16. auf dem Weg zu den Wolken

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Am liebsten denke ich an die Zeit, in der ich klein war. An dieses Mädchen das dachte, die Welt wäre eine endlose Scheibe und die Sonne ein Licht, welches man an und aus schalten konnte. Der Mond wär der grosse Mann der alles beobachten würde und wenn man einen Fehler machte, so konnte man ihn ganz einfach wieder beheben. Doch heute weiss ich, dass der Mond und die Sonne nur zwei stille Figuren in einer Geschichte sind und die Erde eine Kugel. Und wenn man immer den selber Weg auf dieser Kugel wählte so würde man auch immer zu den selben Fehlern zurück laufen.

Ney

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Während ich das T-shirt aus meiner Tasche zog fiel mir der Zettel den mit Sally gestern gegeben hatte wieder vor die Füsse. Ich hatte ihn achtlos in die Tasche gesteckt und keinen weiteren Gedanken daran verschwendet.

Naiv

Stand dort drauf. Irgendwer fand es besonders witzig mir geheine Botschaften zukommen zu lassen.
Ich seufzte und warf den Zettel achtlos in das nächste Gebüsch.

"Alle ihre Ohren spitzen!", rief die Sportlehrerin. Genervt zog ich mir das T-shirt an und band meine Schuhe.

" Gestern war es eine Art Probelauf, heute werde ich euch beobachten. Ihr arbeitet immer zu zweit zusammen und ich werde auf euch im Ziel warten. Ich lese jetzt die Namen herunter."

Ich stand langsam auf und registrierte nur ganz nebenbei wie sie meinen Namen vorlas. Gleich darauf fiel der von Brian. "Wowow.", meinte Brian und lief in meine Richtung. " Wehe du bist langsam." meinte er und zwinkterte mir aufmunternt zu. Jedoch wusste ich , dass Brian das im vollen Ernst meinte.

"Von hier bis zum Pawe und zurück, ich stoppe die Zeit. Die gelben Fahnen markieren den Weg, an jeder Fahne hat es Bänder in den jeweiligen Teamfarben , nehmt sie mit."

"Was für eine Farbe haben wir?", flüsterte ich Brian zu, der nur auf seine schwarzen Schuhe deutete. Passte ja, schwarz wie der Rest meines Lebens.
" Sie hat es vorhin gesagt." meinte er kurz ehe er an mir vorbei lief und sich in Position brachte.

Ich hörte nur das laute pfeifen als die Sportlehrerin das Signal gab zum loslegen. Leider stand ich dort noch einige Meter hinter dem Start und hatte Mühe Brian aufzuholen.

Er rannte weiter ohne sich nur ein einziges Mal umzudrehen. Bald kam die erste Fahne in Sicht und die ersten Bänder wurden mit Gewalt entfernt. Als ich als letzte vorbei joggte, war keine einzige Farbe mehr an der Fahne zu erkennen.

Aber ich wäre nicht Em, wenn ich aufgeben würde, also machte ich das was alle klugen Mädchen in meinem Alter so taten. Ich blieb einfach stehen und wartete geduldig bis die anderen hinter dem nächsten Hügel verschwunden waren, ehe ich quer durch den Wald lief. Es war eine Abkürzung, denn im gegensatz zu den anderen, lief ich nicht einen grossen Bogen sondern gerade auf das Pawe zu. Ich war eine miese Sportlerin, aber das war mir schon von Anfang an klar.

Nach einer Weile entdeckte ich den Anfang des Pawe's und auch eine Fahne davor , an der noch alle Bänder hingen. Es dauerte auch nicht mehr lange bis Brians dunkle Haare in Sichtweite kamen. Ein wenig überrascht sah er mich an. "Wie?", fragte er nur und schnappte sich das schwarze Band. Ich joggte ihm nach. " Viele Wege führen nach Rom.", meinte ich nur und versuchte mit ihm mitzuhalten. Seine langen Beine schienen aber nur so über den Boden zu schweben, während meine kleinen Füsse beinahe über jeden knorrigen Ast fielen.

"Ich bin einer der besten Läufer und unersetzbar glaub mir, ich werde den Endlauf gewinnen.", meinte er grinsend und überholte mich. Ich schüttelte nur den Kopf und spürte wie das Atmen immer schwerer wurde. Nein Brian, jeder war ersetzbar. So traurig es war. Jeder konnte ersetzt werden egal ob durch Mensch oder Maschine. In der heutigen Zeit hatten wir Mittel und Wege um schlau oder schön zu sein. Niemand war mehr einzigartig. Darum ist es auch so wichtig zu zeigen, dass man lebte, dass man anders war und vorallem, dass man sich selbst ist.

Wir durchquerten den Pawe und meine Augen blickten sehnsüchtig auf das klare Wasser welches einladend im Sonnelicht glitzerte. Es war wieder einmal einer der besonders warmen Tage und am liebsten wäre ich einfach in dieses kühle Nass getaucht.

" Meinem Vater gehört die Firma dort drüben." meint Brian auf einmal stolz. Meine Augen wandern dem ausgestreckten Finger von Brian nach und blickten direkt auf ein schwarzes Gebäude direkt neben dem Pawe. Dichte Rauchfahnen stiegen aus den Schornsteinen und in der Mitte prangte das Logo der Firma.

TERRS SPORTKLEIDER

"Nett.", meinte ich nur und wandte mich wieder dem steinigen Weg zu der nun immer schmaler wurde.

" Mein Vater ist gross im Geschäft und wenn ich meinen Abschluss habe, helfe ich ihm bei der Entwicklung der Firma. "

Am liebsten hätte ich Brian in den Pawe gestossen. Jeder wusste das sein Vater viel Geld hatte. Beinahe mehr als der Vater von Jorja.

Den Rest des Weges schwiegen wir und ich war froh, als das Ziel in Sicht kam. Die anderen erschienen direkt hinter uns und gratulierten uns zum super Lauf. Ich verschwand so schnell es ging zwischen ein paar Schülern da mein schlechtes Gewissen an mir nagte. Ich sollte mehr üben.

"Hei, super Leistung!", meinte Teps der auf einmal neben mir stand. Sein Militäranhänger funkelte nur so im Licht der Sonne.

" Danke.", meinte ich nur.
"Ich wollte dich etwas fragen.", meinte er zögerlich.
" ja?"
"Naja Brian und Sally gehen heute Abend mit Jorja und Rewan ins Kino und ich wollte nur fragen ob du Lust hättest mit mir auch dorthin zu gehen."
Normalerweise würde ich Nein sagen und mich umdrehen. Jedoch wäre ich normalerweise auch in der Sportwoche im Schwimmteam und nicht beim Langstreckenlauf.

Mein Blick glitt zu Rewan der sich an einen Baum gelehnt hatte und in den Himmel hochsah. Er lachte über etwas das Brian gesagt hatte.

"In Ordnung.", gab ich als Antwort und kehrte dann ihm und all dem hinter mir den Rücken zu.

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Hei :) inzwischen sind es wieder einige Leser mehr geworden. Ich versuche bei jedem Kapi 1000 Wörter zu schreiben. Ich freue mich über jegliche Kommentare und wollte nur wissen welcher bis jetzt euer Lieblingscharakter ist und welchen ich mehr einbauen sollte.

Falls es euch beruhigt, ich weiss selber noch nicht wohin diese Story führen wird :D

Bis bald Ney

SpiegelscherbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt