Prolog
„Was?"
Sie beugte sich zu ihm herüber und schenkte ihm einen verachtenden Blick. Sie wusste, dass sie ihn aufregte. Und sie genoss jede Sekunde in vollen Zügen. Sie formte ihre Lippen zu einem Lächeln und sah, wie die Wut in ihm stieg.
„Verdammt noch mal, Kate. Reiß dich zusammen. Du bist zu weit gegangen. Das ist kein dummes Spiel mehr. Wo ist Marie?“
„ Genau, wo ist Marie? Vielleicht sollten Sie in Ihrem Schlafzimmer nachgucken, dort fühlt sie sich ja besonders wohl.“
Sie wusste, dass sie ihn hatte. Sie wusste, dass er kurz davor war, auszurasten. Aber sie hörte nicht auf. Er hatte es verdient. Auch wenn es sie selbst verletzte, hatte er es verdient.
„Sie sollten sich vorher überlegen, mit wem sie ins Bett steigen. Vor allem, in welchem Alter sich die Person befindet, Herr Grey. Dann würde so was nicht passieren. Dann wäre Marie jetzt noch da. Und sie müssten hier nicht so ein Theater machen.“
Kate sah, wie sein Auge anfing zu zucken. Sie hatte ihn. Er stand auf, und im nächsten Moment lagen auch schon die Bücher auf den Boden, die zuvor alphabetisch geordnet im Regal standen. Und er fing wieder an zu reden. Nur, dass er jetzt schrie.
„Kate! Verdammt nochmal komm zur Besinnung. Was sollen deine Spielchen? Was soll dieser Scheiß?!“
„Achtung, Sie dürfen nicht vergessen wär sie sind, Mister Grey. Sie sind ein Lehrer. Ein Lehrer. Sie sollten dringend an ihrer Ausdrucksweise arbeiten. Und wenn sie schon dabei sind, nehmen sie sich doch gleich ihren Geschmack was Frauen anbelangt vor oder sollte ich lieber Mädchen sagen?“
Er fuhr sich durch seine braunen Haare, die eigentlich viel zu modisch für einen Lehrer geschnitten waren. Kate wusste noch genau, wie es ihr am ersten Schultag auffiel. Wie der junge Lehrer herausstach. Wie alle Mädchen sich in ihn verknallt hatten. Wie Marie von ihm geschwärmt hatte. Wie alles noch in Ordnung war. Sie konnte sich an alles noch erinnern als wäre es gestern. Und dabei lag so viel dazwischen. So viel, dass sie gar nicht mehr glauben konnte, dass es erst ein Jahr her war. Aber das war es. Es war einfach zu viel passiert. Freunde waren Feinde geworden, brave Mädchen wurden böse und Lehrer und Schüler waren auf einmal ein Liebespaar. So viele Dinge waren falsch gelaufen. So viele Dinge, die verboten waren, waren passiert. Kate schmerzte jeder Gedanke daran, sich Marie und Grey als Paar vor zu Stellen. Allein der Gedanke daran, wie sie sich küssten, machte sie Wahnsinnig. Grey war Maries Lehrer. Ihre Beziehung sollte nicht existieren. Aber Kate hatte sich nicht eingemischt. Wie sollte sie es auch. Sie hatte es versucht. Aber sie konnte keine guten Argumente bringen, die Marie, ihre ehemals beste Freundin dazu bringen würde, ihn zu verlassen. Nicht, ohne Dinge preis zu geben, die nie preisgegeben werden sollten. Nie. Und Kate hatte nichts gegen Marie. Nie hätte sie ihr etwas getan. Doch sie hatte etwas gegen ihn. Und deshalb genoss sie es, ihn leiden zu sehen. Sie wusste, dass sie Marie dadurch nur noch mehr in Gefahr brachte. Und doch genoss sie es. Sie genoss es zu sehen, wie die Verzweiflung in seinen Augen stieg. Sie wusste, dass er sie nicht liebte. Er hatte Marie nie geliebt. Aber Marie hatte ihn geliebt. Sie liebte ihn immer noch. So sehr, und er nutze sie nur aus .Sie konnte es nicht ertragen sie so gespielt glücklich zu sehen und deshalb hatte sie Marie verloren. Das würde sie Grey nie verzeihen. Er verdiente es, zu leiden. Es ging ihm sowieso nur darum, wie er die Sache regeln konnte, ohne dass irgendwer Verdacht schöpfen könnte. Er verdiente es, zu leiden bevor er die Wahrheit erfahren würde.
„Hören sie zu, Mr. Grey. Ich weiß dass sie Marie die ganze Zeit nur etwas vorgespielt haben. Sie sind ein richtiger Arsch von Lehrer. Sie hätten es verdient jetzt an Maries Stelle zu sein. Ihnen geht es nur um sich. Ihnen ist es doch egal was mit Marie ist. Also tuen sie nicht so verdammt Scheinheilig. Sie haben alles kaputt gemacht. Hören Sie? Alles!“
Er lachte. Es war ein kurzes Lachen, aber er grinste weiter
„Was, hab ich dich verletzt? Oder nein, warte. Habe ich Marie verletzt? Komm schon Kate, Sie hat es doch gewollt. Sie war selber schuld. Sie war einfach naiv zu glauben, dass ich mich für sie interessieren würde. Aber dass hier, Kate, das ist ernst. Es geht nicht um dich oder um mich es geht um Marie. Darum wo du sie hingebracht hast. Also hör auf irgendwelche Geschichten zu erzählen und rede.“
„Es geht also um Marie? Ist das ihr Ernst? Sie versuchen doch nur fein aus dieser Sache rauszubekommen. Weil Marie bevor sie verschwunden ist, bei ihnen war. Hier in diesem Haus. Ja. Ich weiß dass sie hier war. Und wenn das die Polizei rauskriegt, sind sie ihren Job los und landen im Knast. Also hören sie auf, mir zu erzählen, es würde um Marie gehen. Es ging nie um Marie. Das einzige, was sie interessiert, sind sie. Sie und wie Sie dastehen.“
„Respekt. Du bist gar nicht so dumm wie ich dachte. Wie lange hast du gebraucht um das rauszubekommen? Fünf Stunden? Aber eins kann dir sicher sein: Wenn du der Polizei auch nur ein Wort davon erzählst, bist du dran, Kate. Das willst du doch nicht riskieren, oder? Ich meine, eine 5 in deinem Spitzenzeugnis würde sich doch echt gut machen, findest du nicht?“
„Ich hatte nie vor es jemanden zu erzählen, aber jetzt, wo sie e erwähnen? Ich hätte mehr als genug zum Erzählen, finden sie nicht auch? Maries Geschichte ist ja nur ein kleiner Teil von dem, was sie verbrochen haben. Ich fass es einfach nicht. Ich weiß nicht, warum sich Marie auf sie eingelassen hat. Was haben sie ihr versprochen? Eine gemeinsame Zukunft? Eine 1? Haben sie ihr gesagt dass sie sie lieben, bevor sie ging? Schön, dass sie ein geheucheltes „Ich liebe dich“ gehört hat. Es wird vielleicht ihr letztes sein.“
„Wenn du mir endlich sagen würdest, wohin du sie gebracht hast, wird es das nicht sein, und unsere kleine Marie wird später nur das Beste bekommen. Das hat sie verdient, nicht wahr? Also rede endlich!“
Durch den Sarkasmus in seiner Stimme hatte Kate das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
„Nein, so leicht mache ich es dir nicht“, dachte Kate sich, riss sich zusammen und setzte ihr breitestes Lächeln auf. Sie stand auf und richtete sich vor ihm auf. Blickte ihm in seine dunklen Augen und lachte einmal schrillend auf, bevor sie ihre Miene eiskalt verzog.
„ Oh Mr. Grey… Sie haben mich zu dieser Person gemacht und wissen trotzdem nicht, wie sie mit mir umgehen müssen? Sie haben nicht so viel im Kopf wie ich angenommen hatte. Ich hätte sie für schlauer gehalten.“ Kate verzog ihr Gesicht erneut zu einem Grinsen, ließ Mr. Grey aber nicht aus den Augen. Sie legte beide Arme auf seine Schultern und drückte ihn nach unten, sodass sich sein Gesichte direktvor ihrem befand.
„Naa, erinnert sie diese Situation an Anfang des Jahres? Nein, ich habe es nicht vergessen. Und sie… du bestimmt auch nicht. Nur bin ich nicht mehr die kleine brave Kate. Was ich dir zu verdanken habe. Dir und Marie. Ich hoffe, die nächsten Stunden werden ein Albtraum für dich, denn…“
Kate atmete tief ein und aus, und ihr Gesicht wurde wieder eiskalt.
Sie verzog ihr Gesicht erneut doch diesmal waren es Angst und Besorgnis, die ihr Gesicht zierten.

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Just the half of the Story
RomanceKate umklammerte ihren Körper und ließ ihre Tränen freien Lauf. Das heiße Wasser aus der Dusche prasselte auf ihren Körper und sie merkte jetzt schon, dass sie es mit dem Training übertrieben hatten. Ihre ganzen Glieder schmerzten und sie hatte das...