Die Glocke leitete die Pause ein und die Schüler der Crawford Highschool strömten aus den Räumen in die Aula.
Als ich mich auf den Weg zu Viola und Alison machte, hatte ich schon fast vergessen, was in meiner Schrift auf dem Blatt geschrieben stand. Wäre da nicht Adam gewesen, der mir hinterher lief.
„June?" Ich drehte mich erschrocken um und sah, wie er auf mich zu kam.
Fragend sah ich ihn an.
„Ich wollte mich entschuldigen", er schaute mir in die Augen, währender redete, „dafür, dass ich dich abgelenkt habe."
Auf meiner Stirn tauchten ein paar Falten auf. Verwirrt starrte ich ihn an.
„Schon okay", erwiderte ich, „kein Ding."
Und dann fügte ich mit einem unsicheren Lächeln hinzu: „Ich habe dich ja auch abgelenkt."
Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Ich wollte mich gerade zum Gehen wenden, als er hörbar Luft holte und weiter redete.
„Aber was ich eigentlich sagen wollte", begann er, „ich wollte es dir erklären."
Weil ich ihn wohl ziemlich begriffsstutzig ansah, fügte er hinzu: „Du weißt schon. Das mit dem Zeichnen im Unterricht."
„Ach so. Ja, gerne", antwortete ich etwas überfordert.
Zufrieden lächelnd fragte er: „Wollen wir woanders hingehen?"
Ich nickte und schlug vor, nach draußen zu gehen. Heute war einer der ersten Frühlingstage, an denen die Sonne schien und der Wind nachließ.
Als wir rausgingen, kam uns der typische Duft eines solchen Tages entgegen. Es war mir noch nie aufgefallen, aber die Luft roch nach Blättern, Blüten und Gras. Natürlich auch nach den ganzen Kindern, doch in dem Moment fiel mir nur dieser Geruch auf.
„Es mag dir komisch vorkommen, aber es ist wahr. Das sind Notizen aus dem Unterricht." Er ließ seinen Blick über die Bäume gleiten.
„Aber es sind doch nur irgendwelche Bildchen. Kritzeleien", erwiderte ich verwirrt.
Er lachte auf. Sein typisches raues und tiefes Lachen, bei dessen Klang es sich anfühlte, als würde ich ihn schon ewig kennen und trotzdem nichts von ihm wissen.Dann wurde er ganz ernst: „Nein. Es sind nicht nur irgendwelche Kritzeleien. Es sind meine Gedanken zum Unterricht."
„Ja, Gedanken, die du im Unterricht hast, vielleicht. Aber es gehört ja nicht wirklich zum Unterricht, es hilft dir nichts. Außer die Zeit zu vertreiben."
Er lachte wieder. Es klang fast, als würde er mich auslachen. Aber das glaubte ich nicht.
„Wenn ich die Zeichnungen nochmal ansehe, erinnere ich mich daran, was ich dabei gedacht habe. Und so kann ich behalten, worüber wir im Unterricht sprechen", erklärte er bedacht.
„Das heißt, ich kann einfach so irgendwas malen und weiß dann später alles, was wir im Unterricht besprechen?", fragte ich lachend.
Ich nahm ihn nicht ernst, es klang einfach zu absurd, was er da sagte. Wenn es stimmte, dann wäre es schon eine fantastische Sache. Deshalb war es umso trauriger, dass es nicht wahr war. Es konnte einfach nicht funktionieren.
„Nein, genau das ist es ja. Man muss sich genauso auf den Unterricht konzentrieren. Und alle Gedanken dürfen sich nur darum drehen. Dann muss man aus diesen Gedanken Bilder zeichnen, die einen so tiefen Eindruck in einem hinterlassen, dass man sich später wieder daran erinnert, wenn man sie ansieht."
Ich biss auf meine Unterlippe. Auch wenn ich es noch nicht hundertprozentig verstand, nachvollziehen konnte ich es. Es war seine verdammte Logik. Seine verdammt logische Logik.
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The Adam-Theory
Lãng mạnJune lebt in einer weißen Welt, während ihr Inneres Dunkelheit birgt. Sie hat nicht die leiseste Ahnung, wie sie da hinaus kommen soll. Doch dann trifft sie auf Adam Black, der die absurdesten Dinge logisch erscheinen lässt, Unmögliches möglich mach...