Countdown to Destruction

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Ava hatte den Hub für sich allein.
Captain Jack Harkness und Rex Matheson waren unterwegs.
Sie holte die drei Klebebandrollen aus ihrer Tasche und lud die sogenannte Holospot-Applikation aus den Torchwood-Archiven für alte Geheimdienstsoftware.
Während das Programm startete, überlegte sie, was genau sie Jack erzählen würde, falls er darauf aufmerksam wurde.
Auf dem Weg von Anwens Haus zum Hub hatte sie in einem dieser mittlerweile aus der Mode gekommenen Geschäfte für Bürobedarf noch eine vierte Rolle gekauft. Ihr Plan war es, mittels eines fokussierten Lasers, den sie im Handumdrehen konstruiert und konfiguriert hatte, Daten auf das noch unbeschriftete Material zu übertragen und es wie einen Test aussehen zu lassen.
Tatsächlich arbeitete sie seit einiger Zeit selbst an der Entwicklung eines institutsinternen Standards für optische Datenträger und einem System zu deren Verschlüsselung.
Captain Jack Harkness hatte sie damit beauftragt, um alte Daten platzsparend, permanent und netzunabhängig archivieren zu können.
Ihr war klar, dass Klebeband diese Kriterien nicht erfüllte, aber sie würde damit argumentieren können, dass ihr dieser Test dabei half, ältere Verfahren zu verstehen und daraus eine eigene Methode zu entwickeln.
Auch musste sie die Daten von den drei Rollen so auslesen und abspeichern, dass sie im Torchwood-System nicht auffindbar oder gar rekonstruierbar waren.
Sie wusste nicht, was sie erwartete, welche Informationen sie finden würde oder ob die Datenträger überhaupt etwas enthielten, das für sie von Interesse war. Aber sie hoffte es.
Es ärgerte sie, dass ihr der Zugriff auf so viele Informationen innerhalb des Systems verwehrt war. Captain Jack Harkness verlangte von ihr Vertrauen und Loyalität, schien ihr dies aber nicht in gleichem Maße entgegen zu bringen.
Die Vergangenheit des Torchwood-Instituts war noch immer ein großer dunkler Fleck für sie und damit wollte sie sich nicht abfinden.
Ava musste den Laser zum Auslesen genau kalibrieren. Das Trägermaterial war schon älter und obwohl es ihrer Einschätzung nach unter guten Bedingungen gelagert worden war, hatte das Polypropylen bereits begonnen zu oxidieren und spröde zu werden.
Innerhalb weniger Sekunden hatte The Helmet den Code zur Entschlüsselung der Daten berechnet. Eine Klebebandrolle hatte eine Speicherkapazität von etwa drei Gigabyte, was verhältnismäßig wenig war. Doch wie sich herausstellte, waren die Dateien in ein stark komprimiertes Containerformat gepackt. Innerhalb dieses Containers gab es nochmals gezippte Komponenten. Alle Inhalte waren fragmentiert und nochmals separat verschlüsselt.
Die Anwendungen konnten die richtige Reihenfolge der einzelnen Bits nur bedingt automatisiert wieder herstellen. Den Rest musste Ava selbst erledigen.
Für Menschen eine Aufgabe von Monaten, wenn nicht sogar Jahren.
Sie wies die Programme zur Decodierung und Defragmentierung an, jede Datei und ihre Bestandteile in einzelnen Farben anzuzeigen.
Ein Puzzle aus unendlich vielen Teilen. Und Ava liebte Puzzle.

„Woran arbeitest du gerade?", fragte Rex, als er in den Hub zurückkehrte und Ava an ihrem Arbeitsplatz sitzend vorfand.
Sie hielt ihm eine Rolle Klebeband unter die Nase: „Optische Datenträger."
Sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu dem Gegenstand in ihrer Hand und wieder zu ihr zurück. „Aber tesa-ROM ist so 2000er ..."
Ava lachte.
„Nicht dein Ernst?"
Sie nickte.
„Okay ... von allen Technologien - terrestrischen und extraterrestrischen Ursprungs - suchst du dir ausgerechnet diese uralte aus, die kein Mensch mehr benutzt seit ... zwanzig Jahren?"
„Simpel, effektiv, genial und lange nicht so veraltet, wie du glaubst. Immerhin wurde das Holospot-System noch bis in die frühen 2020er verwendet, um beispielsweise Medikamente zu authentisieren. Als Massenspeichermedium hat sich das kleine Etikett aus speziellem Polymermaterial nie durchsetzen können, aber das Verfahren ist trotzdem interessant für meine Forschung."
Rex Matheson legte den Kopf ein wenig schief und musterte Ava mit einem Ausdruck, der zwischen nachdenklich und belustigt pendelte. „Es ist dein Ernst ..."
Sie zuckte nur mit den Schultern und wandte sich dann wieder ihrem Schreibtisch und den Aufzeichnungen zu, die sie gerade ausgewertet hatte.
Er blieb noch einen Augenblick neben ihr stehen und sah sie sprachlos an.
Als Rex sich von ihr abwendete, nutze sie die Gelegenheit, die drei Klebebandrollen, die Anwen ihr gegeben hatte, in einer Schublade verschwinden zu lassen, ebenso die Speicherkarte, auf der die defragmentierten und entschlüsselten Dokumente nun gespeichert waren. Keinen Moment zu spät, denn nun kam auch Captain Jack Harkness durch das große Stahltor.
„Du wirst nicht glauben, woran unser Alien-Genie gerade forscht ...", begrüßte Rex ihn.
Jack kam an Avas Platz.
Sie hielt ihm die Klebebandrolle hin: „Das Abspeichern von Daten mittels fokussierter Laser auf optischen Datenträgern, Sir."
„Das ist so 20. Jahrhundert, Ava."
„Nicht ganz, Sir. Entwickelt wurde diese Technologie zwar tatsächlich Ende der 1990er in Deutschland, aber sie wurde bis vor knapp zehn Jahren stetig weiter entwickelt, bis sie schließlich von neueren Methoden abgelöst wurde."
Rex und Jack starrten sie beide ungläubig an.
„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass sie an einer Uni als Dozentin besser aufgehoben wäre, als in dieser alten U-Boot-Werft, Jack?"
Captain Jack Harkness schüttelte den Kopf und grinste.

TORCHWOOD: The Anwen Cooper FilesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt