Schon wenige Wochen später empfand das Mädchen, dass meine Eingwöhnungszeit vorbei war und ich anfangen sollte, zu lernen, denn sie brauchte kein Pferd, das das Gras von den Wiesen frisst, sie hatte mich als Sprtpferd gekauft, auch wenn es nur eine Frage der Zeit war bis sie mich zurückggeben wird.
Die sanft kreisenden Bürstenstriche auf meinem Fell nahm ich gar nicht wahr, zu sehr war ich auf die Frösche konzentriert, die im Gleichtakt mit den Singvögeln ihr wunderschönes Konzert begannen, eine harmonische Melodie, ganz ohne Absprache, ein Traum jedes Dirigenten. Ich wackelte mit den Ohren, die Geräusche waren so leise, so weit entfernt, dass ich das blonde Mädchen und die anderen Pferde um mich herum total ausblendete.
Erst als das Mädchen mich an der Flanke anstupste, hüpfte ich erschrocken zur Seite, ein Eimer wich mir und purzelte zu Boden, das braune Wasser darin ergoss sich neben mir, erschreckt erhob ich mich auf die Hinterbeine, bis der Strick mich unsanft zurück riss und ich stolpernd zu Boden ging.
„Brrr!", brummte die Blonde leise und legte sanft eine Hand auf meinen Hals, bis ich mich unter ihrer Berührung duckte und Abstand nahm, während die dreckige Suppe aus Stroh, Wasser und Sand leise blubbernd ihren Weg über den heißen Stein suchte, das Glitzern ließ mich blinzeln, dann war es in einer Ritze verschwunden und das blonde Pferdemädchen kam wieder.
Sie versuchte, abwechselnd meine Hufe hochzuheben und als sie sich mit aller Kraft gegen meine Schulter stemmte, gab ich nach anfänglichem Zögern nach und hob brav ein Bein nach dem anderen. Dafür tätschelte sie meinen Hals und klopfte überschwänglich meinen Po.
Die Sonne schien nun über die Baumkrone, Licht fiel durch die großen Fenster in en Stall und ließ ihn im vollen Glanz erstrahlen und ich sah den Staub tanzen tanzen, die Fliegen schwirren. Fasziniert von ihrer Schwerelosigkeit, ihrem fliegenden Tanz, beobachtete ich sie genauer, aber als ich sie anstupsen wollte, waren sie weg. Verwundert schüttelte ich den Kopf, sie flogen doch überall umher.
Noch immer lag ein leichter Dunstschleier über den Wiesen, Pferdeschnauben und Grillenzirpen empfing mich außerhalb des Stalles, Fliegen summten herum und umkreisten mich bereits wie ein Opfer, die Vögel schienen erst vereinzelt aufgestanden zu sein und ich durchbrach die Ruhe. Meine Hufe klapperten auf dem Stein, ein ganz normaler Tag und trotzdem verfiel ich in Panik.
Sie wollte mit den Grundlagen anfangen, Longentraining. Doch sie hatte die Rechnung ohne mich gemacht und ich vermasselte ihre Tour gewaltig. Es war von Anfag an zum Scheitern verurteilt.
Es fing an, als sie mich satteln wollte, denn ich spürte den Groll tief in ihr, als ich mich ihrer Reichweite mehrmals entzog und das machte mich nervös, denn Menschen mit Wut in ihrem Inneren hatten mich nie gut behandelt. Ich tänzelte auf der Stelle, sodass sie es für sie sinnlos war, zu versuchen den Sattel auf meinen Rücken zu werfen.
Genervt verdrehte sie letzten Endes die Augen und wagte den Versuch, mir das Zaumzeug anzulegen. Dieses Mal hielt sie meinen Eskapaden stand und ließ mir kein Mätzchen durchgehen.
Dann lief sie mit mir auf den Reitplatz. Sie ließ mich auf einer großen Zirkelrunde laufen, bis die heiße Sonne vom wolkenlosen Himmel auf mein Fell stach und ich müde den Kopf hängen ließ. Es war heiß heute und die Hitze drückte alles Leben nieder, bis auf die wenigen, die sich mit vollem Elan auch heute an die Arbeit stürzten, wie das blonde Mädchen, das mich gesittet im Kreis trotten ließ.
Ich dachte schon, dass es vielleicht gar nicht so schlimm werden würde, wie ich erwratete, doch da hob sie die Peitsche, bereit mich mit ihrer Spitze anzutippen und eine höhere Gangart zu fordern.
Doch da rannte ich bereits los und sie konnte mich nur mit Mühe festhalten. Ich tobte, bockte, stemmte die Hufe in den Sand und stieg, bis sie endlich die Peitsche fallen ließ und ihre Longe wieder einsammelte.
Ich schwitzte am ganzen Körper und wollte keinen Huf mehr vor den anderen setzen, als sie für heute aufgab, mich eines enttäuschten Blickes bedachte und mich niedergeschlagen in den kühlenden Schatten des Stalles führt.
So sehr sie sich wünschte, ich könne ihre Zukunft sein, so sehr hatte ich Angst und fühlte mich beinahe schlecht als ich ihre Enttäuschung spürte. Sie schwieg, bis ihr Vater kam, als sie mit kühlem Wasser meine Beine abspritzte, und erkundigte sich, wie ich mich verhalten habe.
„Es wird ziemlich viel Arbeit", murmelte das Mädchen bloß und legte ihre Stirn in Falten, ihre Augenbrauen zog sie zu einem wütenden Strich zusammen, aber sie richtete diese Wut nicht an mich. „Ich will nicht wissen, womit der alles schon eine schlechte Erfahrung gemacht hat."
Sie war offensichtlich verärgert, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das Problem erst heute bemerkte.
Hatte sie nicht schon beim Probereiten gemerkt, dass ich ein harter Brocken war und sie viel Zeit in mich investieren müsste? Vielleicht hat sie das Problem – ich – nicht so schwer eingestuft, wie es letztenendes war und bereute es bereits, mich auserwählt zu haben.
War sie doch selber Schuld, wenn sie sich einbildete, ausgerechnet der jemand zu sein, der mich wieder zusammenflicken konnte, nachdem all die anderen vor ihr mich gebrochen haben und einen Haufen Scherben hinterließen, an denen sie sich schnitt.
„So schnell kann ich mit ihm auf jedenfall nicht mit dem Training beginnen." Sie stellte das Wasser ab und lehnte sich gegen die Boxenwand, während sie mich kritisch musterte. Ja, Kritik haben sie alle an mir geübt. Ich konnte dies nicht, ich war das nicht, und dann haben sie mich entweder aufgegeben oder versucht, mich nach ihren Vorstellungen gerade zu biegen. Denn sie alle sehen nur den Erfolg und die Leistung, die ich nicht erbringen konnte, weil ich lernen musste, wieder Pferd zu sein.
„Das solltest du aber, denn du brauchst ein Turnierpferd, das in der nächsten Saison fit ist." Ihr Vater legte ihr eindringlich eine Hand auf die Schulter, aber sie schüttelte sie von sich und richtete sich auf.
„Wir werden das schon irgendwie schaffen, nicht wahr, Toto? So leicht gebe ich nicht auf." Dabei legte sie mir ihre Hand auf die Stirn und wuschelte liebevoll durch meine Schopfhaare, ehe sie den Führstrick löste und mich in meine Box brachte, wo ich mich zur Ruhe legte.

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Templado
Teen FictionSie ist eine Nachwuchsreiterin. Er ein Springpferd. Erfolg trifft Trotz. Zwei Talente. Zwei Dickköpfe. Zwei Kämpfer. Ein Ziel: Ihre Leidenschaft. Das Leben auf Springturnieren verbringen und zu den ganz Großen gehören - der Traum eines jeden Pferde...