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There's a darkness that plays behind your wicked smile. Aching sadness as you cradle me like I'm a child. This is madness, we're descending into madness. With every passing day it gets harder to tell. Where the demon stops and where you begin. 

-Beth Crowley


Happy Ends. Filme und Bücher, Serien und Leben endeten oft mit diesen zwei Wörtern. Der Prinz heiratete Aschenputtel, der krebskranke Junge überlebte doch noch und die verliebten Jugendlichen fanden zusammen.

Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihres Lebens. Ja, sein einziger Wunsch war gewesen, glücklich zu sein. Lachen zu können, ohne die Fröhlichkeit vortäuschen zu müssen. Keine bescheuerten Probleme oder Sorgen zu haben. Einfach irgendwie vollständig zu sein.

Doch er hatte nicht dieses Glück. Vor ein paar Jahren hatte alles angefangen. Seine Eltern hatten sich immer öfter gestritten. Er wurde nebensächlich. Auch in der Schule lief es so schlecht, wie es nur eben ging. Noten wurden schlechter und Freunde weniger. Am Ende blieb ihm nichts mehr. Die Scheidung seiner Eltern erfolgte schnell. Er wurde gezwungen, sich für einen Wohnort und somit auch für ein Elternteil zu entscheiden. Vermutlich merkten sie nicht mal, dass sie ihn innerlich zerrissen. Er versank im Selbstmitleid. Eindeutig die beste Eigenschaft von ihm. Er konnte so alles ausblenden, musste mit niemandem mehr reden. Er brauchte keine Drogen, um in dieses altbekannte Loch zu fallen.

Er war froh, es endlich erreicht zu haben. Die Schmerzen vorher waren unerträglich gewesen. Jetzt hüllte ihn zwar diese klammernde Kälte, Leere und Dunkelheit ein, doch sie war besser als die beständige Folter. Einmal ging er zum Arzt, um zu fragen, was mit ihm los war. Dieser schmiss mit Fachwörtern um sich und er konnte sich nur das Wort 'Depression' behalten. Doch er wusste nicht genau, was es bedeuten sollte.

Seit drei Monaten hatte er die Schule gemieden. Er hatte sich alleine in den Wald gesetzt und gewartet, dass irgendwas passierte. Etwas, das ihn entweder aus dem Loch fischte, oder ihn noch tiefer hinunter schubste. Nichts dergleichen war passiert. Jedoch war die Tendenz eher, dass er immer tiefer hinunter rutschte.

Niemand bemerkte, was in ihm vorging. Niemand versuchte, hinter seine Maske zu schauen. Niemand sah die Dunkelheit und Gleichgültigkeit, die sich in ihm breit machte und ihn langsam auffraß. Tiefe Narben hinterließ.

Seine besten Freunde wurden der Regen und die Nacht. Oft war er in der Dämmerung hinaus gegangen. Sein Vater hatte ihn nie darauf angesprochen. Entweder, er hatte es nicht gehört, oder es war ihm egal, wohin sein Sohn nachts verschwand. Und ihm war das sehr Recht.

Während der Regen auf ihn einprasselte konnte er in Ruhe nachdenken. Über die Leere und innere Unruhe, die ihm langsam schon sehr vertraut war, zum Beispiel. Er hörte jeden einzelnen Regentropfen auf den durchweichten Boden und die Herbst braunen Blätter fallen. Er meinte, einen Rhythmus herauszuhören. Nach einer Weile wurde es zu einem Lied und bald hörte er jede Nacht eine Geschichte, die von den Kristallen des Himmels erzählt wurden.

Der Mond und die Sterne schauten zu ihm hinunter und schienen ihn zu verstehen. Vor allen Dingen der Mond ähnelte ihm sehr, denn in der ersten Nacht im Wald war er noch voll und weiß gewesen. Doch jeden Tag verlor er an seinem Strahlen. Der Halbmond erfolgte und schließlich kam die Sichel. Der einzige glückliche Teil in ihm, wie in dem winzigen Jungen auf der zu großen Welt, unter ihm. Die Dunkelheit erfüllte immer mehr den schönen runden Mond.

In der letzten Nacht sah er dem Schauspiel am Fuß des Waldes zu. Die letzte Helligkeit verließ den Zwilling der Sonne, der nur in der Nacht lebte.

Und genauso fühlte der verlorene Junge sich auch. Es war seine letzte Nacht. Der letzte Atemzug verließ ihn, als die Morgendämmerung anbrach. Er hatte sein eigenes Happy End gefunden.

Doch er hatte nicht mehr mitbekommen, wie die Sonne wieder aufging, und der Mond von Neuem an Stärke gewann.

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