LEGOLAS POV:
"Wieso wolltest du nicht, dass Athelas dich nach Verletzungen untersucht?", fragte Vater mich jetzt schon zum fünften Mal. "Ich wollte nicht, dass sie sieht, was ich für sie empfinde. Falls sie nicht das Gleiche empfindet", sagte ich leise. Normalerweise hatte ich nicht solche Angst bei Frauen und ihren Gefühlen, aber bei Athelas konnte man sich nie sicher sein, was sie fühlte. Sie ließ mich schwach werden, mich aber gleichzeitig so wunderbar stark fühlte. So hatte ich bis jetzt noch nie gefühlt wie bei Athelas. "Wie fühlst du denn?", fragte Vater weiter. "Ich...ich kann es nicht erklären. Es ist einfach ein berauschendes Gefühl", wisperte ich. Wissend sah mich mein Vater an und stand von seinem Stuhl auf. Er ging zu dem dunklen Fenster und sah hinaus. Es herrschte Stille und ich driftete wieder in den Schlaf.
Als ich das nächste Mal aufwachte saß statt meinem Vater Athelas auf dem Stuhl. Die Knie an den Oberkörper gezogen, den Kopf auf die Knien und die Augen geschlossen, saß sie friedlich da. Heute hatte sie ihre welligen Haare offen und sie sahen aus wie flüssiges Gold. Sie hatte ein fliederfarbendes am Oberkörper enges Kleid an. Die Ärmel waren an den Ellenbogen weit und die Schultern waren frei. Auf einmal bemerkte ich, dass sie mich ansah und meine Ohren liefen leicht rot an. "Auch einmal wach", sagte sie mit ihrer weichen Stimme. "Ja", antwortete ich krächzend. "Brauchst du Wasser?", fragte sie jetzt, stand auf und ein Block, sowie ein Stift fielen auf den Boden. Jetzt zierte ein sanftes rosa ihre Wangen und sie bückte sich schnell um ihre Sachen aufzuheben. "Ein Glas Wasser wäre schon schön", sagte ich leicht lächelnd. Mit einer fließenden Bewegung goss sie mir Wasser aus einer Kristallkaraffe in einen Kelch. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon den Block aufgehoben hatte. Manchmal war ihre Magie beängstigend. Dann half sie mir mich hinzusetzten, was auch erstaunlich gut klappte, außer dass mein Bauch sich zusammen krampfte, und die legte mir den Kelch an die Lippen. Langsam trank ich das ganze Wasser aus und sie stellte den Kelch wieder auf den kleinen Tisch neben dem meinem Bett. Sie zog sich den Stuhl heran und setzte sich im Schneidersitz den Stuhl. Irgendwie zerknitterte der Stoff ihres Kleides nie, im Gegensatz zu anderen Frauen, die sich dann immer über Knitterfalten beschwerten. Ja ich hatte mich viel mit Frauen beschäftigt, da mein Vater gesagt hatte, dass ich mir eine Gattin an meine Seite holen sollte. Jetzt hatte ich jemanden gefunden, doch ich wusste nicht, ob sie meine Gefühle erwiderte. Seufzend beobachtete ich sie wie sie wieder auf ihrem Block zeichnete. "Wie geht es dir", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Es geht. Ich habe nur Hunger", antwortete ich leicht überrumpelt. "Was möchtest du denn zu Essen haben?", fragte Athelas weiter. "Obst oder Gemüse", sagte ich nun zu ihr. Kaum hatte ich zu Ende geredet ging sie auch schon aus meinem Zimmer. Da ich noch saß wollte ich versuchen aufzustehen. Langsam schwang ich meine Beine über die Bettkante. Ein scharfer Schmerz zuckte mir durch meinen Rücken und ich zuckte zusammen. In diesem Moment kam Athelas mit einem Teller voller Gemüse in den Raum und erstarrte in der Bewegung. "Darfst du schon aufstehen, Legolas?", fragte sie mich vorsichtig. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht", antwortete ich leise. "Solange der Heiler nicht gesagt hat, dass du aufstehen darfst musst du wohl oder übel liegen bleiben", sagte sie streng. Mit einem schnauben stellte ich mich auf meine Füße und wäre fast vor Schmerz wieder zusammengeklappt. Athelas kam auf mich zugeeilt und stützte mich. Sanft drückte sie mich wieder zurück auf das Bett und dann in eine liegende Lage. "Ich komme mir so unfähig vor", grummelte ich leise, in der Hoffnung, dass sie es nicht gehört hätte. Natürlich hatte sie mich gehört und tadelte mich:"Dann musst du dich das nächste Mal einfach nicht von Orks gefangen nehmen lassen."
ATHELAS POV:
Ich wusste zwar nicht, was in seinem Kopf gerade für Schreckensszenarien abliefen, aber er war für kurze Zeit still und starrte mich mit glasigen Augen an. Gut gemacht Athelas!, ärgerte ich mich innerlich. "Hat der Heiler schon gesagt, wann du wieder das Bett verlassen darfst?", wechselte ich das Thema. Legolas schüttelte nur seinen Kopf. Da fiel mir der Teller mit dem Essen wieder ein. Ich hatte einfach nur schnell rohes Gemüse und Obst mitgenommen. Den Teller stellte ich neben dem Prinzen ab, setzte mich wieder mit angezogenen Knien auf den Stuhl und beobachtete ihn beim Essen. Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und sah ihm zu, wie er den letzten Apfel aß. Den leeren Teller legte Legolas neben sich auf das Bett. Zwischen uns entstand eine angenehme Stille, wo wir uns einfach nur ansahen. Diese Stille wurde durch ein Klopfen gestört. "Herein", sagte Legolas laut. Tauriel streckte ihren Kopf herein und sah mich an. "Können wir auf den Markt gehen? Liro will auch mitkommen", sagte sie mit ihrer hohen, kindlichen Stimme. Ich sah Legolas fragend an und er nickte kaum merklich. Mit einer Verbeugung ging ich mit Tauriel an der Hand nach draußen auf den Gang. Sie zog mich den Gang hinunter, in die entgegengesetzte Richtung von unseren Zimmern. "Tauriel, stopp. Ich muss noch meinen Geldbeutel holen", sagte ich und brachte die Kleine so zum stehen bleiben. Ich drehte mich um und ging den Weg zurück zu meinen Schlafgemächern. Ich öffnete meine Schublade und nahm meine Ledertasche, meinen Geldbeutel und zwei Dolche heraus. Die Dolche steckte ich in lederne Schutzhüllen und dann in die Tasche. Der Geldbeutel folgte den Dolchen. Danach suchte ich in meinem Kleiderschrank nach einem fliederfarbendem Haarband und meinen Haarnadeln. Die Dose mit den Haarnadeln fand ich, aber das Band nicht. Fluchend stopfte ich einfach die Dose in die Tasche. Die Haarnadeln mussten wohl oder übel reichen. Die Tasche hängte ich mir um und sah Tauriel schon in der offenen Tür stehen. Sanft schubste ich sie auf den Gang, schloss die Tür hinter uns und schloss sie per Magie ab. Meine Adoptivtochter und ich gingen den Flur hinab und dann ein paar Minuten, Treppen und Flure später standen wir vor dem Tor. Die Wachen ließen uns hinaus. Mit meinem Geist suchte ich nach Liro und fand den schweigsamen jungen Mann knapp zweihundert Meter vor uns auf einem Stein sitzen. "Liro wartet da vorne auf uns. Kommst du?", wandte ich mich an Tauriel. Sie sah sich einfach nur den Wald an. In ihren Augen glänzte Neugier. "Wir werden uns bald zusammen den Grünwald ansehen. In Ordnung?", versuchte ich sie aus ihrer Starre zu holen. Nickend rannte sie los. Ich würde ihr auf keinen Fall hinterher rennen, dann würde ich mir nur mein neues Kleid zerstören. "Lederstiefel und ein Kleid. Lustige Mischung Athelas", wurde ich von Liro begrüßt. Er hatte seine Haare wieder lang wachsen lassen, sodass sie ihm knapp über die Schultern fielen. "Mae govannen Liro. Deine langen Haare stehen dir, nicht wahr Tauriel?", antwortete ich und sah zu der vollkommen verzückten Kleinen. Sie betrachtete die langen schwarzen Haare von Liro und wagte es gar nicht sie zu berühren. Sie hatte, wie ich, Liro das letzte Mal vor drei Jahren mit kurzen Haaren gesehen. Verzaubert nickte die Kleine und wagte es dann doch die seidigen Haare zu berühren. "Warum der Sinneswandel?", fragte ich und ging los in Richtung Markt. "Meine Frau fand ich sähe besser aus mit langen Haaren", antwortete seine samtweiche Stimme neben mir. Vor Schreck verschluckte ich mich. "Du...du bist verheiratet?", hustete ich. "Na-ja. Meine Eltern waren gegen die Ehe. Sie wissen nichts von der Ehe. Du bist die Erste die es weiß. Deswegen bin ich noch nicht früher zurück gekehrt. Ich musste noch Maylie ein neues Heim finden. Einen Ort, wo wir, vorallem sie, ungestört sind", antwortete er leicht verlegen. "Seit wann seid ihr liiert?", fragte ich weiter, noch völlig geschockt. "Seit knapp einem Jahr", wandte sich der junge Mann sich wieder an mich. Liro ist verheiratet. Wie viele haben schon Familie, ohne dass ich etwas davon weiß?, dachte ich. Inzwischen waren wir am Markt angekommen.
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Abendstern (Legolas ff)
FanfictionAthelas gelangt an ihrem 13. Geburtstag nach Mittelerde, dass sie nur aus Filmen und Büchern kennt. Dort trifft sie auf die Aglahad (Lichtkrieger) und erfährt nicht nur, dass sie die Tochter von Galadriel und Celeborn ist, sondern auch dass sie die...