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Susan rollte genervt mit ihren Augen und versuchte, nicht auszurasten. Ihr Chef war grade zum dritten mal an diesem Tag in ihre 'Abstellkammer' gekommen, wie sie ihren Arbeitsplatz liebevoll nannte, und hatte sie erneut 'gebeten', sich um seinen Papierkram zu kümmern. Genau, seinen Papierkram. Jedoch war dieses Wort anscheinend nicht in seinem Sprachgebrauch vorhanden und deswegen wollte sein Glatzköpfiger Schädel es nicht verstehen.

Ihr Tag war zu lang und stressig gewesen und deshalb nahm sie ihm ohne ein Wort den Stapel an Ordnern und Blättern aus der Hand und pfefferte ihn unsanft auf ihren wackligen Schreibtisch. Mit einem mahnenden Blick verschwand der Giftzwerg wieder aus ihrer Sichtweite und sie wandte sich wieder der wundervollen Aussicht zu.

Nicht genug, dass der Job wirklich nervtötend und das letzte gewesen war, was sie eigentlich nach ihrem Studium machen wollte, war er komplett unter bezahlt. Der Vertrag hatte nach dem unbezahlten Studium sehr viel verheißend ausgesehen. Jetzt fragte sie sich jedoch, was mit ihr falsch gewesen war, als sie ihn so leichtsinnig unterschrieben hatte. Das Monster, das sich als Chef verkleidet hatte, machte ihr das Leben zur Hölle und selbst an diesem Freitag Abend hatte sie schon alleine zwei Überstunden gemacht.

Nach einer geschlagenen Stunde, die ihr vorkam wie mindestens drei, hörte sie endlich auf. Sie hatte zwar erst zwei drittel des Papierkrams erledigt, doch sie war so müde, dass ihre Augen ihr jede zweite Sekunde zu fielen.

„Das hat keinen Sinn mehr." Erschrocken fuhr Susan herum. Ihr Arbeitskollege und guter Freund Max stand in der Tür und lehnte sich grade lässig gegen den Türrahmen. „Du bist völlig übermüdet. Geh nach Hause und schlaf dich aus!" Ein schiefes Grinsen spielte um sein Gesicht.

Sie seufzte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er hatte Recht.

„Ja, stimmt. Ich wollte sowieso jetzt aufhören." Sie stand auf und packte ihre Sachen schnell in die Handtasche. „Wieso bist du denn noch hier?" Sie sah ihn fragend an.

„Glaubst du ich lasse dich hier ernsthaft alleine?" Max schmunzelte. „Das Monster würde dich auffressen." Susan musste auch lachen doch sagte: „Nicht so laut. Wenn er uns hört sind wir beide unseren Job los."

Max schnaubte nur. „Und wenn schon. Warum willst du eigentlich weiterhin in dieser Bruchbude arbeiten? Kündige und such dir einen guten Beruf! Einen, in dem man dich wirklich schätzt. Außerdem kann er uns nicht hören. Er ist schon vor einer halben Stunde mit seinem Audi abgebraust!"

„Wie kann der sich den eigentlich leisten?" Susan fragte sich das schon seit einer ganzen Weile aber hatte keine Antwort darauf gefunden. „Na ja, egal. Es ist schon deprimierend genug, dass mein Chef vor mir frei hat."

Max lächelte ihr aufmuntert zu und ohne ihren Willen lachte sie mit ihm. Susan löschte alle Lichter, schloss Fenster und Türen und ließ sich wie jeden Tag von Max helfen. „Bist du wieder zu Fuß?" Max schaute sie fragend an und sie nickte. „Meine Wohnung ist ja nicht weit von hier."

„Nein, es wird langsam Winter und draußen ist es dunkel und kalt. Ich bin sowieso mit dem Auto da. Ich nehme dich mit!" Zuerst wollte sie protestieren, doch als sie in Max' Gesicht schaute, wusste sie, dass er nicht mit sich reden lassen würde.

„Na gut. Aber nur weil du es bist." Müde lächelte sie ihm zu. „Das will ich doch hoffen.", lachte Max und zog sie mit sich zu seinem alten VW in der Tiefgarage. Im Auto wurde es schnell warm, weil Max die Heizung sofort aufgedreht hatte. „Ich brauche auch unbedingt ein Auto. Ich komme nur grade ziemlich schlecht hinterher mit den ganzen Rechnungen." Susan war wirklich besorgt. Sonst hätte sie nicht mit Max über solch ein Thema gesprochen.

„Ist es so schlimm?" Er schaute konzentriert zur Ampel und fuhr los, als sie auf grün sprang.

„Ich fürchte ja." Lügen half jetzt auch nicht mehr. Sie war verzweifelt. Ihre Eltern waren schon beide seit ein paar Jahren im Altersheim weil Susan einfach keine Zeit fand, für sie zu sorgen.

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