Kapitel 27: Schach oder lieber doch was anderes?

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Jetzt ist eine Woche vergangen seit ich mit Leon geschlafen hab, eine Woche in der sich nicht viel getan hat. Der Alltag geht weiter. Jeder Tag fängt gleich an und endet gleich. Ich treffe mich öfter mal mit Leon, aber ansonsten ist nicht sehr viel los. Ich glaube ich sollte mir echt mal etwas suchen, irgendein schönes Hobby, dann würde ich wenigstens nicht so viel in meinem Zimmer rumhängen und zeichnen. Ich hab schon sehr sehr viel gezeichnet. Meine Mappe wird langsam voll. Klar, es macht unheimlich viel Spaß zu zeichnen, vor allem weil ich immer wieder neue Ideen habe und diese dann gleich umsetzen kann aber es ist schon irgendwie immer dasselbe.

Ich glaube ich schaue mir morgen mal die Schach AG an. Vielleicht habe ich ja noch unentdeckte Talente was Schach angeht. Ich mein mehr als langweilig sein kann es nicht. Ich glaub zwar dass es sowieso nichts für mich ist, aber wenn ich alles ausprobiere was mit Rollstuhl möglich ist, dann kann ich mir eine eigene Meinung von den ganzen Sachen machen. Meine Eltern fänden es bestimmt auch ganz gut, wenn ich nicht immer alles gleich abstreite, sondern einfach mal was ausprobiere. Es ist ja durchaus nichts schlechtes. Aber jetzt schlaf ich erstmal ne Runde, es ist schon ziemlich spät.

"Katy bist du soweit?"

"Ja dad, wir können los."

"Ok Schatz. ich warte draußen."

Ich schnappe mir meinen Rucksack für die Schule, lege ihn auf meinen Schoß und rolle aus meinem Zimmer. Meine Mutter drückt mir noch mein Pausenbrot in die Hand, das ich auch gleich wegpacke- ich hätte es vergessen- und dann bin ich auch schon aus dem Haus. ich bin so froh, dass mein Vater alles so eingerichtet hat, dass ich problemlos über die Schwellen rollen kann und auch ohne Hilfe aus dem Haus komme. Ich finde das schon sehr wichtig, weil ich ja schließlich nicht die ganze Zeit betreut werden will. Ich kann vieles auch alleine schaffen. Mittlerweile schaffe ich es sogar, mich selbst aus dem Rollstuhl ins Bett zu hieven. Und das macht alles noch einfacher, denn ich kann dann ins Bett wenn ich will, und muss nicht meine Eltern rufen wenn ich auf die Toilette muss. Ich habe mich mittlerweile an meinen Rollstuhl gewöhnt und ich finde es auch gar nicht mehr so schlimm im Rollstuhl zu sitzen wie vor ein paar Wochen noch. Klar, es ist alles ein bisschen komplizierter und schwieriger geworden, aber ich kann ganz normal zur Schule gehen, ich hab einen Freund, ich hab tolle Eltern, was will man mehr? Ok ja, laufen können vielleicht, aber das ist mittlerweile nur noch Nebensache. ich habe mich damit abgefunden und man kann auch ein schönes Leben leben, obwohl man im Rollstuhl sitzt und eingeschränkt ist. Heutzutage ist ja vieles möglich. Man muss es nur wollen. Das habe ich jetzt endlich verstanden! Mein Vater fährt mich heute wie immer in die Schule, er muss dadurch zwar einen ziemlichen Umweg fahren, aber mit dem Bus will ich nicht fahren, da starren einen alle an, und man muss geholfen bekommen, und das ist echt blöd. Ich bin sooo froh, dass mein Vater mich jeden Morgen fahren kann!

"Daddy, heute musst du mich erst um 16 Uhr abholen, ich schau mir heute mal die Schach AG an."

"Wow, das ist ja super, dass du endlich mal was ausprobierst! Ich bin stolz auf dich kleine! Aber wahrscheinlich wird dich deine Mutter dann abholen, ich muss dann ja wieder zur Arbeit. Es wird dich aber auf jeden Fall jemand abholen, mach dir keine Sorgen."

"Danke Papa! Wenn ich dich nicht hätte!"

"Viel Spaß in der Schule Katy!"

"Danke, dir viel Spaß bei deiner Arbeit!"

"Das war der beste Witz des Tages Schätzchen, momentan macht die Arbeit kein Spaß, es ist grad alle so hektisch und extrem anstrengend."

"Schule ist auch anstrengend."

"ja, ja, ich hab dich auch lieb!"

"Bis später Dad."

"Bis später Stella."

Und schon rolle ich in Richtung Haupteingang. Die meisten sind schon in der Schule, nur ein paar vereinzelnde stehen noch auf dem Pausenhof rum. Es gong schließlich in drei Minuten. Zum Glück ist meine erste Stunde im Erdgeschoss.


So, endlich geschafft. Endlich hab ich den nervigen Unterricht hinter mir! Jetzt schau ich mir mal die Schach AG an. Leon hat in der Pause darüber gelacht, das fand ich nicht sehr nett, aber ich kann ihn verstehen. Ich habe ja nur gesagt dass ich es ausprobiere, es war noch kein fester Entschluss, dass ich das auch machen werde. Ich habe den Raum auf Anhieb gefunden! Es hat vor einer Minute gegongt. Deswegen ist es sehr ruhig in der Schule und nur noch ganz wenige halten sich in den Schulfluren auf. Vorsichtig öffne ich die Tür und schaue hinein. Ah, ich bin richtig. Ich öffne die Tür noch weiter, rolle rein und versuche die Tür hinter mir zu zu machen, das ist gar nicht so einfach, aber glücklicherweise hilft mir ein Mädchen, das glaub ich in meiner Parallelklasse ist und ich stelle mich vor.

Die AG hat echt viel Spaß gemacht! Das hätte ich echt nicht erwartet! Ich habe endlich mal richtig Schach spielen gelernt und ich habe sogar ein paar neue Bekanntschaften gemacht. und stellt euch vor, eine Partie habe ICH sogar gewonnen!!

Aber ich weiß noch nicht, ob ich es weiter mache, ich schaue mir erstmal noch ein paar andere Sachen an, aber ich könnte es mir gut vorstellen, bei der Schach AG mitzumachen! Das hat echt Spaß gemacht!


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