„Du kannst es nicht leugnen, John. Sie ist es.", flüsterte meine Mutter, versteinert in ihrem entgeisterten Ausdruck.
Im selben Augenblick wurde die Haustüre knarrend aufgeschoben. Wir vier blickten einander verängstigt an, bis ich verstand, wer in diese Aufklärungs-Stunde unverhofft reinplatzen würde.
„Dana!", zischte ich.
Prompt schnippte Cleona mit ihren Fingern und nahm erneut ihre gewohnte humane Gestalt an. Schneller wie zehn Rennpferde, saß sie wieder unschuldig neben mir.
„Ist das so eine Art eine Krisenbesprechung? Oder was will die denn hier?" Dana stolzierte mit schwärzester Kleidung in den Raum hinein, Cleona abschätzig begutachtend.
„'Die' wohnt ab sofort hier.", feixte ich in bester Manier.
„Ist das euer Ernst?" Meine Schwester trat bedrohlich an den Tisch heran. „Nicht mit mir!"
Und wie mit ihr! Da konnte sie ruhig dumm aus der Wäsche gucken!
„Ähm...Ja. C-Cleonas Eltern s-sind auf...Geschäftsreise. Äußert dringender Notfall. Solange sie weg sind, haben wir uns dazu bereit erklärt, sie bei uns aufzunehmen.", log meine Mutter stotternd ihre eigene Tochter an, welche daraufhin eine ungeheuerlich verbitterte Grimasse schnitt. Das passte ihr so gar nicht. Ich vermutete ja, dass sie Angst hatte, dass ich mit Cleona als Verstärkung zügiger an ihr kleines Geheimnis rankommen würde. Berechtigte Furcht? Mal abwarten.
Ohne eine Antwort von sich zu geben, stampfte Dana aufgebracht aus der Räumlichkeit hinaus.
„Ich...Ich regel das schon. Scarlett, nimm es mir nicht übel, aber ich gehe gleich schlafen. Das Ganze muss ich erst einmal in meinen Kopf reinkriegen.", verlautbarte uns die Frau und tat es Dana gleich, indem sie uns zu dritt im Wohnzimmer alleine ließ.
„Gute Nacht.", meinte nun auch mein Vater und verschwand schnurstracks im Flur.
„Es tut mir leid, Scar.", wiederholte Cleona schuldbewusst, bevor wir die Stühle zurechtrückten und samt unseren Taschen in mein Zimmer zurückschlichen.
Wir redeten ausschließlich das Nötigste, bis wir bettfertig um 9 Uhr vor dem Fernseher hockten.
Es lief irgendeine amerikanische Sitcom. War eigentlich ganz witzig, bis auf die unzähligen perversen Sprüche, die fielen. So etwas konnte ich überhaupt nicht ausstehen. Andre war aber oftmals genauso drauf wie die Figuren in dieser Serie. Ihr Vokabular war unheimlich identisch.
Ach, wie sich mein Leben doch seit letzter Nacht dermaßen auf den Kopf gestellt hatte...
„Ich bin dir nicht böse, falls du das denkst. Eigentlich bin ich sogar froh darüber, dass ich meine Eltern nicht länger anlügen muss. Doch die Gesichter von ihnen waren entsetzlich erfüllt mit Angst und Schrecken. Ein unschöner Anblick für eine Tochter.", wandte ich mich an Cleona, die einen erleichterten Eindruck machte, als ich nun endlich mein Wort an sie gerichtet hatte.
„Kann ich mir vorstellen. Die werden das bestimmt verkraften. Du bist immerhin bereits nach wenigen Stunden darüber hinweg gekommen, trotz alldem, was ich über deine ‚vergangene' Einstellung gehört habe. Nur habe ich das Gefühl, dass deine Schwester mich nicht sonderlich ausstehen kann.", grinste sie, derweil sie mit ihrem Finger die Lautstärke des Fernsehers auf bescheidene ‚drei' herunterdrehte.
„Das legt sich bestimmt. Dana ist...schwierig."
„Und geheimnisvoll.", ergänzte Cleona meine Aussage.
Fürwahr sie Recht hatte. Das war sie zweifelsohne.
„Wieso hast du deinen Eltern eigentlich nichts von dem Club-Wettbewerb berichtet?" Cleona beäugte mich fragend von der Seite.
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Wicked Science
Science FictionScarlett Carter war schon seit sie denken kann gegen alles, was auch nur im Entferntesten wissenschaftlich unerklärbar ist. Ohne Beweise glaubt die 16-jährige an rein gar nichts und lässt sich weder von diesem mysteriösen okkulten Kreis ihrer Kleins...