Kap. 3: Es ist nicht okay.

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"Alles okay?"

Kate fuhr erschrocken zusammen, als sie die Stimme hinter sich vernahm.

Nicht noch das. Reicht es nicht,das sie total zusammenbrach? Nein, es musste sie ja noch jemand dabei erwischen? Schnell wusch sie sich die Tränen aus dem Gesicht und drehte sich um. Sie stockte, als sie sah, dass Grey, der neue Lehrer sie gefunden hatte.

"Ja, ja es ist alles okay", Kate versuchte,das ihre Stimme so selbstbewusst wie möglich klang. Was ihr nicht gelang. Eher das Gegenteil war der Fall. Den bei jeden Wort musste sie sich so zusammenreißen, nicht erneut loszuweinen, sodass ihre Stimme klang, als würde sie sich jeden Moment in Luft auflösen.

"Setzt dich. Kate, richtig?" erwiderte Grey daraufhin, während er fragend in Kates Richtung sah. Kate nickte und setzte sich erneut. "Ich weiß, du kennst mich nicht und ich wäre wahrscheinlich die letzte Person mit der du jetzt reden möchtest,aber wenn du so raus gehst, werden alle Fragen stellen."

"Danke für das Kompliment", erwiderte Kate und konnte sich dabei nicht ein Lächeln verkneifen, "aber ich muss zum Unterricht. Und um mein Aussehen kümmer ich mich später."

"Dass heißt, du wirst hier jetzt raus gehen, mit verschmierten Maskara und von Tränen glänzenden Wagen und dich in den Unterricht setzten?"

Grey Augen fixierten Kate, die auf einmal ganz weiche Knie bekam.

"Ja, so lautet mein Plan."

"Dann hast du aber nicht bedacht, dass dich der Lehrer den du jetzt hast, auch fragen wird, was los ist. Als ich dich gefragt habe, hast du kaum einen Satz aus dir raus gekriegt. Das willst du dir wirklich vor 25 Mitschülern antun?"

Er fixierte weiter ihren Blick und als Kate in seine Augen sah, konnte sie nicht anders,als erneut zu weinen. Warum ließ er sie nicht einfach gehen? Sie stellte sich die Frage, obwohl sie wusste, dass sie sich eigentlich nichts anderes wünschte.

"Nein das will ich nicht", antwortete Kate.

"Dann bleibst du jetzt erst Mal hier und ich gebe dir eine Entschuldigung mit, dass du mir bei etwas helfen musstest."

Bei der Wärme seiner Worte blieb Kate der Kloß im Hals stecken. Schon so lange war keiner mehr so nett zu ihr gewesen. Sie fing noch heftiger zu weinen und in der nächsten Minute fand sie sich in den Armen von Grey wieder, der nun vor ihr kniete und die Arme um sie geschlungen hatte. Kate realisierte gar nicht, was um sie geschah, jedoch war die Umarmung alles, was sie in diesem Moment brauchte und deshalb ließ sie sich in Grey Arme fallen und weinte nach langer Zeit hemmungslos wegen all der Dinge, die sie verletzten.

Kate wusste nicht, wie lang sie weinte, doch als sie damit aufhörte, war das Greys Hemd ganz durchnässt.

"Oh...", sagte Kate und und wischte sich die Tränen weg, "tut mir Leid".

"Kein Problem. Das ist zwar nicht so, wie ich meinen ersten Tag geplant habe aber ich habe noch ein weiteres Hemd bei mir."

Kate nickte. Es war, als hätte sie ihre Stimme durch das ganze weinen verloren.

"Und möchtest du mir erzählen, warum ich jetzt mit nassen Hemd herumlaufen werde?", Grey lächlte. Doch seine Augen fixierten Kate besorgt.

"Na ja also...", Kate atmete laut ein und aus. Sollte sie ihm die Wahrheit erzählen?

"Ich... ich habe manchmal das Gefühl das die Person, für die ich alles geben würde, für mich nicht mal einen Finger krümmen würde." Sie beobachtete Grey genauso eindringlich wie davor in der Stunde und wartete auf seine Reaktion.

"Dein Freund?"

Kate schüttelte den Kopf.

"Ich habe keinen Freund."

"Oh. Deine Freundin, diese... Maria?"

"Marie. Ja", Kate spürte wie ihre Stimme beim letzten Wort brach und sie versuchte, die erneut heraufkommenden Tränen zu unterdrücken.

"Nun, weißt du Kate, manchmal ist es besser, sich von Menschen abzuwenden, die einen verletzen. Ich weiß, sie ist deine Freundin, aber eine Freundin sollte deine Tränen trocknen und nicht verursachen."

Die Wärme und Wahrheit seiner Worte gaben Kate das Gefühl, ihr Herz würde zerrissen werden und sie begann erneut zu weinen. Sekunden später fand sie sich erneut in Greys Armen wieder. Kate wusste nicht wieso, doch seine Nähe gab ihr einen gewissen Halt, eine Sicherheit, ein gutes Gefühl. Sie hatte keine Ahnung woher diese Gefühle kamen oder was es bedeuteten, doch das Gefühl ließ sie für wenige Minuten alles vergessen.

Just the half of the StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt