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Ich atmete tief ein, heute ging es los und das Wetter versprach eine bequeme Fahrt nach Havannah Island. Ich sah meinen Koffer an, viel hatte ich nicht dabei da ich dort sowieso eine Schuluniform trug und vieles direkt dort kaufen konnte. "Nana, Nana wir müssen los! Sonst sind wir zu spät." Ich antworte mit einem kurzen 'Ja' und nahm meinen Koffer in die eine, und ein kleines, in blaues Leder gebundene Buch in die anderen Hand und ging hinunter. Mein Vater brachte den Koffer ins Auto und wir stiegen ein. Am Hafen von Townsville angekommen sah ich schon einige Schüler die auf das Boot warteten, mit dem wir nach Havannah Island fuhren. "Nana! Nana!" Lena kam zu mir gerannt als ich nach Luke Ausschau hielt. "Lena! Schön, dass du kommen konntest. Ich werde dich so vermissen! Wir müssen uns unbedingt an den Wochenenden sehen. Versprich es!" "Klar." Auf einmal tippte mir wer auf die Schulter. "Luke!" Er grinste mich an. "Hey Nana! Schon aufgeregt?" Ich nickte etwas nervös und wandte mich wieder an Lena um ihr einen Abschiedsdrücker zu geben, dann drehte ich mich zu meinen Eltern die mich nervös anschauten. "Nana, da du ja jetzt weggehst, haben wir etwas für dich, ich hoffe du wirst den Nutzen darin schnell sehen. Viel Glück mein Engel!" Sie holten hinter dem Rücken eine schwarze Tasche hervor, die ich auch gleich öffnete. Darin waren ein Paar Flossen und eine Taucherbrille mit Schnorchel. "Ich habe deinen Eltern verraten, dass es zwar Flossen und Masken im Überfluss dort gibt, sie jedoch meist sehr schlecht passen und unbequem sind." Meinte Luke und mein Vater ergänzte "Wir haben lange hin und her überlegt, was du kriegen sollst, aber dann haben wir uns gedacht, etwas nützliches ist mal ein guter Anfang." Ich lächelte sie an und schloss die Tasche wieder. "Danke!" "Wir müssen jetzt aber los, sonst fahren die ohne uns!" Ich umarmte auch noch meine Eltern und ging dann zu den anderen, die schon langsam aufs Boot gingen. "Ah Luke, willkommen zurück. Und dein Name?" Fragte mich ein freundlicker Mann beim Einsteigen. "Nana Mitsuno" Er warf einen Blick auf sein Klemmbrett und nickte mich herein. Ich setzte mich aufs Deck auf einen freien Platz und nahm mein kleines blaues Buch und einen Kugelschreiber, Luke war mit Freunden drinnen und spielte mit diesen Karten. Ich hatte beschlossen zumindest in meinem ersten Jahr hier eine Art Tagebuch zu führen, in dem ich alle meine Gefühle aufschrieb. Liebes Tagebuch? Nein, das klang komisch.

26. Jänner

Ich bin sehr aufgeregt, schon seit längerem aber heute besonders, heute geht es los. Eine Reise ins Unbekannte. Werde ich Freunde finden? Werde ich mit den Lehrern klarkommen? Diese Gedanken schwirren mir seit Tagen im Kopf umher und ich finde einfach keine Antwort, ich habe Angst, ja. Aber ich bin auch glücklich. Glücklich, dass ich diesen Schritt ins Unbekannte wage. Werde ich Heimweh haben? Ich glaube nicht, ich lebe weiterhin am Meer, und das Meer ist wie eine Familie für mich. Es wird sich nicht viel ändern, glaube ich zumindest.

"Hey Nana! Was machst du da?" Erschrocken fuhr ich herum und klappte mein Buch zu. "Ah..äh nichts. Was ist?" Luke stand mit einem seiner Freunde hinter mir und betrachtete neugierig das Buch in meiner Hand. "Wir wollten dich fragen ob du mit Karten spielen willst, du willst doch nicht etwa die ganze Fahrt hier sitzen und in dein Buch kritzeln, oder?" Ich sah ihn nur etwas verwirrt an und nickte. Sie gingen wieder hinein und ich folgte ihnen. "Kannst du Arschloch spielen?" Ich schüttelte nur den Kopf und setzte mich zu ihnen. Sie erklärten mir geduldig die Regeln und dann spielten wir, ich muss sagen. Es war ein guter Anfang und Lukes Freunde waren wirklich nett zu mir. Schade, dass sie zwei Jahre älter als ich waren. "Wir sind gleich da! Du solltest dich fertig machen!" Riss mich Lukes Freund Ryu aus meinen Gedanken während er seine Spielkarten wieder einpackte. "Du kannst gerne wieder mitspielen wenn du willst!" Ich lächelte, bedankte mich und nahm meinen Koffer um auszusteigen. Der freundliche Mann der auch schon beim Einsteigen da war stand draußen und rief alle Neuzugänge zu sich. "Hört mal zu. Ihr bekommt alle einen Paten zugeteilt, dieser Pate steht euch für alle Fragen zur Verfügung. Ihr werdet jetzt reingehen und an der Rezeption eine Schlüsselkarte für eure Unterkunft kriegen. Sie ist auch gleichzeitig für euren Spint im Schulgebäude. Außerdem haben wir an dieser Schule als Bezahlungssystem ein Punktesystem. Ihr kriegt jeden Monat ein festgelegten Punktewert und mit diesen Punkten könnt ihr dann zahlen. Der Wert entspricht ungefähr dem Taschengeld das ihr Zuhause bekommt, aber den genauen Wert könnt ihr in euren Unterlagen die ihr an der Rezeption kriegt nachsehen. Ihr könnt eine PIN für die Karte einrichten lassen, aber da ein Foto von euch drauf ist, werdet ihr das nicht brauchen. Ihr könnt jetzt gehen!" Ich wartete bis alle hineingestürmt waren und ging als letzte ins Schulgebäude. Es war alles sehr hübsch eingerichtet und überall waren Pflanzen. "Dein Name?" Die Frau an der Rezeption sah mich, schon etwas genervt, über ihren roten Brillenrand hinweg an. "Oh ähm.. Nana Mitsuno." Die Rezeptionistin begann in einer Schublade zu kramen und nahm etwas später eine kleine Mappe heraus. "Wenn du Post bekommst, wird sie hier sein, ihr kriegt alle zwei Wochen einen Bericht den ihr ab Freitags um Vier abholen könnt, auch von hier. Wenn ihr einen Test hattet könnt ihr euch die Ergebnisse spätestens nach einer Woche auch von hier holen. In dieser Mappe sind alle Informationen, dein Stundenplan und die Hausregeln. Nimm dir Zeit sie zu lesen und überfliege sie nicht nur. Viel Spaß hier!" Ich nickte kurz und versuchte die ganze Informationen zu verarbeiten, bevor ich die Mappe öffnete und mir den Inhalt ansah. Ganz vorne war in einer Klarsichtfolie mein Schülerausweis. Ich nahm ihn heraus und betrachtete das Foto. Es war von meinem vierzehntem Geburtstag und war wohl eines der wenigen Fotos auf denen ich lächelte. Ich sah mir die Mappe weiter an. Haus Nr. 8 Zimmer drei. Pate: Luke Crysler. In Gedanken bedankte ich mich bei meinen Eltern, denen ich mit Sicherheit Luke als Paten zu verdanken hatte und las weiter. Pate in Haus Nr. 9. Es gab mir ein sicheres Gefühl, dass mein Pate Luke war, also beschloss ich erst einmal zu meiner Unterkunft zu gehen und meine Sachen ins Zimmer zu bringen. Die kleinen Häuser sahen noch besser aus als auf den Fotos und die Leute die bereits vereinzelt auf den Terassen lagen ließen sie mehr aussehen wie Urlaubshäuser als Internatswohnungen. Bei meinem Haus angekommen wartete bereits ein braunhaariges Mädchen über dem Geländer lehnend auf mich. "Hey, wohnst du auch hier? Ich bin Jana, freut mich dich kennen zu lernen." "Ich bin Nana!" Sie grinste mich an und nahm mir ohne zu fragen die Tasche mit den Flossen ab. "Die anderen beiden sind Akira und Theresa, sie sind aber gerade erst rausgegangen um sich umzusehen und ihre Paten zu suchen!" Ich folgte ihr die Treppe hinauf und sie zeigte mir das Zimmer in dem ich schlafen würde. "Willst du auch deinen Paten suchen gehen oder packst du lieber erst aus?" "Äh..ich glaube ich packe erst mal etwas aus und geh später zu meinem Paten." Sie nickte und verabschiedete sich von mir. Ich fing zu allererst an mein Zimmer zu inspizieren. Es war so ausgerichtet, dass die Sonne mich morgens wecken würde und ich den Sonnenaufgang auch von meinem Zimmer aus betrachten konnte, das andere Fenster zeigte zu Haus Nr. 9. Ich hatte ein normalgroßes Bett das frisch gemacht war und einen Kleiderschrank der eigentlich zu groß für meine Sachen war. Ich räumte ein paar ein, beschloß aber damit später weiterzumachen und ging auf den Balkon. Dann fiel mir Luke ein und ich ging nach unten. Mein Handy sagte mir, dass es ungefähr halb vier war und so nahm ich mir meine Schultasche und packte meinen Laptop in diese, da ich ihn nicht hier lassen wollte, dann ging ich raus und rüber zu Lukes Haus. Gerade als ich klopfen wollte öffnete sich die Tür und Ryu kam heraus. "Nana. Was machst du denn hier?" "Luke ist mein Pate, er soll mir hier alles zeigen. Ist er da?" Ryu nickte und rief Lukes Namen, bevor er an mir vorbei nach draußen ging. Kurz darauf kam Luke die Treppe runter, er hatte anscheinend ein Mittagsschläfchen gehalten, denn er gähnte als er herkam. "Oh Nana, was ist?" "Ich wollte dich fragen ob du mir hier alles zeigen kannst, aber wenn du gerade Mittagsschlaf halten willst dann..." Er winkte ab. "Nein nein, kein Problem. Warte nur eine Sekunde!"Er ging kurz nach oben und kam zwei Minuten später mit seinem Handy in der Hand zurück. "Die Schule beginnt in genau einer Woche. Bis dahin musst du deine Schuluniform und auch die meisten Schulsachen haben. Ich zeig dir als erstes wo die Uniformen sind, in Ordnung?" Ich nickte nur und folgte Luke. Es gab eigentlich nur drei Shops und diese waren zwischen dem Wohnteil und dem Schulgebäude. Im ersten konnte man kleine Snacks kaufen, der zweite hatte Schulsachen, also Hefte, Stifte, Mappen, und der dritte war der Uniformshop, in diesen gingen wir auch hinein und wurden gleich von zwei freundlichen Mitarbeitern begrüßt. "Wenn man sich das erste Mal die Uniform kauft ist das bereits bei den Schulgebühren dabei, danach musst du Punkte verwenden." erklärte Luke mir während er überlegte, was für ein Hemd er nehmen wollte. "Du bist neu, richtig?" sprach mich eine junge Frau an. Ich nickte und sah mir die Uniform an. Sie war viel schöner als meine Alte. "Hier, probier mal diesen Rock an, und dazu die Bluse. Dahinten kannst du dich umziehen." Geschwind zog ich mich um und ging wieder nach vorne. "Hm..der Rock ist etwas zu lang und die Bluse zu weit. Warte kurz." Die Mitarbeiterin duckte sich unter ihren Schreibtisch und holte einige Stecknadeln hervor. "So, das müsste funktionieren. Wie viele Blusen willst du?" Ich hielt drei Finger in die Höhe. "Gut, welche Schuhgröße hast du?" "Vierzig" Die Frau nickte und duckte sich um nach einem Paar Schuhen und Socken zu suchen. "Hier, die sollten passen. Willst du deinen Winterrock heute schon holen oder erst im zweiten Term?" "Term Zwei" Langsam wurde ich ungeduldig, zu viele Fragen die gestellt wurden. Die Frau gab mir noch einen Blazer zum anprobieren und meinte dann ich könnte Blusen, Rock und Blazer am Samstag abholen. "Und aus genau diesem Grund hasse ich shoppen so sehr!" gähnte ich als wir den Shop endlich verließen. "Wo gibt's eigentlich Essen?" Luke deutete auf ein Gebäude, dass etwas größer als die anderen war. "Ich glaub ich hab erstmal genug gesehen, wenn meine Touren aus shoppen bestehen, kann ich auch sehr gut darauf verzichten!" Luke lachte und wir ginge zurück. Mittlerweile waren auch Akira und Theresa wieder da und lagen auf der Therasse um die Nachmittagssonne zu genießen. "Hey! Du musst Nana sein. Ich bin Akira, das ist Theresa" begrüßte mich eine der beiden. "Wollen wir reingehen und zusammen Karten spielen, dabei können wir uns etwas mehr kennenlernen und uns die Zeit zum Abendessen vertreiben." Meinte Theresa und Akira und ich stimmten sofort zu.

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