Liebes Tagebuch,
ich habe mich lange nicht mehr gemeldet. Ich weiß das und es tut mir leid, aber in letzter Zeit passiert einfach nicht mehr so viel spannendes in meinem Leben.
Heute war mein 16. Geburtstag. Das ist wahrscheinlich auch der einzige Grund, warum ich wieder zu meinem Tagebuch gegriffen habe. Meine Eltern haben eine Überraschungsparty für mich geplant. Wie ich es erwartet hätte, wenn ich es gewusst hätte, wurde es der komplette Reinfall.
Anstatt dass ich mir einen ruhigen Tag mit meinem Lieblingsbuch und einem Stück Kuchen in dem kleinen Café um die Ecke gönnen konnte, musste ich mich zu einer überfüllten Disco schleppen lassen. Ich hasse diesen Ort. Es ist zu laut, zu viele fremde Menschen denken, sie wären Tanz Götter und es gibt nur Alkohol, der einen die Realität vergessen lässt.
Der einzige Mensch den ich ganz gerne dabei gehabt hätte, konnte nicht kommen und ich musste mich mit meinen nervenden Mitschülern rumschlagen, von denen ich die meisten nur vom Sehen kannte.
Ich bin unglaublich egoistisch, ich weiß. Meine Eltern haben es ja nur gut gemeint. Aber anscheinend kennen sie mich immer noch zu schlecht. Auch nach 16 Jahren. Ich bin einfach so. Ich kann es nicht ändern. Eigentlich bin ich ein Familien Mensch. Ich kenne alle genau, kenne die Fettnäpfchen, die ich dann gut umgehen kann. Ich bin eben kein Party Mensch.
Jedenfalls war ich wie gewohnt die totale Spaßbremse und habe mich mit Cola und Wasser zufrieden gegeben, während sich meine 'Freunde' auf Kosten meiner Eltern besoffen haben.
Gefühlte hundert Drinks und ein paar Kotz-Einlagen später hat ein Typ seinen Drink über mein Kleid verschüttet. Typisches Klischee eben. Nicht dass mein 'kleines Schwarzes' sehr teuer gewesen wäre, aber es war doch eins meiner Lieblinge und aufgrund dessen bin ich ein bisschen ausgerastet. Der Junge hat sich als total besoffen herausgestellt. Er war etwa ein Jahr älter als ich. Er hat sich sehr oft entschuldigt und ist mir sogar gefolgt, als ich auf die Toilette ging, um den Bier Fleck provisorisch raus zu waschen.
Er war ziemlich beharrlich und hat sich als Steven vorgestellt. Ab da wurde es sogar ein ganz schöner Abend. Ich habe mich viel mit ihm unterhalten und die anderen einfach ignoriert. Steven war ziemlich offen und wahrscheinlich auch ehrlich, weil er ein paar Drinks zu viel hatte, aber das war mir egal. Es war eigentlich ganz witzig, weil man mit ihm reden musste wie mit einem kleinen Kind. Wir haben uns gut amüsiert aber gegen vier Uhr morgens hatte ich dann auch keine Lust mehr. Steven hat mich begleitet und ist die paar Blocks mit mir zurück nach Hause gegangen. Ich kenne wirklich niemanden, der mich so oft zum Lachen bringen kann. Und es waren komischerweise echte Lachflashs. Es war ein gutes Gefühl, nicht dieses typische Smalltalk zu führen und wirklich Lachen zu müssen.
An meiner Haustür war er wieder nüchtern. Also fast. Ich glaube, die frische Luft hat ihm ganz gut getan... Es war kein typisches Filmende und es gab keinen Kuss. Er hat nur dümmlich gegrinst und mir seine Handynummer gegeben. Ich bin mir eigentlich sehr sicher, dass wir uns wieder sehen werden!
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Short Stories
Storie breviEin Versuch zu denken, fühlen und sehen in fremdem Kopf. Aus anderer Perspektive. Ein Momente Fänger. Eine Sammlung einiger Geschichten, Inspirations Schüben und alten verstaubten Ideen, die nicht zu Ende geführt wurden. - [Cover von mir!] [Unreg...