Sie ist aufgeregt, wenn sie daran denkt, was sie heute noch tun wird. Es ist ganz und gar nicht ihre Art, sich so gehen zu lassen. Doch wenn sie an ihn denkt, dann kann sie gar nicht anders. Dieser Mann hat sich in ihren Kopf geschlichen und will dort einfach nicht wieder verschwinden.
Mehr als einmal hat sie dagelegen oder sich sogar während der Arbeit erwischt, wie sie sich vorstellt, er würde sie endlich berühren. Seine Hände sind groß, seine Finger feingliedrig und sicher weiß er ganz genau, wie er sie anfassen muss, damit sie sich gut fühlt.
Sie kannte ihn schon lange, er ist eigentlich immer nur ein Freund gewesen, über den sie nicht weiter nachgedacht hatte. Doch seit dieser einen Nacht vor ein paar Wochen, kann sie nicht mehr damit aufhören. Ständig ist er in ihrer Nähe, spricht mit ihr, mit dieser so rauen Stimme, die ihr seit Neuestem immer wieder Schauer über den Rücken jagt. Seine Umarmungen wirken plötzlich intensiver, seine sonst unbeabsichtigten Berührungen, scheinen gewollt zu sein. Und ihr gefällt es. Sie ist gern in seiner Nähe, und malt sich danach klammheimlich aus, wie es wäre, wenn sie nicht nur Freunde wären.
Und genau das will sie heute herausfinden. Er ist zuhause, dass weiß sie. Aber er ahnt nicht, was sie vorhat. Es ist bereits weit nach Mitternacht, aber er ist noch wach. Hat ihr eben noch einmal geschrieben, dass er sich einen Film ansehen möchte, da er nicht schlafen kann. Nichts hielt sie mehr auf ihrem Sofa, als sie das erfuhr.
Schnell hat sie sich geduscht, ihre Haare geföhnt und sich in dieses rote Négligé geworfen. Sie besitzt es schon eine ganze Weile, aber bisher gab es keinen Anlass, es zu tragen.
Jetzt aber, als sie vor seiner Wohnungstür steht, nur der dünne Stoff und der Sommermantel auf ihrer Haut, schlägt ihr Herz das Herz bis zum Hals und ihre Finger zittern, als sie die Klingel betätigt. Es ist der perfekte Anlass für dieses Teil.
Überrascht blickt er sie an, als er die Tür öffnet und sie ihn anstrahlt. Sie kann gar nicht anders. Sein Blick wandert von ganz allein über ihren Körper, über den nur an der Taille mit dem Gürtel geschlossenen Mantel, über ihre nackten Beine, bis hin zu den schwarzen Pumps die sie trägt.
Sie kann deutlich das Auf und Ab seines Adamsapfels beobachten, als er hart schluckt, sein Blick wieder zurück wandert. Er kann kein Wort sagen, öffnet einfach die Tür und lässt sie eintreten. Er hat kein Licht angeschaltet und das kommt ihr zugute. Denn so kann er die leichte Röte auf ihren Wangen nicht erkennen, als sie den Mantel mit zitternden Fingern öffnet, und er dann zu Boden gleitet.
Er kann sie nun von hinten betrachten und sieht sicher, dass sie nichts unter dem roten Stoff trägt. Die dünnen Träger bis zur Hälfte ihres Rückens zeigen ihre Haut, die kleine dreieckige Aussparung unter dem Verschluss nur noch mehr, lockt ihn verheißungsvoll. Eine Weile sagen sie beide gar nichts. Sie steht einfach nur da und wartet ab, was er tut.
Auf ihrer Haut bildet sich Gänsehaut, als er hinter sie tritt. Sie kann die Hitze spüren, die von seinem Körper ausgeht und auch seinen heißen Atem in ihrem Nacken, als er den Kopf senkt und seine Lippen federleicht darüber streichen. Sie erschaudert unter der Berührung, kann sich aber noch immer nicht rühren.
