27. Verheimlichungen

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***Gegenwart***

"Wie lange musstest du damals im Krankenhaus bleiben?", fragt Valerie nachdenklich.
Ich muss überlegen. "Nicht lange, ein paar Tage."

***Zeitsprung***

Felix P.O.V

Ich starrte die schneeweiße Zimmerdecke an & versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Sie hatten den Katheter endlich entfernt & somit konnte ich mich frei bewegen, was ich auch ausnutzte, indem ich gefühlte alle fünf Minuten auf dem Balkon verschwand & eine rauchte. Die Zeit zog sich nur so dahin, manchmal sahen Schwestern nach mir & brachten mir Essen, doch das waren so ziemlich die einzigen menschlichen Kontakte die ich hatte. Sie behandelten mich wie ein zerbrechliches Ei, verpackten jede Aufforderung in eine anneinanderreihung von freundlichen Flosskeln. Ich war für sie nicht mehr als der verzweifelte Junge, der versucht hatte, sich umzubringen. Sie sahen mich schon mit diesem mitleidigen Blick an.
Wie Basti mich wohl ansehen würde, wenn er mich so sehen könnte? Ich hatte mittlerweile wieder eine gesündere Hautfarbe & meine Augenringe bildeten sich zurück. Ich war fast wieder der alte Felix. Zumindest äußerlich.
Ein lautes Türklopfen riss mich aus meinen Gedanken. "Herein!", krächzte ich mit trockender Kehle.
Palle grinste mir aufmunternd entgegen.
"Mensch, du schaust ja schon viel gesünder aus!", stellte er erleichtert fest & setzte sich zu mir auf's Bett. Während ich mich aufrichtete, um besser mit ihm reden zu können, fragte ich mich, ob ich mich nach Basti erkundigen sollte.
"Ich weiß nicht, ob du's überhaupt hören willst, aber deine Aktion hat Basti echt getroffen.", sagte Palle mit einem schon fast anklagendem Ton.
"Glaubst du, das habe ich getan, um ihm zu schaden?", fragte ich entrüstet. Palle schüttelte energisch den Kopf & hob abwehrend die Hände.
"Nein, nein, natürlich nicht, aber ich dachte einfach nur, dass du das wissen solltest."
Ich nickte nur. Es entstand eine unangenehme Stille, die ich aber auch nicht unterbrechen wollte. Palles Worte hallten in meinem Kopf nach, wie ein nicht enden wollendes Echo.
"Wann entlassen sie dich?", beendete Paluten das ewige Schweigen schließlich. Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Wenn's gut läuft sogar schon morgen." Palle lächelte erleichtert.
"Zum Glück." Die Stille kehrte zurück. Wir hätten millionen Dinge sagen können, doch wir taten es nicht. Irgendetwas stand zwischen uns.
"Gibt's etwas, was du mir erzählen willst?", traute ich mich schließlich zu fragen. Als er die Frage nicht sofort verneinte & weiterhin auf den Boden starrte, beschleunigte sich mein Puls schlagartig. Meine Intuition hatte mich wohl nicht getäuscht.
"Felix...", begann er. "Ja, es gibt etwas, doch ich kann's dir im Moment noch nicht sagen, du musst mir in dieser Situation jetzt einfach mal vertrauen."
Verwirrt rutschte ich näher an ihn heran. Er sagte nichts mehr, er meinte es ernst.
"Na gut...", seufzte ich. "Es ist zwar verdammt schwer, aber natürlich vertrau ich dir."
Wir umarmten uns noch & schließlich verließ er das Zimmer. Was verheimlichte er vor mir?

Rewi P.O.V

Als ich die Wohnungstür hörte, sprintete ich sofort los & rannte ausversehen Palle um. "Ey, vorsichtig!", mahnte er & rieb sich die schmerzende Schulter. Ich hatte keine Zeit um mich zu entschuldigen.
"Wie geht's ihm? Hast du ihm von...meinen Gefühlen erzählt?"
Palle überlegte.
"Es geht ihm gut, er wird vielleicht sogar morgen entlassen. Nein, habe ich nicht. Basti, werd dir erstmal klar über deine Gefühle."
Erleichtert umarmte ich ihn.

Rewilz FF - Sometimes, I miss you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt