Seine Sichtweise?

83 7 0
                                    

---------------------------------------------------------

Endlich ließ er los.

Mein Körper fiel leblos zu Boden, nur das verzweifelte Japsen meinerseits war zu hören, als ich dann zu schnell zu bibbern begann.

Ich hatte gerade Blut geschluckt und der ganze Ekel stieg in mir empor. Doch noch viel schlimmer war, dass ich für einen winzigen Moment geglaubt hatte, mich bei ihm sicher zu fühlen. Ich hatte einen riesigen Fehler begangen und nun erhielt ich für meine eigene Dummheit die Quittung.

Mein Herz raste immer noch und meine Tränen waren mittlerweile auf meinen Wangen getrocknet und brannten sich in meine trockene Haut hinein, die die salzigen Tränen gierig aufsaugten. Aber hörte ich nicht auf zu schluchzen. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein? Mich bei einem Monster wie ihm auch nur einen Sekundenbruchteil sicher zu fühlen...ich fasste es nicht. Das Gefühl, kurz vor dem Ersticken zu sein, saß immer noch tief in meinen Knochen. Ich stand regelrecht unter Schock.

Jedoch, früher oder später würde er mich eh umbringen und einfach nur grauenhaft töten...traurig, dass ich diesem Schicksal nicht jetzt schon entgegen gekommen war.

Entsetzt über meinen eigenen Gedanken quiekte ich erschrocken auf. Wie konnte ich nur daran denken, zu sterben? Ich wollte nicht sterben. Ich wollte dieses Monster töten...oder?

Ne, ne, ne Selbstmordgedanken oder Ähnliches konnte ich gleich wieder streichen! Ich musste das Monster da vor mir noch töten und das kleine Mädchen rächen, vorher war hier ja wohl mal gar nichts mit Selbstmordgedanken.

„Na, wie fühlt es sich an, einer wie ich zu sein? Schmeckst du das Blut, wie es langsam deinen Hals hinabrinnt und dich vollkommen ausfüllt? Der köstliche Duft, der vorher von überall her strömte? Nein? Tja, würdest du jetzt so wie ich sein, wärst du erfüllt von dem Rausch des Blutes. Du könntest es nicht kontrollieren, gar nicht mehr aufhören wollen. Glaub mir, früher oder später wirst du schon noch verstehen, was ich meine.", stellte er nüchtern fest und stand plötzlich neben mir. Erschrocken fuhr ich zusammen. War er gerade hier hin teleportiert oder einfach nur verdammt schnell gelaufen? Mein Kopf hatte mir bestimmt einen Streich gespielt.

„Nein, ich kann tatsächlich so schnell laufen, dass es für das menschliche Auge wie Telepathie wirkt, aber genug davon", beantwortete er meine Gedanken, „wir haben heute noch viel wichtigeres vor, als sich um deine Fragen zu kümmern." Scheiße, Vampire waren furchtbar gruselig! Natürlich entkam mir sein breites Grinsen nicht, als er wohl meinen Gedanken mitverfolgt hatte. Idiot.

Er packte mich am Träger meines Kleides und riss mich zu sich hoch. Mein Kleid war auf der einen Seite schulterfrei und der Träger auf der anderen Seite, wo er mich nun hochriss war dünn und leicht zu zerreißen, demnach war es nicht überraschend, dass der Träger sich zuerst in meine Haut grub, letztendlich riss und ich mit zerfleddertem Kleid vor ihm auf die Knie fiel und mir, nichts anderes erwartend, die Knie aufschlug. Mein Lieblingskleid schmückte nun ein viel zu tief, ungewollter Ausschnitt und als ich an mir hinuntersah auch weitere nicht dem Kleid zugehörige blutrote Farben. An meinem Bein war es eingerissen und ich hatte das Gefühl, beinahe überhaupt nichts mehr anzuhaben, so wenig verdeckte das Kleid meinen Körper noch. Seine Augen glitten gierig über meinen Körper und blieben schließlich an meiner viel zu offen präsentierten Oberweite hängen. Hektisch und zittrig zugleich stand ich auf, meinen Ausschnitt bestmöglich mit meinen Händen verdeckend. Dieser Mistkerl musste aber auch wirklich alles nur noch schlimmer machen! Wenn ich es mir genauer überlegte, hatte ich was das anging doch wohl sogar Recht: Zuerst hatte er diesen Mann getötet, dann mich entführt, geschlagen, das kleine Mädchen umgebracht und nun mein Kleid kaputt gemacht...okay letzteres war dann doch nicht ganz so schlimm wie die Dinge davor. Meine Wut blieb trotzdem!

BlutrotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt