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D'Artagnan torkelte verschlafen in die Küche. Seine Schritte waren schleppend und er rieb sich noch den letzten Rest Schlaf aus den Augenwinkeln. Die geschäftige Constance verrichtete bereits ihr Werk in der Küche. Töpfe schepperten und Rührbesen wurden geschwungen. Seit ihrem Einzug ins Landhaus hatte die ehemalige Zofe nicht nur das Kochen gelernt, sondern sich ebenfalls allen anderen Haushaltspflichten angenommen. Regelmässig verdonnerte sie jedoch die Musketiere beim Hausputz mit anzupacken. Ein mancher hätte es vielleicht überrascht, dass nicht einmal der grimmige Portos Constance zu wiedersprechen wagte, wenn ihm das Fensterschrubben befohlen wurde.

Der eben erst erwachte Musketier legte seine Hände auf Constance' Schultern. Sanft strichen seine Daumen über ihre Schulterpartie; lockerten die verspannten Muskeln. „Guten Morgen, meine Schöne. Wie geht es Euch heute?" Sie hielt in ihrem Tun Inne und schloss geniesserisch die Augen. „Ich will mich einfach nur hinlegen und schlafen", seufzte sie matt.

Er nickte wissend. „Da wären wir schon zu Zweit." D'Artagnan bedeckte ihren Nacken mit Küssen. Constance kicherte unter seinen Berührungen wie ein kleines Mädchen. Nachdem sie sich fünf Minuten dem Genuss hingegeben hatte, löste sie sich von ihm. Aus einem der unzähligen Töpfen schöpfte sie sein Frühstück in eine kleine Schüssel. Schweigend nahm er es zu sich und sie widmete sich ihrer Arbeit und ihren eigenen Gedanken. Als er seine Mahlzeit verspeist hatte, ging er auf seine Angetraute zu und erkundigte sich ernst nach dem Gesundheitszustand der Königin.

Betrübt senkte Constance den Kopf. „Nicht besser", musste sie eingestehen. „Manchmal hat sie einen guten Tag oder auch nur eine gute Stunde. Dann kann sie aufstehen; dann hilft sie mir mit Kleinigkeiten im Haushalt; dann setzten wir uns wie in den alten Zeiten über einem Tee zusammen. Doch meistens vermag sie sich nicht einmal aufzusetzen ohne fremde Hilfe. Von Tag zu Tag fällt ihr das Atmen schwerer. In manchen Momenten schnappt sie röchelnd nach Luft, weil ihre Lungen den Dienst aufgeben wollen."

Betroffen liess d'Artagnan den Kopf hängen. Er wünschte, er könnte mehr für die Königin tun. Für die Königin aber auch für seinen Freund Aramis. Er wollte sich nicht vorstellen, wie er sich an seiner Stelle fühlen würde. Wenn es nicht Anne sondern Constance wäre, die mit jedem Tag mehr Lebensenergie verlor. „Es ist schrecklich. Ich hoffe, weder Ihr noch ich müssen an dieser Krankheit leiden", sprach er seine Befürchtungen aus.

Er zog Constance in seine Arme und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen, bevor er sie fest in die Arme schloss. Sie konnte ihm nicht verübeln, dass er ihren Verlust fürchtete. Sie waren beide nicht mehr die Jüngsten und momentan waren es vielleicht die Sorgen um Anne, die Constance auffrassen, doch sie wusste, dass die Zeit nicht mehr fernlag, in der sie um das Leben ihres geliebten Mannes und um ihres bangen musste. Sie lächelte d'Artagnan warm an, um ihm zu beweisen, dass diese Zeiten noch in der Zukunft lagen.

Er erwiderte ihr Lächeln, doch schnell wurde sein Gesicht wieder ernst. „Wir sind gesund, doch trotzdem solltet Ihr Euch schonen. Ich möchte nicht, dass Ihr eines Tages einfach umkippt." Sie riss sich entrüstet von ihm los. „Haltet Ihr mich für krank? Für krank, alt und gebrechlich?" Wie so oft, wenn sie sich enervierte, stützte Constance die Hände in die Hüften.

„Nein", entgegnete er verblüfft über ihre genervte Reaktion, zudem sie noch Minuten zuvor Verständnis für seine Ängste gezeigt hatte. „Aber trotzdem wird es langsam Zeit, dass Ihr Euch schont", versuchte er zu argumentieren. Damit verschlimmerte er seine Worte jedoch nur. „Soso, es wird also langsam Zeit", wiederholte sie spitz. „Warum betont Ihr das so? Was habe ich falsch gemacht?" Fast schon verzweifelt versuchte d'Artagnan seinen Fehler zu finden.

„Manchmal seid Ihr wirklich ein Idiot", entgegnete sie grob und mit einem Wäschekorb bewaffnet verliess sie die Küche. „Aber warum?", rief ihr d'Artagnan noch nach, doch eine Antwort blieb aus. Dass sich seine Gattin durch seine Bitte beleidigt fühlte, konnte er nicht nachvollziehen. Verständlich denn Constance konnte es auch nicht. Normalerweise regierte sie nicht so. Ein Hitzkopf war sie schon immer gewesen, das ja, aber dieser war nur zum Vorschein gekommen, wenn es dafür auch einen Anlass gab.

Doch die beiden würden ihren Streit schnell vergessen. D'Artagnan würde es ihr nicht übelnehmen, dass sie ihn angefahren hatte. Er kannte sie lange genug, um zu wissen, dass es die Sorge und die Müdigkeit waren, die sie so schnell in die Luft gehen liessen. Und sie würde sich entschuldigen. Sie würde geschafft in ihr gemeinsames Bett krabbeln, eine leiste Entschuldigen hauchen und sich in seine Arme kuscheln, nur um dann Sekunden später in einen traumlosen Schlaf zu fallen.

Das Leben einer KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt