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„Was betrübt Euch? Ihr habt diesen Gesichtsausdruck. Diesen, den Ihr nur habt, wenn Ihr euch große Sorgen macht." Tröstend fuhr d'Artagnans Hand durch Constances Haar. Liebevoll spielte er mit ihren Strähnen. „Ihr kennt mich zu gut", erwiderte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Voller Protest blickte sie zu ihm auf, als seine Hand sich von ihrem Haar zu lösen drohte.

„Erzählt mir von Euren Sorgen", bat d'Artagnan. Seine Geliebte antwortete ihm nicht, sondern schloss nur die Augen an seiner Schulter. „Vielleicht kann ich Euch helfen", fügte er hinzu. Niedergeschlagen schüttelte Constance den Kopf. „So sehr ich es mir auch wünschte; Ihr könnt mir in diesem Fall nicht helfen. Ihr könnt nichts ausrichten. Ich ebenfalls nicht. Es sind nicht meine Sorgen, die mich belasten."

„Es sind nicht Eure Sorgen?", fragte d'Artagnan verwundert. Seine Geliebte verneinte. „Das verstehe ich nicht", gab er unbeholfen zu. „Wie können Euch die Sorgen eines anderen so sehr belasten? Es sind nicht Eure Sorgen, also lächelt. Genießt den schönen Abend, solange er noch währt."

„So einfach ist es nicht", erklärte ihm Constance. „Das Problem betrifft zwar nicht in erster Linie mein Leben, doch Annes Sorgen sind auch meine Sorgen." D'Artagnan horchte auf. „Die Königin wird von Sorgen gequält?", versicherte er sich. „Ich kann nicht glauben, dass Ihr selbst nach so vielen Jahren Euch nicht traut, sie bei Ihrem Vornamen zu nennen. Anne ist eine Freundin und nicht nur eine Königin. Aber um Eure Frage zu beantworten: Ja, Anne ist bedrückt."

„Es ist ungewohnt ihren Vornamen in den Mund zu nehmen, wenn ich sie nicht direkt anspreche. Aber das spielt nun keine Rolle. Weshalb quält sie sich?" Constance seufzte tief. „Es ist wegen Louis." Ruckartig sprang d'Artagnan auf. „Es geht um den König? Wenn er in Gefahr schwebt, dann kann ich helfen! Ich werde die Musketiere informieren und doppelte Wachen anfordern, bis die Gefahr vorüber ist!" Unbewusst legte er eine Hand an seine Seite.

Constance sah die Geste und zog ihren Geliebten beschwichtigend zurück auf die Holzbank. „D'Artagnan, beruhigt Euch. Der König ist nicht Gefahr. Setzt Euch wieder zu mir." Er ließ sich an der Hand zu ihr ziehen. „Nicht alle Probleme kann man mit dem Degen lösen. Annes Sorgen gehören zu diesen Problemen."

„Um wen sorgt sie sich?", wollte d'Artagnan wissen. Verwirrt runzelte Constance die Stirn. „Um Louis", wiederholte sie. „Weshalb das denn? Ihr habt doch eben gesagt, dass der König nicht in Gefahr schwebt", meinte d'Artagnan. „Nein. Doch. Ach, es ist nur so, dass der junge König die Feste und Bankette liebt. Je prunkvoller, desto besser. Aber dieser Prunk kostet. Es kostet Unmengen an Geld und über eben dieses Geld verfügt der königliche Hof vielleicht bald nicht mehr.

Anne macht sich schreckliche Sorgen deswegen. Sie spricht von nichts Anderem mehr. Mehrmals am Tag versucht sie ihren Sohn darauf aufmerksam zu machen, doch Louis will nicht auf sie hören. Und nun Anne denkt, dass sie die Schuld an allem trägt. Sie glaubt, dass er all diese Feste feiert, weil sie ihn nicht erziehen konnte. Weil sie so viele Jahre seines Lebens verpasst hat. Sie glaubt, dass er noch immer unter den Erinnerungen an diese Zeit leidet. Sie kann nichts dafür, es war nicht ihre Schuld, dass sie nicht für ihn da sein konnte, aber sie will es mir einfach nicht glauben", ratterte die Zofe herunter.

D'Artagnan schwieg, um die Flut an Informationen zu verarbeiten. „Dieses Problem kann ich wahrlich nicht mit dem Degen lösen. Am liebsten würde ich Euch Euren Kummer einfach wegküssen." Constance lehnte sich wieder an seine Schulter. „Ich weiss nicht, ob das funktionieren würde", wandte sie ein. Dann zauberte sich ein kleines, schelmisches Lächeln auf ihre Lippen und sie löste sich von seiner Schulter, um in seine Augen blicken zu können. „Aber versuchen könnt Ihr es trotzdem." D'Artagnan nahm diese Herausforderung liebend gern an.

Das Leben einer KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt