Schweißgebadet wachte ich in meinem Bett auf. "Bloß ein blöder Traum! Komm runter Bea!" Beruhigte ich mich selbst. Ich stand auf und ging erstmal ins Bad. Ich wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser und schaute auf die kleine Wanduhr. 2.43 Uhr. Ich trank noch ein Schluck vom kalten Wasser und machte mich dann wieder auf den Weg in mein Bett. Ich hatte jetzt schon Angst, wie sollte es dann heute Nachmittag sein...
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Ich stocherte in meinem Mittagessen rum und war total in Gedanken versunken. Wie in der Schule. Ich dachte die ganze Zeit an heute Mittag. Meine Eltern waren nicht da und ich hatte noch eine Stunde. Dann müsste ich am Treffpunkt sein. Letztendlich aß ich dann doch den Nudelauflauf und erledigte meine Hausaufgaben. Dann musste ich auch schon los.
Mit meinem Fahrrad fuhr ich wieder zum Waldrand, wo wir uns gestern auch getoffen hatten. Fathi wartete schon mit seinem Mopped. "Hey, leg dein Fahrrad da an den Baum, du kanst bei mir mitfahren." Ich stellte mein Fahrrad an einen Baum und Fathi überreichte mir einen Helm. Dann stieg ich auf und wir fuhren in den Wald. Ungefähr 50 Meter vor der Mauer hielt er an. "Wir müssen hier schon absteigen, bevor mein Stiefvater uns hört." Ich nickte und dann stiegen wir beide ab. "Bleib bitte bei mir." sagte er. "Er schläft gerade und wir dürfen ihn nicht aufwecken." Ich willigte ein und Fathi ging mit mir auf ein großes Eisentor zu. Er öffnete es und wir schlüpften hinein. Deben dem gespenstischen Wohnhaus, gab es noch eine Garage und eine Scheune. Der Putz bröckelte und die Scheiben waren von dem Dreck schon ganz dunkel. Nur etwas störte das Bild: das große,teure Auto, das vor der Garage geparkt war. Fathi ging vorraus und ich lief ihm zögernd nach. Dabei schaute ich mich auch genauer um.
Vor der Scheune blieb Fathi stehen und schaute mich an. "Bist du bereit..?" fragte er mich. "Ich schätze schon." sagte ich. Fathi atmete einmal tief durch und öffnete dann das große Scheunentor. Ich konnte seine Verzweiflung spüren. Ich hatte kein gutes Gefühl als ich langsam die Scheune betrat. Egal was ich erwartet hatte, mit dem was ich vorfand, hatte ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht gerechnet.
Ein säuerlich-scharfer Geruch kam mir entgegen. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und ich sah das hier alles notdürftig zu einem Stall umgebaut worden war. Ein Mittelgang und links und rechts zusammengezimmerte Verschläge aus Holz.
Enige Pferde drängten sich in den engen 'Boxen' und schauten mich mit trüben Augen ängstlich an. Ihre Mähnen wahren verfilzt und sie hatten einige Kratzer und sonstwas im Gesicht. Ich hatte Mühe meine Tränen zu unterdrücken. Das Leid und die Angst, die ich hier spürte, waren fast übermächtig. "Wer macht sowas nur?" fragte ich leise fassungslos. "Mein Stiefvater... Warum weißt du ja schon." Fathi schien sich für das hier zu schämen, denn er lief mit gesenktem Kopf vor mir her. "Ich tue was ich kann und miste die Boxen täglich und gebe ihnen Heu. Doch manchmal reicht das einfach nicht." sagte er. Ich nickte nur. "Wir sind da." sagte er dann als er stehen blieb. Wir waren am Ende der Gasse und die Box vor der wir standen, war etwas größer als die anderen. Das muss also Baccara sein. Fathi öffnte die 'Tür' und ließ mich rein. Der Gestank war unerträglich.
Mit gesenktem Kopf und hängenden Ohren stand die Stute da. Ihr weißes Fell war dreckig, stumpf und durchzogen von blutigem Schorf, der sich an ihrem Bauch verdichtete. Ich streichelte sie langsam am Hals und dann am Rücken. Ich spürte das verklebte und stumpfe Fell unter meiner Hand. Das arme Pferd. Trotz meiner Berührungen blieb sie regungslos stehen.
"Sie ist ein Traber. Sie hatte eine schwere Verletzung am Bein und ich hatte sie eigentlich wieder voll aufgepäppelt, aber als ich sie vor 2 Wochen kurz auf die Koppel stellte haute sie ab. Sie war den ganzen Tag weg und als mein Stiefvater sie wieder fand.." Er schluckte. Ihm fiel es nicht leicht, darüber zu reden, was ich voll und ganz verstehen kann. "...hat er sie windelweich geprügelt."
Mir blieb der Atem weg. Hatte ich richtig gehört? Was ist das für ein Mensch, der Tieren so etwas antun kann? Sie sind auch nur Lebewesen und keine Sportgeräte oder sonst was!
Ich schaute Fathi nur kopfschüttelnd an, der aber nickte. Ich beugte mich wieder zu der Stute um mir ihre Verletzungen genauer anzuschauen. Sie rührte sich nicht und fliegen schwirrten um ihre Augen. Ich hatte noch ein Leckerlie von Soraya in meiner Hosentasche und hielt es Baccara unter die Nase. Nichts, kein Schnauben, kein Blick, keine Reaktion. Einfach nichts. Aber das war verständlich. Das arme Tier hat sich vollkommen aufgegeben.
Ich fuhr mit meiner Hand über ihren Bauch und ließ einen kleinen Schrei los. "Nicht so laut, bitte!" sagte Fathi. Ich bückte mich und musste mich zurückhalten jetzt nicht zu kotzen. Eine riesengroße Wunde, durch die Larven durch das eiternde Fleisch wanderten. "Sie brauch sofort einen Tierarzt!" rief ich. "Das geht nicht, vorher erschießt er sie!" sagte Fathi.
Ich beugte mich vor zu ihren Nüstern. "Ich werde was besorgen, das dir hilft okay?" Die Stute bewegte sich nicht, doch ich spürte das ich Kontakt bekam. Sie zog meinen Geruch ein und ein Ohr zuckte.
Fathi führte mich wieder raus aus der Scheune und brachte mich zur Eisentür. "Ich kann dich leider nicht wieder zurückbringen, ich muss wieder an die Arbeit, bevor mein Stiefvater was merkt." - "Kein Problem." sagte ich und verabschiedete mich. "Ach und Bea?" rief er noch als ich das Eisentor wieder schloss. "Danke." lächelte er mich an. "Gerne." sagte ich und lächelte zurück. Dann verschwand er auch schon wieder. Mein Blick schweifte nach links wo ich einen alten, rostigen Briefkasten auf einem Holzpfal befestigt fand. Er war aus verwitterten Metallbuchtsaben schlampig beschriftet. Doch trotzdem konnte man den Namen lesen: MILAN J. UNGAR - SPORTPFERDEZUCHT
Ich hielt mir die Hände vor den Mund um jetzt nicht laut loszuschreien. DAS hier war der Ungar?! Dieser Hof? DER Mann den alle mit Nachnamen ansprachen? DER Mann vor dem sich jeder, der ein Pferd hatte, zu fürchten schien? Nicht ohen Grund, wie mir klar wurde. DER Mann an den meine Eltern Soraya um ein Haar verkauft hätten? Fathi's Stiefvater? Ich rannte los. Ich musste hier sofort weg. An dem Baum wo mein Fahrrad stand ließ ich mich auf meine Knie fallen und fing an zu weinen. Wer weiß, was er mit Soraya gemacht hätte, wenn ich sie nicht aus dem Hänger gezogen hätte? Wer weiß, ob sie überhaupt noch gelebt hätte?
(Okay okay bevor jetzt wieder kommentare kommen wie: das ähnelt aber seeeehr ostwind :o jaa leute das steht auch in der Beschreibung :D von dem Buch Ostwind 2 habe ich auch die Idee für diesen Teil der Geschichte. Ich hoffe das das okay für euch ist :D sooo am freitag werde ich wahrscheinlich nochmal updaten bevor ich dann für 2 Wochen in den Urlaub fahre :) das wars dann soweit auch und vielleicht bis zum nächsten Kapitel <3)
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Then he came...- eine Pferdegeschichte
Teen FictionIch rüttelte an ihm, doch er rührte sich einfach nicht. Ich kniete neben ihm und streichelte seinen Kopf. Er darf jetzt nicht gehen! Ich liebe ihn doch so sehr! Hannah rief sofort den Tierarzt, der auch nach 5 Minuten da war. Er beugte sich zu Chayo...