x03

12 4 0
                                    

Hyunjin führte seinen Cousin ins Gästezimmer, was die Hwangs liebevoll für Seungmin hergerichtet haben. Seungmin stellte den Koffer ab, schaute sich einfach nur in sein zukünftiges Zimmer an. Sofort spürte er Angst. Hier war es fremd. Alles anderes als vertraut. Er wollte nach Hause. Jetzt sofort. Sonst würde die Angst nicht runtergehen, die Seungmin im Moment so intensiv in seinen Adern spürte. Er versuchte tief ein und aus zu atmen. Hyunjin setzte sich auf das Bett und lächelte seinen Cousin an. „Es freut mich wirklich, dich wieder zu sehen. Ich hab dich vermisst." Hyunjin hatte ihn wirklich vermisst, hoffte auf eine spaßige Zeit sowie früher. Doch das wird sich schwieriger heraus stellen, als erwartet. Das musste Hyunjin schmerzlich feststellen, als er sah, wie Seungmin wie eine Statue in der selben Stelle stand und panisch die Augen über den Raum glitt. „Hast du Lust irgendwas zu zocken? Ich hab da ein neues Spiel. Würde dir sicher gefallen. Ist ein wenig wie 'Call of the alien'. Erinnerst du dich noch daran? Es war dein Lieblingsspiel", sagte Hyunjin. Alles was er bekam, war ein müder Blick Seungmins.

„Weißt du was? Ich müsste das Spiel noch irgendwo haben! Lust auf eine Runde wie in früheren Zeiten?" Seungmin lies sein Kopf sinken und setzte sich langsam auf den Stuhl, der an einem Schreibtisch stand. „Hast du nichts besseres zu tun als mit mir zu reden?", fragte er bitter. „Freunde treffen oder mit deiner Freundin rumzuknutschen?" Seungmin wollte nicht so ignorant klingen, aber es war bereits zu spät. Die Worte waren bereits ausgesprochen. Hyunjin stand auf und musterte Seungmin traurig. „Nein, weil ich meine Zeit mit meinem Cousin verbringen will, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe." Hyunjin stellte sich vor Seungmin hin und legte die Hand auf seine Schulter. „Wieso hast du dich nicht mehr gemeldet? Ist was passiert?" Seungmin schüttelte Hyunjins Hand von seiner Schulter ab. Diese gelben Wände hier waren ihm zu viel, der helle Holzboden ebenfalls. Vor allem war ihn Hyunjin zu viel, der sich mit seiner Höflichkeit bei ihm einschleimen wollte. Er wusste doch, dass er keine Lust auf ihn hatte. „Nichts", sagte Seungmin und drehte seinen Kopf so, dass er vor dem Schreibtisch saß, um den sorgenvollen Gesicht von Hyunjin zu entfliehen. „Darf ich etwas alleine bleiben? Ich muss mich noch hier eingewöhnen", bat sein Cousin ihn. Hyunjin nickte und lies ihn alleine. Endlich war er weg. Alleine fühlte er sich sicher. Keine falsche Freundlichkeit, nur ehrliche Einsamkeit. Sie füllte den ganzen Raum aus, drang in ihm ein. Tief und schmerzvoll. Denn er musste daran denken, wie viel Spaß Hyunjin mit seinen Freunden hatte, während sie zockten. 

Seungmin begann seine Klamotten in den Schrank einzuräumen und seine vielen Bücher auf den Schreibtisch zu. Vorsichtig strich er über das Cover des obersten Buches. „Ach, du räumst ein? Hyunjin kann dir gerne dabei helfen." Chaeyong kam ins Zimmer. Sie sah, wie viele Bücher Seungmin mitgenommen hat. „Hayoon hat schon erzählt, dass du gerne liest. Welches ist dein Lieblingsbuch?", fragte sie den schüchternen Jungen. Seungmin überlegte nicht lange und holte 'Alice im Wunderland' hervor. Er hatte unzählige Stunden darin verbracht über Alices Abenteuer zu lesen. Die ganzen Charaktere faszinierten ihm. Die Grinsekatze, der Hutmacher. Einfach alles. „Das ist ein schönes Buch. Hey Seungmin, möchtest du etwas bestimmtes zum essen heute Abend? Was ist dein Lieblingsessen?"

„Ich hab keins", sagte Seungmin kurz, wollte lieber alleine gelassen werden. Chaeyong fing an von verschiedenen Gerichten zu erzählen, wo Seungmin sich einfach für eins dann entschied. Mit der Antwort zufrieden lies Hyunjins Mutter ihn alleine. Seungmin schaute auf das Buch in seinen Händen. Wie liebend gerne er in ein eigenes Wunderland verschwinden würde. Abseits von all den schlimmen Gedanken und  er Einsamkeit, die wie Gift durch seine Adern floss. Mit den Buch in der Hand setzte sich Seungmin auf das Bett und fing an zu lesen. Er war so vertieft in den magischen Handlungen der Geschichte, dass er nicht hörte, wie man ihn zum Abendessen rief. Erst als Hyunjin am Türrahmen stand und seinen Namen aussprach, hob Seungmin den Kopf. „Es gibt Abendessen." Der rothaarige Junge legte das Buch zur Seite und stand auf. Während des Abendessen fühlte sich Seungmin total fehl am Platz. Hier bei den Hwangs gehörte er nicht hin. Viel lieber würde er alleine sein und weiterlesen aber weil er für eine sehr lange Zeit hier bleiben wird, versuchte er sich nicht anmerken zu lassen, dass er nervös wurde, sobald man ihn was fragte. Seungmin war froh, als er es zu ende war und er den Rest des Abends noch Lesen durfte. Leider musste er morgen zur Schule, deswegen musste er auch bald wieder seinen Leseflow unterbrechen.

Gedanken über seine zukünftige Schule hielten ihn wach, ließen ihn keine Anzeichen von Müdigkeit spüren. Nervös rollte er sich zusammen, während er die Augen schloss. Vielleicht half es etwas, wenn er sich vorstellte bei Alice im Wunderland zu sein? Seungmin stellte sich eine Welt vor, die ganz anders war als diese hier. Dort wo er nicht nervös oder Angst verspürte, sobald man mit ihm redete. Irgendwann schlief er dann ein.

Tortare (Seungchan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt