Kapitel 27

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"Ich geh' zu Sunny, okay? Bis später Mom", verabschiede ich mich von meiner Mutter. Diese nickt mir nur zu und widmet sich anschließend wieder ihrem Buch. Meine Eltern haben noch oft versucht mit mir über einen möglichen Aufenthalt in einer Psychiatrie zu reden. Ich habe ihnen so gut wie möglich versucht zu erklären, dass ich es ohne eine Psychiatrie schaffen, beziehungsweise erstmal probieren will. Es hat sehr viel Arbeit gekostet sie davon zu überzeugen, aber es hat geklappt. Vorerst. Eigentlich will ich das ganze Thema nur noch beiseite schieben, oder besser noch, vergessen. Nie wieder daran denken.

Das ist aber nicht mein Hauptproblem. Viel mehr machen mir die Gefühle, welche in letzter Zeit stark zugenommen haben, für Johnny zu schaffen. Ich kann nicht wirklich erklären was für Gefühle das sind. Ob Freundschaftliche Gefühle, oder mehr. Hoffentlich nicht das zweite. Das würde in einem riesigen Chaos enden! Aber eines kann ich sagen.. mein Körper reagiert total auf ihn. Jedesmal wenn er mich berührt, zuckt alles in mir zusammen und jedesmal wenn er mir direkt in die Augen schaut, macht sich ein wohliges Gefühl in meiner kompletten Bauchregion breit. Eigentlich sollte das nur passieren wenn Sunny mich berührt, oder Sunny mich ansieht. Was soll das bitte?? Ich liebe Sunny, nicht ihn!.. denke ich zumindest.

Vielleicht hätte ich mich einfach nicht so oft mit ihm treffen sollen, dann wären diese undefinierbaren Gefühle möglicherweise nicht so stark geworden und würden mich nicht um meinen Schlaf bringen.

Seine Handynummer hat er mir gegeben, da haben wir uns zufällig in der Stadt getroffen. Wir haben uns an diesem Tag gegenseitig eine menge erzählt und da machten sich schon so komische Reaktionen meines Körpers bemerkbar. Da hätte ich schon alles abbrechen sollen aber so doof wie ich bin, habe ich das natürlich nicht gemacht. Ich weiß nicht.. ich habe mich so nach Gesellschaft gesehnt. Endlich mal jemand der sich mit mir beschäftigt. Sunny ist zur Zeit sehr gestresst. Sie hat bald ihre Abschlussprüfungen und lernt deswegen den ganzen Tag. Eigentlich lernt sie nie, aber wenn es hart auf hart kommt wird auch sie vernünftig und tut etwas. Aber durch ihr vieles Lernen unternehmen wir kaum noch etwas. Das letzte Mal war, als wir shoppen waren uns sie mir die Kette gekauft hat. Welche ich übrigens nie abnehme. Nicht mal zum duschen. Naja auf jeden Fall.. seitdem machen wir eigentlich so gut wie nichts mehr. Ich versteh sie natürlich auch, sie hat Angst ihren Abschluss nicht zu schaffen. Trotzdem fühle ich mich manchmal einsam, weshalb ich mich dann mit Johnny treffe.

Wir gehen dann entweder Bowling spielen, ins Kino oder einfach in den naheliegenden Park. Er ist nicht so wie die anderen aus der Clique. Nicht so draufgängerisch oder vernarrt in Alkohol, Drogen oder sonst was. Er trinkt nicht mal Alkohol, da sein Vater daran gestorben ist. Er war Alkoholiker und hat laut Johnny's Aussage eine menge getrunken. Wieviel an einem Tag weiß ich nicht. Natürlich möchte er jetzt nicht das selbe Schicksal erleiden.
Jedenfalls ist er ein wirklich korrekter Typ. Nicht dass das so wird wie mit Shane, welcher übrigens nach Chicago gezogen ist weil sein Vater dort einen Job bekommen hat. Wir schreiben noch ab und zu und haben auch die Sache mit dem Kuss aus der Welt geschafft. Ist aber ein anderes Thema.

Um auf das jetzige Thema und die jetzige Situation zurück zukommen..
Mit Abby würde ich ja auch gerne etwas unternehmen aber zur Zeit distanziert sie sich richtig von mir. Ich habe sie schon oft gefragt was los sei aber jedes Mal kam die selbe Antwort, 'Es ist nichts'. Mhh.
Irgendwie fange ich an mir richtig Sorgen um sie zu machen. Was ist denn los mit ihr? Sie redet ja aber auch nicht. Zumindest nicht mit mir...

Gedankenverloren bewegen sich meine Beine wie von selbst die Straße entlang, bis ich direkt vor der Haustür der Stanton's stehe und klingel. Einen kurzen Moment später öffnet sich auch schon die Tür und Karolina zieht mich sofort in eine Umarmung.

Ich begrüße noch Tom, ihren Mann und mache mich anschließend auf den Weg zu meiner Freundin ins Zimmer. Dort angekommen erblicke ich eine konzentriert lernende Sunny. Sie hat mich noch nicht bemerkt, weshalb ich mich von hinten an sie heran schleiche und meine Arme über ihre Schultern lege und sie auf den Haaransatz küsse. Jetzt hat sie mich auch bemerkt.
"Hey süße", sagt sie, beugt sich nach hinten und gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. "Immer noch am lernen?", frage ich etwas bedrückt und lege mein Kinn auf ihren Kopf. "Ja.. leider..", sagt sie und dreht sich auf ihrem Bürostuhl in meine Richtung.

"Never give up"  》GirlxGirl《Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt