hat bisher so semi funktioniert, denn als ich versucht habe dit aus dem Weg zu gehen bist du trotzdem von meiner Tür gelandet. ” sage ich und lege den Kopf zur Seite. “Wir wohnen zusammen, wir können nicht so tun, als würde der andere nicht existieren. Spätestens wenn es darum geht, ob morgens das Bad frei ist, müssen wir miteinander reden.  Also, wie  soll dieser Waffenstillstand deiner Meinung nach aussehen? Machen wir jetzt einen auf beste Freunde und gehen wir zusammen Blumen pflücken, Einhörner streicheln und flechten uns Zöpfe?” Sie spannt die Kiefer an. Ich kann sehen, dass ich mit meinem Kommentar einen Nerv treffe, doch statt sich aus der Ruhe bringen zu lassen, wie ich es eigentlich von Tessa erwartet hatte, schnauft sie nur leise und schüttelt dann den Kopf. “Wir könnten damit anfangen, den anderen ernst zu nehmen, wenn er etwas sagt. Und nur zur Info: Einhörner gibt es nicht und fürs Blumenpflücken, bist du ungefähr drei Monate zu spät dran. Außerdem stehe ich nicht so auf diesen Mädchenkram, aber wenn du so scharf darauf bist, könntest du ja am Wochenende die Augen Patches und Gesichtsmasken mit zu meiner Einzugsparty bringen. Würde dir bestimmt gut stehen.”
Ich erwidere ihren Blick stoisch. "Nein danke, kein Bedarf. Das mache ich lieber mit meinen Mädels alleine - aber gut dass du mich nochmal daran e

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 28 ⏰

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