Zwei Wochen später:
Endlich hier raus! Ich hätte es echt nicht länger in diesem Krankenhaus aushalten können. Es ist alles so weiß und so furchtbar sauber. Und es riecht überall nach Desinfektionsmitteln. Und das essen ist echt nicht das beste. Klar, die müssen für sehr viele Menschen kochen aber es hat leider nicht gut geschmeckt. Auf jeden Fall holt mich mein Vater gleich ab und wir fahren endlich nach Hause. Ab heute beginnt mein Leben im Rollstuhl. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass das alles passiert ist. Es ist so unvorstellbar. Man denkt immer, dass einem sowas nicht passieren kann. Anderen Menschen passiert sowas und du denkst nicht weiter drüber nach, aber wenn es dir selbst passiert, kannst du die Menschen verstehen, die im Rollstuhl sitzen. Es ist echt sau blöd. Ich werde nie wieder tanzen können! Nie wieder! Bei dieser Vorstellung muss ich schon wieder fast heulen.
Meine Eltern haben im Haus mittlerweile alles so gut wie möglich Barrierefrei gemacht. sie haben eine Rampe zu unserer Haustür befestigt, die Schwellen ausgeglichen und im Bad ein behindert gerechtes Klo eingerichtet. Alles wegen mir. Das wird alles nicht einfach werden! Auf meiner Schule darf ich zum Glück bleiben. Zum Glück. Die Schule hat einen noch ziemlich neuen Aufzug und es gibt keine Stufen die zum Eingang führen, was heißt, das ich ohne Probleme ins Gebäude kommen kann. Meine Eltern haben das alles geregelt. Klar ist es gut, das ich nicht auf eine Schule für behinderte muss, aber an meiner Schule werde ich die einzige behinderte sein. Und dann bekomme ich so Aufmerksamkeit wie ich in meiner ganzen Schullaufbahn nicht bekommen habe. Für alle werde ich die Behinderte im Rollstuhl sein.
Oh, mein Vater kommt. Endlich kann ich gehen. Ich setze mich auf und versuche mich in den Rollstuhl zu hieven, aber das klappt noch nicht so ganz. In Filmen können die im Rollstuhl das immer. Aber ich hab nicht die Kraft, mich da rein zu bekommen. Meine Beine sind einfach zu schwer. Oh Mann.
" Hi Süße."
"Hi Dad."
"Brauchst du Hilfe?"
"Ja brauch ich. Du bist witzig."
"Ach komm, sei mal ein bisschen besser gelaunt."
"Geht schlecht wenn ich mich so scheiße fühle weil mir jetzt bei jeder Kleinigkeit geholfen werden muss. Tut mir leid."
"Mir tut es leid Schätzchen. Achtung, ich heb dich jetzt rüber. Leg deine Arme um meine Schulter."
Und schon sitze ich im Rollstuhl.
"Danke Papa."
"Gerne. War der Arzt schon da und hat dich frei gesprochen?"
"Frei gesprochen? Oh Papa. hihihi"
"Sagt man das nicht so?"
"Nein Papa das sagt man wenn jemand vor Gericht frei gesprochen wird. Also von den Anschuldigungen befreit wird. Oder so. Ach ist ja auch egal."
"Okay, also darfst du schon gehen?"
"Ja darf ich. Auf komm jetzt ich will hier weg!"
"Glaub ich."
Mein Vater nimmt meine Taschen mit meinen Klamotten etc. was man halt so bei einem Krankenhausaufenthalt braucht und hält mir die Tür auf. Mittlerweile bestehe ich immer darauf alleine meinen Rollstuhl zu fahren. Muss ich schließlich in der Schule dann auch. Da kann mich keiner rumschieben. Ich rolle raus und mein Vater schließt die Türe wieder. Wir warten auf den Aufzug, der genau gegenüber von meiner Tür war und als er endlich da ist, gehen bzw. rollen wir hinein. Ich war im fünften Stockwerk untergebracht. In Stockwerk vier hält der Aufzug und ein paar weitere wollen einsteigen. Dummerweise fülle ich mit meinem Vater und meinem Gepäck den Aufzug aber schon aus. Das Ist nämlich nur ein kleiner Nebenaufzug. Der Hauptaufzug wäre ein paar Gänge weiter gewesen. Und so geht es schneller. Die Leute schauen leicht dumm und die Türe schließt sich wieder. Die letzten Stockwerke hält der Aufzug nicht mehr an. Unten angekommen rolle ich raus und wir gehen/ fahren endlich aus diesem Scheiß Krankenhaus. Das wurde aber auch zeit. Die ganze Zeit über haben mein Vater und ich kein Wort miteinander geredet. Jetzt auch nicht, weil wir einfach nicht wissen, über was wir reden sollten. Beim Auto angekommen welches mein Vater direkt vor dem Eingang geparkt hat, hebt mein Dad mich ins Auto, schließt meine Türe hinter mir, klappt den Rollstuhl zusammen und legt ihn in den Kofferraum. Dann fahren wir endlich los Richtung nachhause.
Zuhause angekommen hebt mein Vater mich wieder in meinen Achso tollen Rollstuhl und ich rolle in Richtung Haustüre. Mein Vater überholt mich und schließt die Türe auf. Drinnen angekommen fällt mir ein, dass mein Zimmer ja im zweiten Stock ist. Wie bescheuert.
"Ähm Daddy, wie komme ich jetzt in mein Zimmer? "
"Tja die Frage hatten wir uns auch gestellt und dann haben wir unser großes Arbeitszimmer mit deinem Zimmer vertauscht. Das ist sogar größer als dein altes Zimmer. Und jetzt wohnst du ebenerdig und kannst ohne Probleme in dein Zimmer. Und das Bad ist glücklicherweise auch neben dem Arbeitszimmer. Wie gut dass wir in jedem Stockwerk ein großes Badezimmer zur Verfügung haben. "
"Danke. Aber irgendwie ist das doch schon komisch hier unten zu schlafen oder?"
"Na ja, dein Zimmer ist ja nicht direkt neben der Haustür , glücklicherweise ist unser Haus ja sehr groß."
"Ja das wird schon gehen."
"Ach Süße, ich wünschte, es wäre anders aber man kann die Zeit leider nicht zurückdrehen. Leider."
"Ach Papa, ach Mama, irgendwie bekomme ich das schon hin!"
"Ja Schatz, wir glauben an dich!"
"Danke, ich geh jetzt erstmal in mein altes neues Zimmer und beschäftige mich noch ein bisschen mit dem Schulstoff. Ich hab fast alles nachgeholt."
"Traust du es dir zu schon morgen wieder in die Schule zu gehen oder sollen wir lieber noch ein paar Tage warten?"
"Ich will morgen schon wieder gehen. Es wird auch nicht besser wenn ich hier zu Hause bleibe. Ich werde auf jeden fall hingehen. "
"Okay Schatz, dein Vater wird dich morgen zur Schule fahren."
"Ok danke."
"Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob du was machen möchtest. Du hast ja jetzt kein Ballett mehr und du kannst ja auch nicht jeden Tag zu Hause sitzen."
"Ach Mama, ich hab doch das Klavier und ich kann mich schon irgendwie beschäftigen. Das krieg ich hin."
"Aber es gibt doch viele Möglichkeiten."
"Ach ja, und welche?"
"Man kann so vieles machen, obwohl man im Rollstuhl sitzt, glaub mir."
"Ja und was?"
"Schach?"
"Zu langweilig."
"Angeln?"
"Bist du blöd?"
"Basketball?"
"Ich konnte noch nie mit Bällen."
"Einen Zeichenkurs?"
"Ich kann auch ohne Kurs gut zeichnen, das weißt du doch."
"Theater AG? Es gibt ja eine an deiner Schule."
"Ja klar, wieso nicht? NEIN! Das ist nichts für mich!"
"Klavierunterricht?"
"Bauch ich nicht."
"Bogenschießen?"
"Bogenschießen im Rollstuhl?"
"Ja das gibt es. "
"Kann ich mir nicht vorstellen das das Spaß macht."
"Schwimmen?"
"Ja klar, ich mach mich doch nicht zum Affen."
"Okay, ich gebs auf. Aber überleg es dir noch mal, es gibt bestimmt irgendwas was dir Spaß macht. Es muss ja nicht sofort sein."
"Ja ich denk noch mal drüber nach."
Nein mach ich nicht.
"Ich geh jetzt in mein Zimmer."
"Ist gut. In einer Stunde gibt es Abendessen."
"Ok"
So, jetzt beginnt mein neues Leben im Rollstuhl.
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Ballett vs. Realität
Teen FictionIn dieser Geschichte geht es um die 16-Jährige Katy(Kathleen), die eine sehr ehrgeizige Balletttänzerin ist und kaum Zeit für Freunde findet. Sie trifft einen Jungen, der ihr zeigt, das es noch andere Sachen als nur das Ballett gibt. Doch was dann p...
