„Liebling, du weißt, ich lasse dich ungern allein, aber ich bin sicher, dir wird es bei Celia gefallen, und von mir hättest du erstmal sowieso nicht viel, bei dem Berg an Arbeit auf meinem Schreibtisch. Aber Bay, du kannst jederzeit anrufen, wenn dir etwas fehlt, und natürlich auch dann, wenn dir nichts fehlt. Und ich melde mich bald, um euch zu sagen, wann ich nachkomme." Das erneute Hupen des Taxis unterbricht die Abschiedstirade meines Vaters.
„Ich sollte jetzt besser los, Dad. Hör auf, dir so viele Gedanken zu machen. Ich werde klarkommen. Und du bist nicht mal zwei Stunden entfernt." Mit diesen Worten trete ich näher an ihn heran und er schließt mich fest in die Arme. „Ich hab dich so lieb, Bay. Bis bald! Richte Celia meinen Gruß aus." Als würde er nicht sowieso jede freie Minute mit ihr telefonieren oder skypen. „Mach ich. Bitte melde dich bald. Hab dich auch sehr lieb! Bis dann, Dad." Ich löse mich aus der Umarmung und steige endlich in das Taxi. Sobald ich die Tür des Wagens zugezogen habe, fährt er auch schon an. In Richtung meines neuen Zuhauses.
Als wir dort ankommen, kann ich die Lider kaum noch offen halten. Anscheinend hat der Flug mich ziemlich angestrengt und alles was ich jetzt noch tun möchte, ist in ein warmes, kuscheliges Bett zu fallen und zu schlafen. Aber zuerst muss ich wohl noch durch die Begegnung mit Celia. Nachdem der Taxifahrer meinen Koffer am Straßenrand abgestellt hat und der Wagen hinter der nächsten Straßenecke verschwunden ist, betrachte ich eingehend das villenartige Gebäude, vor dessen gepflasterter Auffahrt ich stehe. Es macht einen eleganten, gepflegten Eindruck, ganz wie ich Celia auch eingeschätzt hatte. Langsam gehe ich, den Koffer hinter mir herziehend, auf die breite Treppe zu, die zur Eingangstür hinaufführt. Doch als ich gerade am Fuß der Stufen angekommen bin, öffnet die Tür sich mit einem kraftvollen Schwung, und ein Junge tritt auf den oberen Treppenabsatz. Na gut, die Bezeichnung Junge wird ihm kaum gerecht, er ist eher ein junger Mann, groß und breitschultrig, dessen Körperbau durchaus mit dem von Michelangelos David mithalten kann. Mein Blick wandert von seinen langen, in schwarze Jeans gekleideten Beinen über die offenkundig muskulöse Brust, die sich unter einem locker zugeknöpften, schwarzen Hemd abzeichnet zu seinem Gesicht. Und, wie könnte es auch anders sein, dort findet seine Perfektion in den markanten Gesichtszügen, den geschwungenen Lippen und den leuchtenden, grünen Augen ihre Vollendung. Pechschwarze Locken fallen ihm sanft in die Stirn. Ziemlich viel schwarz für meinen Geschmack. Nicht dass ihm die Farbe nicht steht. Im Gegenteil, sie lässt ihn männlich und irgendwie gefährlich erscheinen. Und schön. Mein Gott, ist diese geballte Ladung an purer Schönheit überhaupt möglich? Bei seinem Anblick bin ich tatsächlich sprachlos. Und verunsichert. Ich beiße mir reflexartig auf die Unterlippe, kneife kurz meine Augen zu, um sie anschließend gleich wieder aufzureißen. Er steht immer noch da und sieht mich abwartend an.
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Stepbrother dearest
Romance~Sometimes, all you need is cliché~ Bay hat ihre Mutter verloren. Doch nun hat ihr Vater eine neue Frau, Celia, kennengelernt und zieht mit seiner Tochter zu ihr in die USA. Dort trifft Bay auf Celias Sohn Hunter, der anfangs nicht gerade freundlich...