POV Finn
So unauffällig wie möglich schloss ich die Haustür auf und versuche unbemerkt in den Flur zu treten. Ich wusste, dass das klärende Gespräch mit meinem Bruder unausweichlich war, aber dennoch versuchte ich, es noch ein bisschen herauszuzögern. Wie sollte ich mit Tim über meine und Bens Situation reden, wenn ich mir selbst nicht mal darüber im Klaren war. Ich wollte nachdenken. Also schlich ich fast lautlos die Treppe hoch in mein Zimmer.
Ich wollte mich gerade selbst loben, dass ich es geschafft hatte, so unauffällig hoch zu kommen, dass niemand etwas bemerkte. Ich vermutete Tim im Wohnzimmer und lief deshalb die letzten Meter rückwerts, den Blick auf die Treppe fixiert mit der Erwartung, dass er jeden Moment hochkommen würde. Doch auf einmal packte mich eine Hand am Oberarm und ich wurde in den anliegenden Raum gezerrt. Ich kreischte kurz ziemlich unmännlich auf und schlug um mich. "Finn, beruhig dich!" lachte mein Bruder laut auf. Ich wurde rot, konnte aber nicht leugnen, dass ich erleichtert war. Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, hatte Tim mich auch schon zu seinem Bett gezogen, wir waren in seinem Zimmer gelandet, und drückte mich in die Kissen. Auffordert und wissend grinste er mich an:"Erzähl!"
Ich wich seinem Blick aus. Gedanken verloren betrachtete ich die Maserung des Holzbodens, welcher sowohl sein als auch mein Zimmer bedeckte. Sollte ich die Wahrheit erzählen, oder es nur bei den schönen Momenten lassen? "Ich...ähm... Ach, Tim, alles ist scheiße." seufzte ich nun doch ergeben. Was solls?! Er würde es sowieso herausfinden und vielleicht würde mir ein klärendes Gespräch mit ihm wie schon so oft helfen. Er war einiges älter und auch, wenn wir uns nicht sonderlich ähnelten, hatte er meist einen guten Vorschlag bereit. Aber dafür musste ich zuerst durch den unangenehmen Teil hindurch und ihm alles erzählen.
Er verlangte alles zu wissen. Bis ins kleinste Detail. "...ja und jetzt fühl ich mich einfach ausgenutzt und so als ob ich ihm peinlich bin, versteht du?" zum ersten mal, seit ich angefangen hatte zu erzählen hob ich meinen Blick vom Boden und sah zu Tim, welcher sich gerade ein Lächeln verkneifen musste. Was war denn jetzt schon wieder witzig daran?
Ich funkelte ihn böse an und er legte entschuldigend seine Hand auf meinen Rücken:"Sorry, aber du bist so süß... So verliebt." er lachte kurz auf, ehe er wieder ernst wurde:", aber eins muss ich dir sagen: Ich kenne zwar Bens Ruf, aber ich glaube, hinter dem steckt mehr als man denkt. Und ich glaube auch, dass du ihm sehr wohl was bedeutest. Ich hab ja an dem Abend noch mit ihm telefoniert und er scheint echt eigentlich ein netter Junge zu sein. Ich weiß nicht, vielleicht hat er einfach Pech und ist unter die falschen Leute gekommen... Naja, jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass du ihm nicht egal bist."
Ich lächelte sanft über den Wortschwall meines Bruders. "Aber du musst dich auch mal in seine Lage versetzten." fuhr er fort und ich war direkt wieder schlechter gelaunt. Wieso nahm er ihn denn jetzt in Schutz? Er sollte mir sagen, dass ich im Recht war, nicht Ben!
"Guck mal, er hat einen ziemlich guten Status an eurer Schule und so einfach kann man das Ganze auch nicht über den Haufen werfen... Aber dennoch glaube ich, wenn er sich wirklich zwischen seinen "Freunden"..." er packte das Wort in Gänsefüßchen, was mich innerlich unglaublich befriedigte. "...Und seinem festen Freund entscheiden muss, wird er dich wählen." Ja, und genau da lag das Problem.
"Ich bin nicht sein Freund." sagte ich nur belegt. Für einen kurzen Moment schwieg auch Tim, ehe er fortfuhr:"Das kommt schon noch..." aber er klang selbst nun etwas verunsichert. Ich spürte wie mir wieder die Tränen kamen und mein Bruder zog mich automatisch an ihn ran. Ich lehnte mich am seine gut gebaute Brust, auf die ich immer so neidisch war und ließ alle meine Gefühle raus. Zum zweiten mal an diesem Tag. Die Tränen rannen in sein T-shirt und Tim strich sanft meinen Rücken auf und ab, bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte.
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Things change (boyxboy)
General FictionEs gibt verschiedene Arten von Schülern auf einer Highschool. Da wären die Nerds, die Reichen, die Sportler und dann gibt es noch die völlig Normalen. Finn zählt sich selbst zu einen von diesen. Schüchtern und ruhig wie er ist, fällt er nicht groß...