Mein Schritt beschleunigt sich und ich bin nun mehr dabei zu rennen. Tränen laufen ununterbrochen meine Wange herunter. Meine Klamotten sind durch den starken Regen durchnässt. Sie kleben an mir wie eine zweite Haut. Der kühle Wind stießt mir ins Gesicht und lässt meinen ganzen Körper zittern. Mir ist kalt. Sehr kalt. Meine Finger, Beine und Füße spüre ich kaum noch. Trotzdem hält das alles mich nicht davon ab, weiter zu rennen. Die Straßen scheinen heute wie leer gefegt zu sein. Keine Menschenseele ist zu sehen.
Wollen meine Eltern mich wirklich in eine Psychiatrie stecken? Das ist nicht fair.. Was sollen alle in der Schule denken? Sie würden mich nicht mehr so betrachten wie sie es jetzt tun. Alle würden mir wahrscheinlich aus dem Weg gehen. In Filmen ist das doch immer so.. Ich bin wütend, traurig, verzweifelt und verletzt zugleich. Meine Gefühle sind im Moment ein einziges Chaos. Genau wie mein Leben..
Ich renne über die Straße und laufe gezielt auf ein Haus zu. Das Haus der Stanton's. Meine kalten Finger bewegen sich auf die Klingel zu, die ich betätige. Ein paar Sekunden vergehen, bis ich Schritte höre und im nächsten Moment öffnet sich die Tür.
Sunny's POV
Es klingelt. Mein Gott wer ist das denn jetzt schon wieder? Kann man nicht einmal seine Ruhe haben? Genervt laufe ich zur Tür und öffne diese. Mein Gesicht versteinert und meine Augen weiten sich. Vor mir steht eine ziemlich durchnässte, zitternde und anscheinend weinende Holly. Was ist passiert? Sofort ziehe ich sie ins Haus, nehme ihr ihre Tasche ab und umarme sie erstmal. Holly's Körper ist verdammt kalt und ihr zittern hört nicht auf. Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und fängt heftig an zu weinen. Oh Gott.. Der Anblick lässt mein Herz erfrieren und mir selbst Tränen in die Augen steigen.
"Du wirst erstmal duschen und dir was anderes anziehen. Danach erzählst du mir was passiert ist, Ok?", sage ich leise und streiche ihr beruhigend über den Rücken. Als Antwort nickt sie nur und ich ziehe sie nach oben in mein Badezimmer. Dort lege ich ihr frische Unterwäsche, eine Joggingshose und ein Pullover von mir hin. Einmal schaue ich sie noch an bevor ich das Bad verlasse damit sie duschen kann.Ich kann es nicht leiden sie so traurig zu sehen. Was ist bitte passiert? Hat ihr irgendwer weh getan? Oh wenn das der Fall sein sollte dann ist diese Person sowas von Tod! Das schwöre ich. Niemand wird meine Freundin verletzen.
Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Meine Mutter steht im Türrahmen. "Sag mal, was ist mit Holly passiert?", fragt sie mich leise, aber dennoch verwirrt. Wenn ich das nur wüsste. "Ich weiß es nicht. Ich hab' ihr gesagt sie soll erstmal duschen bevor sie es mir erzählt.. aber Mom? Kann sie hier schlafen? Ich will sie nicht so nach Hause lassen""Natürlich. Ich rufe schnell ihre Eltern an damit sie Bescheid wissen"
"Danke" Meine Mutter grinst mich frech an. Was soll das denn jetzt?
"Was? Warum grinst du so?", frage ich sie verwirrt. Versteh nur einer die Frauen. Jaja ich weiß ich bin selber eine. Hab' schon verstanden.
"Du hast noch nie 'Danke' gesagt oder dich für andere Menschen interessiert. Sie tut dir gut" Damit verlässt sie mein Zimmer. Kann sie bitte damit aufhören so zu tun als wären wir in einem Film? Am besten noch mit Hintergrund Musik. Aber es stimmt.. Ich sage nie wirklich 'Danke'. Und andere Menschen haben mich auch nie interessiert. Es war mir egal was mit ihnen ist. Holly verändert mich.. Verdammt! Wie kann eine Person nur so eine Wirkung auf mich haben?
Bevor ich weiter nachdenken kann öffnet sich die Türe vom Badezimmer in mein Zimmer. Holly steht in einem viel zu großen Shirt und einer viel zu großen Hose vor mir. "Du siehst niedlich aus in meinen Sachen", grinse ich sie an. "Du bist einfach viel zu groß" Zum ersten Mal seit dem sie hier ist lächelt sie. Das habe ich vermisst. Lächeln steht ihr viel mehr als weinen."Oder du bist zu klein" Ich ziehe sie zu mir auf das Bett und küsse ihre Nasenspitze. "Und jetzt sag' mir was passiert ist..." Mit einer Hand streiche ich ihr eine Strähne hinter das Ohr und schaue ihr in die Augen. Sie weicht meinen Blicken aus weshalb ich sie einfach noch näher an mich ran drücke und die Decke über uns ziehe. Sie legt ihren Kopf auf meine Brust und malt kleine Kreise mit ihrem Zeigefinger auf meinen Bauch. Einen Moment herrscht Stille, bis sie zu reden beginnt.
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"Never give up" 》GirlxGirl《
DiversosHolly, ein 16 jähriges Mädchen, musste schon viele schreckliche Erlebnisse durchmachen. Erlebnisse die einem alles nehmen. Die Freude, das Vertrauen gegenüber Menschen, den Spaß am Leben... Vielleicht sogar das Leben... Sie will am liebsten aufgeben...