2 Jahre später

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ATHELAS POV:

In den letzten zwei Jahren hatte ich hier im Waldlandreich wieder angefangen mit Legolas die Elben weiter auszubilden. Nach dem ersten Jahr der Ausbildung hatten die Schüler vier Wochen frei gehabt. In dieser Zeit bin ich mit Kia zurück zu dem Hof unserer "Eltern gereist". Als wir ankamen erkannte uns niemand. Es war niederschmetternd wenn noch nicht einmal, die die ich für meine Eltern hielt, ihre eigene leibliche Tochter erkannten. Kiandra hatte viel geweint, ich konnte nicht weinen, ich war viel zu enttäuscht. Wir sind so schnell wie möglich wieder zurückgekehrt. Als Trostpflaster waren Kia und ich auf einen elbischen Markt gegangen und ich hatte ihr ein paar neue Kleider und Schmuck gekauft. Ab der zweiten Woche hatten Kia, Fiona, Tuilinn, Liro, Monique, Kira und ich die ganze Zeit verstecken oder fangen gespielt. Und natürlich die Erwachsenen bei der Arbeit gestört. Das zweite Trainingsjahr ist genauso schnell vergangen wie das erste. Ratz-Fatz war der Prüfungstag da. Gerade mal die Hälfte hatte die Prüfung bestanden, aber in unserem Team waren (leider) noch alle da. Heute war der Ball, für alle die die Prüfung bestanden hatten (wie Athelas angezogen ist seht ihr auf dem Bild). Plötzlich klopfte es. Ich schaute aus dem Fenster, es dämmerte. Aufgeregt überprüfte ich noch einmal im Spiegel ob auch alles an seinem Fleck war und öffnete die Tür. Vor mir stand nicht Legolas sondern König Thranduil. Erschrocken zuckte ich ein wenig zurück, bis ich mich auf meine Manieren besann. "Mae govannen König Thranduil. Ich hatte eigentlich euren Sohn Legolas erwartet. Was führt euch zu mir?", sagte ich während ich in einem tiefen Knicks versank. "Mae govannen Prinzessin Athelas. Mein Sohn hat mich gebeten zu kommen da er ähm... verhindert ist", er wirkte ein wenig peinlich berührt. "Inwiefern denn verhindert?"
"Ähm...das ähm soll ich dir nicht sagen", stotterte der König jetzt herum. Ich nickte nur geknickt und ließ mich hinunter zu dem Festsaal führen. Die Türen waren verschlossen und wurden geöffnet als wir in die Nähe kamen. Im Saal selber war es stockfinster. Kaum traten wir ein erscholl Musik und es wurde Taghell. Erschrocken kniff ich meine Augen zusammen. Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Durch die Musik verstand ich nicht was die ganzen Elben sagten. Die Musik klang ab und alle klatschten. Vor Rührung stiegen mir Tränen in die Augen. Eine riesige Torte stand auf einem Podest. Es sah aus wie eine Geburtstagstorte. Es war eine Geburtstagstorte wie ich erkannte und jetzt liefen mir die Tränen vor Rührung über die Wangen. Lachend und weinend stand ich also vor den Elben. Peinlich. Die meisten Gesichter kamen mir bekannt vor, aber auch ein paar waren vollkommen unbekannt. Deswegen war Legolas verhindert gewesen. Er hatte die Geburtstagsfeier vorbereitet. Lachend fiel ich ihm um den Hals als er auf mich zu kam. " Tolle Überraschung", flüsterte ich ihm grinsend ins Ohr. Jap, ich hatte mich definitiv in ihn verknallt. Leider wusste ich, dass er bei den Damen des Hofes nach einer geeigneten Gattin ausschau hielt. Ich war fünfzehn und war somit vollkommen außen vor. Schade war es schon, dass ich zum ersten mal verliebt war und dann würde derjenige jemanden anderen heiraten. Durch diesen Gedanken trübte sich meine Stimmung wieder etwas. Ich musste mir Legolas wohl aus dem Kopf schlagen. Aber jetzt einmal wieder zurück zur Feier. Sie war in vollem Gange. Schüler und Lehrer tanzten miteinander. Meine Mutter trat neben mich. "Hier ein kleines Geschenk von deinem Vater und mir", sagte sie nach einer kleinen Weile und reichte mir eine in Leinentücher eingepackte Kiste. Neugierig öffnete ich sie und sah ein wunderschönes, filigranes, weißgoldenes Diadem. "Wow. Danke", hauchte ich und umarmte meine Mutter. Da kam Legolas auf uns zu und verbeugte sich der Etikette wegen vor uns. "Auch ich habe ein Geschenk für euch eure Hoheit", sprach er. Scherzhaft funkelte ich ihn mit einem Grinsen böse an. Er grinste nur schelmisch zurück. "Folgt mir", sagte er mit dem Grinsen im Gesicht. So folgte ich ihm nach draußen. Erst wusste ich nicht was er meinte, aber dann sah ich das Pferd. Er schenkte mir ein neues Pferd. Aqua war vor zwei Wochen gestorben und daran hatte Legolas gedacht. Tränen füllten meine Augen, als ich daran dachte, wie Aqua gelitten hatte. Sie war einfach zu alt gewesen und der Weltenwechsel hatte ihr nicht gut getan. Ich trat auf das Pferd zu und betrachtete es ganz genau. Das Fell schimmerte in einem dunklen Goldton, während die Mähne und der Schweif rot-orange glänzten. "Wie heißt sie?", fragte ich Legolas, während ich die Stute an den Nüstern kraulte. "Sie heißt Rían", antwortete der Prinz. Rían. Wie die Babykatze die ich zu meinem 13. Geburtstag bekommen hatte. Sie war, als Kia und ich den Hof besucht hatten, nicht mehr da gewesen. Leider, denn ansonsten hätte ich sie mit hierher mitgenommen. Ich ließ die Erinnerungen nicht an mich heran und sperrte die dazugehörigen Gefühle weg. "Ein schöner Name", sagte ich tonlos. "Danke Legolas."
Ich merkte wie er mich besorgt ansah, aber ich kraulte einfach weiter Rían's Nüstern. "Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte Legolas besorgt. "Nein, Legolas. Du hast nichts falsch gemacht. Ich hatte nur gerade an mein altes zu Hause gedacht. Das stimmt mich einfach etwas traurig", antworte ich beruhigend, jedenfalls sollte es sich beruhigend anhören, es hörte sich eher melancholisch an. Legolas umarmte mich von hinten und ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Er ließ es zu. Er lässt es zu, dass ich mich an ihm lehne, innerlich quietschte ich wie ein kleines Kind, dass ein neues tolles Spielzeug bekommen hat.
Atelas. Mach dir lieber erst einmal keine falschen Hoffnungen, wies ich mich zurecht.

Er ist wahrscheinlich schon jemand anderem versprochen.

Legolas hatte wohl gemerkt, dass ich mich wieder angespannt hatte, und so drehte er mich sanft zu sich um. Ich verlieh meinem Gesicht eine ausdruckslose Miene und sah ihn an. Er sah irgendetwas in meinen Augen, denn er trat noch einen kleinen Schritt auf mich zu, beugte sich langsam zu mir hinunter. Doch bevor er mich küssen konnte hörten wir wie die Tür zum Garten lautstark geöffnet wurde. Anstatt wegzuspringen schlang ich meine Arme um seinen Oberkörper und legte meine Stirn auf seine Brust. Vorsichtig legte er seine Arme um mich und sein Kinn auf meinen Kopf. "Da sind sie ja!", rief eine Stimme, die nach einem stark angetrunkenen Celeborn klang. Seit wann war er denn da? "Oh...ich bin schon wieder weg", nuschelte mein Vater und ich hörte, wie er über den Kiesweg zurück ging. Diesmal wurden die Türen fast geräuschlos geschlossen. "Hast du schon eine geeignete Frau gefunden", fragte ich gedämpft. "Ja, aber ich weiß nicht ob sie schon bereit ist", antwortete Legolas nach kurzem Zögern. Sein Brustkorb vibrierte leicht beim Reden.
"Kenn ich sie?"
"Ja. Du kennst sie sehr gut."
"Kiandra?"
"Nein!"
"Fiona? Kira? Monique?"
"Nein. Nein. Nein! Jemand ganz anderes!"
"Gib mir einen Tipp."
Bevor er mir einen Tipp geben konnte wurden wir von den Schreien eines Baby's unterbrochen. Erschrocken löste ich mich von Legolas und starrte zu den Bäumen. Ohne auf das enge Kleid zu achten, eilte ich den Schreien entgegen. Ich musste nicht weit gehen, da lag in einer, mit Moos ausgelegten, Senke ein kleines, sich windendes Bündel. Ich hörte ein knacken hinter mir und fuhr mit einem kleinen Feuerball auf der Handfläche herum. Vor mir standen Legolas, Galadriel und Thranduil. Das Kind hatte aufgehört zu schreien. Es starrte uns alle mit großen neugierigen Augen an. Vorsichtig nahm ich es hoch und schob den Stoff ein wenig beiseite, damit ich die Ohren betrachten konnte. "Es ist ein elbisches Kind. Maximal ein Jahr alt. Ver setzt es einfach in diesem Wald aus?", fragte ich leicht verunsichert. Durch den Feuerball konnte man leichte Fußabdrücke in der weichen Erde erkennen, die von der kleinen Senke hin und wieder weg führten. "Es wurde hier hin gebracht um zu sterben", sagte Galadriel tonlos. "Wieso sollte jemand so ein kleines, süßes Kind zum sterben in dem Wald aussetzen?", fragte ich entsetzt und wandte mich an das Trio. "Wahrscheinlich konnte die Familie nicht mehr für die Kleine sorgen", antwortete diesmal Thranduil,"es gibt selten solche Vorfälle, wo die Wache ausgesetzte Kinder im Wald findet. Sie sind selten, aber sie geschehen." "Ich kümmer mich um sie", sagte ich selbstsicher und sah das kleine Elbenkind warm an. "Normalerweise würde jemand anderes sich darum kümmern, aber wenn ihr darauf besteht, Prinzessin", Thranduil deutete eine Verbeugung an. "Ich bestehe darauf", antworte ich und lächle alle an. "Ich bringe Rían in den Stall", unterbrach Legolas die Stille. "Ich treibe Milch für die Kleine auf", ich folgte Legolas, hörte aber nicht ob Thranduil und Mutter auch kamen oder nicht. Ich ging nicht durch den Eingang, zur Feier, sondern durch einen anderen Eingang, der auf den Flur davor führte. Mit dem Bündel auf dem Arm eilte ich in die Richtung der Küche.

Abendstern (Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt