32. niemand steht mir im Wege

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Ich stand bei der Startposition. Die Sonne brannte bereits vom Himmel und einige der Läufer tranken bereits ihre 7te Wasserflasche leer.

Meine Füsse taten mir jetzt schon weh. Kameraleute standen bereit. Meine Position war gleich neben Brian. Welch glücklicher Zufall.

"Alle Läufer auf die Plätze!", rief der Direktor durch ein großes Megaphon. Von einem Moment auf den anderen wurde es auf einmal still. Alle standen bereit, die Eltern hielten sich gegenseitig an den Händen und die Journalisten hatten sich schon auf ihre Schreibblöcke gestürzt. Man könnte meinen Obama würde hier seinen Geburtstag feiern, so groß war der Aufwand.

Und dann ging es los:
" Alle bereit?!
Gut dann auf die Plätze, fertig los!"
Ich lief los , immer weiter, schaltete meine Gedanken aus. Sally und ich hatten uns einen Plan gemacht. Am Anfang würde ich mich einfach an Brian halten, immer hinter ihm und dann gegen Schluss würde ich aufholen. Ich kannte die Strecke, sie führte vor dem Pawe vorbei und dann die große Straße hinunter durch einen kleinem Wald und wieder zurück.

Ich hatte einige Tonnen an Haarklammern in meinem Haar, da es nichts schlimmeres gab , als offene Haare die einem andauernd in das Gesicht klatschten.

Brian warf keinen Blick zurück sondern lief einfach los, ich ihm dicht auf den Fersen.

Rewan und Sally waren auch irgendwo, aber da wir so viele Läufer waren verlor ich irgendwann den Überblick. Das alle das selbe Shirt trugen, machte die Sache nicht besser.

Ich gab also mein Bestes um Brian nicht zu verlieren.

Mir der Zeit wusste ich nicht einmal mehr wie viele Minuten oder Stunden bereits vergangen waren. Ich wusste nur, dass es ziemlich warm war und ich auch davor wenigstens 1ne Flasche Wasser hätte trinken sollen.

Nach einiger Zeit kam endlich der Waldteil. Hier war es um einiges Kühler. Die dichte Gruppe von Läufern hatte sich aufgelöst und irgendwie kam ich mir vor, als ob Brian und ich alleine den Weg hinter uns brachten. Er hatte nun sicher 15Meter Abstand zu mir und ich hatte Mühe ihm zu folgen. Wenigstens stach das T-shirt von ihm einem regelrecht in das Auge.

Nach dem Waldteil ging es bergab. Hier fing ich an in meine Gedanken zu suchen. Ich stellte mir verschiedene Situationen vor, wie ich es Brians Vater zeigen konnte. Wie ich die Bilder hochhielt , welche fein zusammen gefaltet in meiner Bauchtasche lagen. Wie ich der Presse fragen beantwortete und ihnen erklärte wer hinter all dem steckte. Wer den Pawe verschmutzte und wer die vielen Fische sterben ließ.

Nur leider blieb das momentan nur in meinen Gedanken. Aber so konnte ich mich ablenken.

Es schien als ob Brian nur noch schneller wurde. Irgend so ein Mädchen holte mich langsam auf und lief an mir in einer Leichtigkeit vorbei, als ob sie diese Strecke jeden Tag lief. Ich gab ein bisschen mehr Tempo. Einzelne Haarsträhnen lösten sich, auch trotz der vielen Haarklammern.

Der Weg ging weiter und schon bald hörte ich dir Rufe einiger Eltern. Die Kameraleute standen wieder bereit. Die Luft in meinen Lungen schien aus Blei zu bestehen und mich jeden Meter mehr hinunter auf den Grund des Bodens zu ziehen. Ich brauchte Wasser.

Brian lag nun einige Meter weiter vor mir. Das Mädchen war kurz dabei ihn zu überholen. Nicht dass dies etwas genutzt hätte, sie trug auch das Shirt von Brian's Vater.

Ich musste mich beeilen. Ich gab mehr Kraft in meine Beine und stieß mich immer mehr vom Boden ab. Meine Schritte wurden schneller und auf einmal überholte ich das Mädchen. Das Ziel mit der roten Fahne lag genau vor uns.

Wäre das ein Film oder eine wunderbare Geschichte würde Brian jetzt über seine eigenen Füsse fallen und ich würde siegen. Nur war das leider nicht so und statt Brian, geriet ich ins stolpern und musste die letzten paar Meter abbremsen.

Die ganzen Kameras und Leute waren mir nun egal. Ich legte mich gleich neben dem Ziel auf den warmen Betonboden und verschränkte die Arme vor dem Gesicht. Meine Lungen bekamen gar nicht genug Luft und mehr als nur 1 Reporter fragte mich , ob man einen Sanitäter rufen sollte.

Das Rennen war vorbei.
Mein Plan war zu Ende.
Ich hatte nicht gwonnen.
Wahrscheinlich waren die Bilder zerknittert.

Heute war definitiv nicht mein Tag.

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