Anwen war der Kreatur schon eine Weile unbemerkt auf den Fersen.
Sie konnte Weevils nicht leiden. Aber jemand musste sich schließlich um diese Plage kümmern. In letzter Zeit wurden die Aliens mutiger. Immer öfter wagten sie sich in den hellen Tagesstunden aus ihren Verstecken hervor. Nicht selten endeten Mensch-Weevil-Begegnungen in einem Rettungswagen. In sehr seltenen Fällen auf dem Friedhof. Und dann wollten die Hinterbliebenen, die Ärzte und manchmal auch die Bobbies Erklärungen.
Die Kreatur hatte Anwen entdeckt und begann zu laufen.
Auch wenn Weevils nicht besonders flink aussahen und sich ungelenk fortzubewegen schienen, konnten sie sehr schnell rennen und ziemlich gut kämpfen. Ihre Zähne und Klauen waren nicht zu unterschätzen.
„Das Zielobjekt hat mich gesehen und läuft jetzt in deine Richtung, Sam", ließ Anwen ihren Partner über das Headset wissen.
„Verstanden. Möglicherweise versucht es, in seinen Unterschlupf zu fliehen. Vielleicht sind dort noch ein paar seiner Freunde. Dann räuchern wir den Laden aus!"
„Vergiss es, Sam! Einfangen und wegsperren. Kein Weevil wird unnötig verletzt oder getötet!"
„Aber unsere Zellen quellen über! Und wir können dieses Ungeziefer nicht ewig dort gefangen halten..."
„Das entscheidest nicht du, Sam! Wir halten uns an die Anweisung: Einfangen und wegsperren!"
Sam erwiderte nichts, aber Anwen konnte sich seinen Gesichtsausdruck vorstellen. Er war verdammt gut, wenn es darum ging, Weevils aufzuspüren und einzufangen. Aber er machte keinen Hehl daraus, dass er die Aliens verabscheute und es für reine Ressourcenverschwendung hielt, sie am Leben zu lassen.
Irgendwann waren die Weevils durch den Riss im Raum-Zeit-Kontinuum nach Cardiff gekommen und hatten sich seither in der Kanalisation und in abgelegenen Häusern und verlassenen Hallen eingenistet.
Da es nicht möglich war, die Kreaturen wieder dorthin zurück zu schicken, wo sie ursprünglich herkamen, war Sam für eine Art endgültigere Lösung des Alien-Problems.
Aber seine Vorschläge waren bisher immer abgelehnt worden.
Anwen folgte dem Weevil durch eine schmale Gasse, die an einem etwa drei Meter hohen Drahtzaun endete. Dieser stellte kein großes Hindernis für das Alien dar. Mit einem gekonnten Satz erreichte die Kreatur mit ihren Klauen das obere Ende, zog sich hoch, sprang auf der anderen Seite wieder hinab und verschwand in der Dunkelheit.
„Sam, das Zielobjekt ist über den Zaun."
„Dann streng dich mal an, Prinzessin, und komm rüber. Ich kann es schon sehen."
Anwen seufzte leise. Über Zäune zu klettern gehörte nicht zu ihren Stärken.
Gerade, als sie nach den Maschen des Drahtzauns greifen wollte, um hinüber zu klettern, hörte sie, wie jemand in ihre Richtung die Gasse entlang gerannt kam.
„Brauchst du Hilfe mit dem Zaun?"
Sie dreht sich um und zückte ihre Marke, um sie dem Mann vors Gesicht zu halten. „Alles in Ordnung, Sir, ich bin von der Polizei und verfolge einen Verdächtigen."
„Was hat das Weevil denn angestellt?"
Anwen war perplex, schaffte es aber, sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen. „Bitte, Sir, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen."
Im Licht der spärlichen Straßenbeleuchtung konnte sie nur erkennen, dass er einen altmodischen Mantel trug, der nach Militär aussah. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, woher.
Seine Zähne blitzten weiß auf, als er sie schief angrinste. „Dunkelblauer Overall, ziemlich unansehnliche Visage und Klauen – das sah mir nach einem Weevil aus. Und du solltest dich beeilen, die sind schnell."
„Cooper, verdammt noch mal, wo steckst du! Ich könnte deine Hilfe hier wirklich gut gebrauchen!", meldete sich Sam.
„Bin auf dem Weg!"
Der Fremde grinst noch immer breit. „Komm, ich helfe dir über den Zaun. Danken kannst du mir später, Anwen Cooper!" Damit packte er sie an der Hüfte und hob sie hoch, so dass sie spielend leicht über den Zaun klettern konnte, bevor er ihr ziemlich flink nachfolgte.
„Woher kennen Sie meinen Namen, Sir?"
Er lachte, „Ich kenne nicht nur deinen Namen, aber dazu später. Da läuft ein Weevil frei herum und dein Partner mag gut sein, aber er kann noch einiges dazulernen!", und rannte voraus.
Als die beiden Sam erreichten, war dieser von einer Gruppe Weeviln umzingelt, die ihre Kreise immer enger um ihn zogen.
„Steh nicht dumm rum, Cooper! Ich habe keine Lust, als Alienfutter zu enden!", rief Sam.
„Keine Sorge, diese Weevil wollen bestimmt keine Verstopfungen..."
„Und wer ist der Spaßvogel, Cooper?"
„Mein Name ist Captain Jack Harkness, danken kannst du mir später!"
Dann ging alles ziemlich schnell. Der Mann, der sich als Captain Jack Harkness vorgestellt hatte, zog eine Spraydose aus einer seiner Manteltaschen und hielt damit direkt auf eine der Kreaturen zu.
Anwen wusste nicht, was er dem Alien ins Gesicht sprühte, aber es schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Das Weevil wich zurück, stolperte und ging rücklings zu Boden. Orientierungslos kroch es herum. Der Mann mit dem Militärmantel setzte schnell nach. Er packte die Kreatur, drehte sie herum und fixierte ihre Hände mit Kabelbinder auf dem Rücken, ohne dass sie viel Gegenwehr leisten konnte.
Die umstehenden Weevils zeigten sich von der Aktion unbeeindruckt.
Mit einem schiefen Grinsen sah Jack zu Anwen und warf ihr das Anti-Weevil Spray4 rüber.
Die Aliens kamen langsam immer näher. Dabei gaben sie zischende und fauchende Laute von sich.
„Ho! Die sind ganz schön angriffslustig!", rief Jack. Es klang amüsiert.
Es blieb keine Zeit, weiter darauf einzugehen. Wie auf ein Zeichen stürzten die Weevils sich auf die drei Menschen.
Anwen sprühte einem Angreifer direkt ins Gesicht. Das Weevil wich knurrend zurück. Die junge Polizistin setzte nach und konnte die Kreatur zu Boden reißen. Nach einigem Gerangel hatte sie das Alien schließlich auf den Bauch gedreht und konnte seine Hände mit einem Paar Handschellen fixieren.
Währenddessen hatte Captain Jack Harkness bereits zwei der Kreaturen außer Gefecht gesetzt.
Sam hatte es weniger gut getroffen. Ein Weevil hielt ihn von hinten fest, ein zweites hatte sich fest in seinen rechten Unterarm verbissen. Ein übler Kratzer lief quer über seinen Brustkorb.
„Ruf Verstärkung, Anwen!", rief Jack. Dann stürmte er zu Sam rüber und versuchte ihn von den Aliens zu befreien...Das Bild, das sich den Kollegen bot, als sie zur Verstärkung eintrafen, war verstörend. Police Inspector Evans lag bewusstlos am Boden. Neben ihm kniete die kleine Cooper und presste ihrer Uniformjacke auf eine klaffende Wunde an Sams Hals. Um die beiden herum lagen sechs gefesselte Weevils.
„Captain Jack Harkness?"
Anwen nickte. Der Kerl mit dem Militärmantel war aus dem Nichts aufgetaucht und dann wieder verschwunden. Nur Sam hatte ihn auch gesehen. Das war der einzige, wenn auch dürftige Beweis dafür, dass er kein Hirngespinst war – und die Spraydose, die er ihr gegeben hatte.
„Sind Sie sicher, dass das sein Name ist?"
Anwen zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist das ein falscher Name. Keine Ahnung. Aber er sagte, sein Name sei Jack Harkness, woher das Captain kommt, hat er nicht ausgeführt..."
Chief Constable Ywen Ryder musterte sie streng, notierte etwas und bedeutete ihr dann mit einer Handbewegung, dass sie aufstehen und gehen durfte.
An der Tür des kleinen Bürozimmers drehte sich Anwen noch einmal zu ihrer Vorgesetzten um. „Haben sie schon von Inspector Evans gehört, Sir?"
„Nein, er wird noch operiert. Gehen Sie nach Hause, Constable Cooper. Wir melden uns, sobald wir Neuigkeiten haben."
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TORCHWOOD: The Anwen Cooper Files
Fanfiction[ON HOLD] Cardiff, 22 Jahre nach dem Miracle Day. Captain Jack Harkness will TORCHWOOD wieder aufbauen. Anwen Cooper, die Tochter von Gwen Cooper und Rhys Williams, soll ihm dabei helfen... [Spoiler-Warnung: die Ereignisse der Staffeln 1-4 werden t...