Der erste Schultag kam und weckte mich unsanft um sieben Uhr morgens. Gähnend stand ich auf und nahm meine Uniform vom Kleiderbügel um sie anzuziehen. Sie war hübsch, wirklich hübsch. "Nana? Bist du schon fertig?" Es klopfte an meiner Zimmertür und davor stand Akira. "Ja!" Sie grinste "Wir warten schon alle auf dich, komm, lass uns zum Frühstück gehen!" Ich nickte und folgte den anderen hinaus. "Seit ihr schon aufgeregt?" Wir nickten und stellten uns bei der Essensausgabe an. "Vermisst ihr eure Eltern sehr?" Fragte ich in die Runde, Akira und Theresa nickten, aber Jana meinte nur "Es geht, als ich zuerst nach Australien gekommen bin habe ich sie sehr vermisst, da sie ja fast am anderen Ende der Welt lebten und ich erst dreizehn war, aber ich habe mich dran gewöhnt." Akira sah Jana an. "Du kommst ursprünglich aus Deutschland richtig?" Jana nickte und ergänzte "Ja, ich konnte mit dem Schulsystem dort nicht umgehen und mit den meisten deutschen Mädchen verstand ich mich auch nicht sonderlich gut, deswegen bin ich jetzt hier." Wir aßen schnell fertig, gingen unsere Schultaschen holen und machten uns auf den Weg zum Festsaal des Schulgebäudes. Eine Frau mit schwarzen, kurzen Haaren betrat die Bühne und hob ihre Hände um die Schüler ruhig zu stimmen. "Willkommen und Willkommen zurück! Für alle die mich noch nicht kennen! Ich bin Frau Thomas, Leiterin dieser Schule. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, stehe ich euch gerne zur Verfügung. Heute habt ihr keine Klassenstunde und auch sonst verkürzte Stunden, also eine halbe Stunde. Für alle die ihn noch nicht entdeckt haben, euer Stundenplan ist bei den Unterlagen die ihr bekommen habt dabei. Eure Paten können euch jetzt noch kurz die Schule zeigen und dann geht es zum Unterricht. Wir hoffen, dass auch dieses Jahr, ein Jahr voller wunderschöner Ereignisse wird!" Sie gab ein Zeichen, dass wir aufstehen sollen, und dann gingen wir raus. Ich hielt Ausschau nach Luke und fand ihn auch gleich beim Ausgang mit seinen Freunden. "Hey Nana!" Luke lächelte mich an und kam mir entgegen. "Ähm, es reicht wenn du mir einfach zeigst wie ich zu meinen Klassen komme!" Er nickte und sah auf meinen Stundenplan den ich ihm schon entgegenhielt. "Komm mit. Also hier unten sind das Direktoriat, der Festsaal und die Lehrerzimmer, die Treppe hier führt nach unten zu den Sporthallen und zum Pool. Nach oben geht's zu den Unterrichtsräumen für gewöhnliche Fächer. Komm ich zeigs dir. Da links sind die Wissenschaftlichen Fächer, also Mathe, Bio und so, rechts sind die Sprachenfächer, Geschichte und Geografie. Im zweien Stock sind die ganzen Fächer die mehr mit dem Ozean zu tun haben, von dort kommt man auch aufs Dach. Na gut, ich muss jetzt los, bis später!" " Bis später!" Ich ging zuerst in meine Matheklasse und stellte betrübt fest, dass ich niemanden dort kannte, dafür machte die Lehrerin einen netten Eindruck und als sie sich als Mrs Banners vorstellte klang sie auch besonders freundlich.
Wie ich feststellen musste hatte ich insgesamt nur zwei Fächer bisher mit einem von den anderen, was mich etwas unsicher machte. Nach der Schule brachten wir unsere Sachen zurück und gingen kurz darauf zum Mittagessen, doch die ganze Zeit saß dieses bedrückende Gefühl auf mir. Ich hatte Heimweh, starkes Heimweh. Kaum durften wir gehen, ging ich, unter dem Vorwand, ich hätte Bauchweh, ohne die anderen schon zurück. In meinem Zimmer nahm ich mein kleines Buch und begann zu schreiben.
1. Februar
Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich mich hier völlig wie zu Hause fühlen würde, aber ich habe mich wohl geirrt. Ich vermisse Lena so sehr, und meine Eltern. Bis heute war doch alles in Ordnung, warum fühle ich mich dann auf einmal so schlecht? Ist es weil ich Angst habe, dass ich außer Akira, Theresa und Jana keine Freunde mehr hier finde? Ja ich habe Angst davor, aber das hatte ich doch die ganze letzte Woche schon, und da hatte ich doch auch kein Heimweh. Oder ist es, weil ich Angst habe in der Klasse alleine zu sein? Wahrscheinlich, zuhause hatte ich nur Englisch nicht mit Lena, aber sonst alle Fächer. Ich will zurück!!
Eine kleine Träne lief mir über die Wange und ich seufzte. Mein Blick fiel nach draußen, aufs Meer also beschloß ich aufzustehen und nach draußen zu gehen. Ich ging hinters Haus und die steile Wiese zum Wasser hinunter. Das Meer tat wahre Wunder, doch mein Heimweh konnte es nicht bekämpfen. Ich stand auf und ging wieder nach oben, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und klopfte an Lukes Haustür. Einer von Lukes Freunden öffnete und sah mich neugierig an. "I..ist Luke da?" Er nickte. "Was willst du von ihm?" "Ich muss ihn was fragen" erwiederte ich schüchtern. Just in dem Moment kam Luke zur Tür. "Drake was brauchst du denn so...oh hallo Nana!" "Die kleine will irgendwas von dir!" "Ok, dann fangt schonmal ohne mich an zu spielen!" Drake nickte und ging zurück rein. Luke schloss die Tür und fragte besorgt "Was ist los? Hast du geweint?" Meine Augen waren wohl noch etwas rot aber ich schüttelte den Kopf. "Ich hab Heimweh Luke, so schreckliches Heimweh, ich hab gedacht ich würde kein Heimweh bekommen, aber doch." Luke legte eine Hand auf meinen Rücken und führte mich zum Meer hinunter, er wusste, dass ich dorthin ging, wenn ich traurig war. "Hey, das ist völlig normal Nana, du vermisst deine Eltern und Lena! Es geht jedem so, aber dafür hast du ja deine Freunde hier, und ich bin auch da!" Die Tränen fingen wieder an mir übers Gesicht zu laufen. "Ja aber, ich habe nur zwei Fächer mit irgendwem den ich kenne, und ich habe solche Angst die Leute anzusprechen! In den Stunden muss ich immer an zuhause denken Luke. Bitte hilf mir!" Ich ließ mich auf das trockene Gras fallen und betrachtete die Wellen. "Das wird schon Nana, natürlich ist der Anfang schwer, aber es wird schon, glaub mir. Komm, wir unternehmen jetzt was gegen dein Heimweh, willst du wieder mit Karten spielen?" Ich nickte stumm und stand auf. "Alles wieder in Ordnung?" Luke nahm mich in den Arm und strich mir über den Rücken. Leise antwortete ich "Ja" und dann gingen wir wieder rauf. Er machte die Haustür auf und wir gingen rein. "Kann sie mitspielen? Sie braucht etwas Ablenkung!" "Na klar!" Meinte Ryu und die anderen stimmten auch zu. Wir setzen uns hin und begannen zu spielen. Auf einmal beugte sich Ryu zu mir herüber und flüsterte mir etwas ins Ohr. "Wie lang schon?" "Was?" Ich war verwirrt. "Naja, ihr macht sehr viel zusammen!" "Spinnst du, nein!" Ich wurde ein wenig rot. Ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Rippen. "Da ist nichts wirklich! Er ist nur mein Pate also hat er das große Glück mir die Schule zeigen zu dürfen!" Ryu grinste. "Weiß ich doch, versteh doch ein wenig Spaß." Ich streckte ihm die Zunge raus und schielte ihm ganz nebenbei noch in seine Karten. "Bäh! Du bist blöd!" meinte ich gespielt beleidigt. "Nana, gib mir deine Sechsen!" unterbrach uns nun einer von den Jungs, dessen Namen ich nicht kannte. "Hab keine, dafür kannst du mir aber jetzt deine geben!" Er reichte mir zwei Karten. "Und Ryu, die anderen beiden Sechsen hätte ich gerne von dir, außerdem deine drei. Danke!" Ich legte meine Karten hin. "Gewonnen!" Ryu sah mich böse an, legte einen Arm um meinen Nacken und wuschelte mit seiner Faust in meinen Haaren. "Du hast geschummelt du miese Ratte!" "Hab ich gar nicht! Ich glaubs dir erst wenn dus beweisen kannst!" "Du hast in meine Karten geschaut, gerade eben als wir geredet haben!" Ich zeigte ihm wieder die Zunge und lachte "Na wenn du nicht auf deine Karten aufpasst kann ich ja nix dafür!" Die anderen lachten mit mir und mein Heimweh, das hatte ich bereits wieder vergessen.
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Ocean Secrets
RomanceNanas Schwester starb bei einer Haiattacke als Nana gerade einmal drei war, dass ist zumindest, was die Rettungstaucher sagten. Doch als sie auf eine neue Schule kommt, wird Nanas Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Eine Liebe? Und was hat es mit...