Ava studierte die Werte auf den Monitoren und verglich sie mit ihren Unterlagen.
„Na, ist unser neues Spielzeug schon fertig?"
Die junge Frau blickte auf und sah in Captain Jack Harkness' grinsendes Gesicht. Wortlos schüttelte sie den Kopf.
„Ach ...", er machte eine Geste, die lässig wirken sollte.
„Sie sehen auch nicht sehr zufrieden aus, Captain."
Er zuckte die Schultern. „Hätte besser laufen können ..."
„Dann war Ihre Mission nicht erfolgreich, Sir", es war keine Frage.
Jack musterte Ava einen Moment lang mit starrer Miene, dann zogen sich seine Mundwinkel wieder nach oben. „Ich vergesse immer wieder, dass du einfach keinen Humor hast, Ava ..."
Er bekam keine Antwort. Sie hatte sich nach ihrer Aussage wieder den Dokumenten auf ihrem Arbeitsplatz zugewendet, dann stand sie auf und ging hinüber zu einer Wand, an der sich ein großer Metallrahmen befand, der etwa fünf mal fünf Meter maß. Zehn Kabelstränge verliefen exakt parallel und vertikal innerhalb dieses Rahmens. An jedem Kabelstrang waren in regelmäßigen Abständen zehn kleine Module befestigt, deren Ausrichtung Ava sorgfältig kontrollierte.
Sie betrachtete die Konstruktion schweigend.
Unterhalb des Rahmens liefen die vielen Drähte in fünf Schaltkästen zusammen. Von jeder dieser Einheiten führte eine Leitung zu einem Steuergerät, das wiederum an einen der großen Monitore im Hub angeschlossen war. Ein zweiter Kabelstrang verlief quer durch den Raum hinauf zu einem Gebilde, das in der Mitte von der Decke hing. Ava nannte es The Helmet. Sie hatte es entworfen, gebaut und getestet. Nun musste sie es nur noch so konfigurieren, dass auch Menschen es benutzen konnten.
Jack beobachtet die junge Frau eine Weile. Sie arbeitete seit einigen Jahren für ihn. Sie war verdammt gut. Aber in all der Zeit unnahbar geblieben. Er konnte sich nicht daran gewöhnen, nicht zu wissen, nicht einmal zu ahnen, was in ihr vorging.
Es war ungefähr fünf Jahre und sieben Monate her. Die Scans hatten gewaltige Anstiege der
Rissaktivitäten aufgezeichnet.
Jack und sein damaliger Partner hatten sich sofort zu einer stillgelegten Lagerhalle am Hafen begeben, die als Quelle der Energiespitzen geortet worden war.
„Aal in Aspik ...", murmelte Jack, als sie das Gelände erreichten.
In der leerstehenden Halle war es still – zu still. Kein Laut von außen drang hinein. Kein Geräusch ihrer schweren Stiefel auf dem kahlen Betonboden. Jack konnte sehen, wie sei Partner seinen Mund bewegte, aber es war kein Ton zu hören.
Jack legte den Zeigefinger seiner linken Hand auf die Lippen, dann zog er seine Waffe und deutete mit dem Kopf in Richtung des hinteren Teils der Halle.
Obwohl keine einzige Schallwelle diesen Raum zu durchdringen oder zu verlassen vermochte, bewegten die beiden Männer so vorsichtig wie möglich.
In der Dunkelheit vor der Wand leuchtete unregelmäßig ein kleines Licht auf, dessen Quelle keiner der beiden Männer auszumachen vermochten.
Je näher sie kamen, desto unruhiger schien es zu flackern, wie das Licht einer Flamme vor einem offenen Fenster. Nur erlosch das Leuchten nicht..
Jack spürte, wie sein Smartphone ungewohnt geräuschlos in seiner Manteltasche vibrierte. Er holte es hervor, ohne seinen Blick von dem Licht zu wenden. Der Name seines Partners erschien auf dem Display und darunter eine Nachricht. „Alien?"
Er sah kurz zu ihm hinüber und nickte knapp.
Das Licht kam plötzlich direkt auf Jack zu und breitete sich dabei mehr und mehr aus, bis es Captain Harkness schließlich ganz einhüllte. Er blinzelte und sah wieder in die Richtung seines Partners, doch er wurde geblendet. In dem Weiß zeichnete sich schemenhaft die Umrisse eines Frauengesichts.
Ha! Nun ergibt das alles einen Sinn ..., dachte Jack. Er ließ seine Waffe sinken und gab eine Nachricht in sein Smartphone ein. „Unser Alien hat die Moleküle in der Luft so manipuliert, dass normale Schallwellen sich nicht ausbreiten können!"
„Das ist unmöglich!", war prompt die Antwort seines Partners.
Jack grinste breit und tippte, „Nur nach den physikalischen Gesetzen der Menschen des 21. Jh. ..."
Das Wesen sah Jack nun direkt an, während sich weitere kleine Teile materialisierten und nach und nach zu den Konturen einer humanoiden Gestalt zusammen setzten. Laute, die an mehrstimmige Walgesänge erinnerten, durchfluteten den Raum.
„Was tut es da, Jack?"
„Ich glaube, Es ist eine Sie! Und sie beantragt Asyl ..."
Das schwere Stahltor, das Eingangskammer und Hauptraum voneinander trennte, setzte sich in Bewegung. Es quietschte leise.
Avas Blick haftete an ihren Notizen. „Sie sollten es bei Gelegenheit ölen lassen, Captain ..."
„Lange nicht gesehen, Jack!"
„Was willst du denn hier? ..."
Nun sah Ava auf. Rex Matheson stand mit weit ausgebreiteten Armen und einem breiten, Grinsen in der Halle.
„Langweilst du dich schon wieder bei der CIA?", Captain Jack Harkness lachte und begrüßte den Neuankömmling mit einer Umarmung.
„Ach weißt du, Jack, wenn man nicht sterben kann und nur ganz langsam altert, muss man ab und zu mal von der Bildfläche verschwinden ..."
Die beiden Männer lachten.
Rex sah sich um und nickte anerkennend. „Das ist also Torchwood Fünf. Schön habt ihr es hier!", sein Blick fiel auf die junge Frau, „Der Rest ist wohl grade ausgeflogen, was?"
„Ava, Rex Matheson – unser Mann in den Staaten. Rex, Ava Jones – zur Zeit meine einzige Unterstützung hier in Cardiff."
„Was ist aus deinem Partner geworden?"
„Musste ihn entlassen. Der Job war nichts für ihn."
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TORCHWOOD: The Anwen Cooper Files
Fanfiction[ON HOLD] Cardiff, 22 Jahre nach dem Miracle Day. Captain Jack Harkness will TORCHWOOD wieder aufbauen. Anwen Cooper, die Tochter von Gwen Cooper und Rhys Williams, soll ihm dabei helfen... [Spoiler-Warnung: die Ereignisse der Staffeln 1-4 werden t...