Kapitel VI

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Endlich war dieser eintönige Schultag nach nur fünf Stunden vorüber und ich kehrte überaus geschafft ins traute Heim, Glück allein zurück.

Ich hatte mich so gut es ging ausschließlich auf den Unterricht konzentriert, auch wenn Henriette mich stets versucht hatte mithilfe von Papierkugel aus der Ruhe zu bringen. Es war zwar schwer, doch ich hielt es durch, in erster Linie um nicht negativ aufzufallen. Ganz im Gegenteil. Meine Hand hielt sich unablässig in der Luft auf.

Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich Dana heute nirgends in der großen Pause auf dem Schulhof erspähen konnte. Gewöhnlich hielt sich ihre Clique jedes Mal an derselben Bank unter der hoch gewachsenen Korkenzieher-Weide auf, aber heute war von den Siebtklässlern keine Spur zu sehen. Äußerst seltsam.

Ein großes Thema in der Klasse waren obendrein diese seltsamen Lichter. Viele meiner Mitschüler hatten sie anscheinend gesichtet. Selbst Kathrin meinte erst gestern bei einem Blick aus dem Fenster etwas Violettes beobachtet zu haben. Das wurde mir echt zu viel Unsinn auf einmal.

Andre hatte dann auch noch vorgeschlagen heute Abend eine Jagd auf diese ‚Leuchtobjekte' zu machen, von welcher Idee alle im Club richtig aus dem Häuschen waren. Außer ich. Höflich lehnte ich ab und ich glaube, es war nicht nötig zu verdeutlichen weshalb ich das getan hatte.

Momentan waren ich und Sugar die einzigen im Haus. Ich nahm an, dass Dana wie gewöhnlich erst in etwa einer Stunde eintrudeln musste.

So übernahm ich das ‚Kochen' und servierte sowohl Sugar ihr geliebtes Trockenfutter, als auch mir eine Fertig-Pizza aus dem Backofen.

Indessen ich das Saucenbrot mehr oder weniger genießerisch verspeiste, erledigte ich brav meine Hausaufgaben.

Mich wurmte es dennoch, was es nun ernsthaft mit diesen Lichtern auf sich hatte. Die eine Sache konnte ich jedenfalls ausschließen. Doch irgendetwas musste ja dahinter stecken. Nächtliche Insektenschwärme? Glühwürmchen, die mit Hilfe eines artspezifischen Luziferins Licht erzeugen können? Oder doch nur ein einfaches Passagierflugzeug?

Nun hatte ich, wie das Schicksal es so wollte, zwei Dinge, die mich nicht in Ruhe ließen. Dana und die Lichter.

Um wenigstens eines davon zu lösen, beschloss ich etwas für mich durchaus Untypisches.

Nein, ich würde nicht den Club begleiten.

Heute Abend würden Detektiv Sugar und ich einen eigenen kleinen Abstecher zum Rande der Stadt machen. Da hätte ich auch schon einen idealen Vorwand für meine Eltern oder falls ich versehentlich den anderen begegnen würde: Die Natur forderte ihr Recht und Sugar hatte unnachgiebig rumgequengelt, weil sie Gassi gehen wollte.

Ein wenig Grausen hatte ich ja schon allein mit einem nicht gerade rottweilermäßigen Hund im Dunkeln auf Lichter-Suche zu gehen. Doch wenn ich dem Club beweisen könnte, dass es sich hierbei weder um eine okkulte Aktion, noch um UFOs handelte, dann würde dieser Unfug endlich ein Ende haben. Und das war mein Ziel.

Geduldig wartete ich bis zur Dämmerung ab und zog mich sogleich in einen ans Wetter angepassten Jogginganzug um. Egal wie schrecklich ich darin aussah, bald würde es sowieso dunkel werden und niemand könnte mich erkennen.

Ich schnappte mir mein Handy, Kopfhörer, die Hausschlüssel, eine Leine und letztlich Sugar. Meine Mutter war bereits da, mein Vater ließ noch auf sich warten und Dana hing apropos wieder bei Emilia ab. Kotz.

„Mama, ich gehe jetzt mit Sugar Gassi.", gab ich ihr kund, derweil ich mir ein Glas stilles Wasser einschenkte.

Die Angesprochene, welche momentan ein Kreuzworträtsel am Esstisch löste, blickte schlagartig verwirrt zu mir rüber. „Um diese Uhrzeit?"

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