Kapitel 8

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Die Zeit im Krankenhaus kam mir ewig vor. Ich lag dort rum und konnte nichts tun. Ständig musste ich damit rechnen, dass die nächste Aktion dieses Psychos mein Leben wieder aus der Bahn wirft. Zumal kam mir der letzte Kuss von Tom ewig vor. Ich wusste, dass ich irgendwann verrückt werden würde. Ich brauchte Unterhaltung, dass wieder etwas Normalität in mein Leben kam. Ich überlegte meine Mutter anzurufen. Die Polizei hatte sie über die Vorkommnisse informiert, seitdem rief sie mich ständig auf dem Handy an. Ich nahm nicht ab, weil ich wusste, dass sie mir Vorwürfe machen würde weshalb ich nichts zu ihr gesagt hatte. Das konnte ich jetzt nicht gebrauchen... Also verwarf ich diesen Gedanken wieder. Die Vorwürfe konnte ich mir noch früh genug anhören. Schließlich musste ich ja eh bald bei ihr unterkommen. Ich wartete auf die Visite, die die Ärzte jeden morgen machten. Chem stand am Fenster. Man sah ihm am, dass er ziemlich müde war. Schließlich stand er da schon fast 12 Stunden. Trotzdem lächelte er mich immer wieder an und fragte ob alles in Ordnung sei. Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe. Er war sehr kräftig gebaut und hatte breite Schultern. Sein Blick konnte einem Angst einjagen wenn man ihn nicht kannte. Aber ich glaube er könnte keiner Fliege etwas tun. Der sanfte Riese eben.

Total gedankenverloren starrte ich an die Decke und bekam garnicht mit, dass die Ärzte neben mir standen.

Guten Morgen Miss Church! Hallte es durch den Raum. Vor mir standen drei Ärzte und eine Ärztin in weißem Kittel, dahinter eine Art Auszubildende oder Studenten, die fleißig ihre Stifte in der Hand hatten und jedes Wort der Ärzte mitschrieben und drei Schwestern die mich mit trauriger Miene ansahen. Ich musste sowas wie eine Art Attraktion hier im Krankenhaus sein. Ich sah Chem an und wir mussten uns ein Lächeln unterdrücken. Ich hörte den Ärzten schon garnicht mehr zu. Hier traumatische Erlebnisse, da Blutergüsse... Ich konnte es nicht mehr hören. Dann sagten sie jedoch einen Satz, bei dem es mir durch Mark und Bein zog. Ich wurde kreidebleich.

Nun Miss Church! Es sieht alles soweit gut aus, sie sind stabil und dürfen nach Hause.

Bitte was? Wollten die mich verarschen? So sehr ich vorher nicht ins Krankenhaus wollte, so sehr wollte ich nun hier nicht weg, ich wusste, dass ich nur hier sicher bin.

Kann ich nicht noch eine Nacht bleiben? Mir geht es glaube noch nicht so gut...

Nein, Miss Church, antwortete der Arzt. Irgendwann müssen sie sich dem stellen. Und die Umgebung bei ihren Eltern wird Ihnen vielleicht helfen das Trauma zu überwinden. Raus von Zuhause, raus aus dem Krankenhaus und somit auch erstmal eine Erholung für die Seele, die in dieser Umgebung mit so vielen Erinnerungen noch mehr zerbrechen würde.

Ich schluckte. Ich alleine, nur von zwei Security begleitet ins 500 Kilometer entfernte New Orleans. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. So weit weg und das ohne Tom. Es fühlte sich an als würde ich innerlich zerbrechen.

Chem sah mich an und nickte mir zu. Die Ärzte verließen mit den Worten Alles Gute mein Zimmer. Als die Tür sich schloss reichte mir Chem meine Tasche.

Soll ich dir packen helfen?

Nein, nein. Geht schon... Murmelte ich. Er lehnte sich wieder an den Heizkörper.

Ich packte meine Sachen und warf sie alle zusammen geknüllt in meine Tasche. Bevor ich das Zimmer verließ schrieb ich noch eine Nachricht an Tom.

Hallo Liebling.
Ich darf heute das Krankenhaus verlassen und fahre jetzt zu meinen Eltern. Ich vermisse dich und hoffe, dass es dir gut geht. Ich möchte dich endlich wieder in den Arm nehmen. Ich küsse und umarme dich. Molly.

Gesendet

Ich atmete einmal tief durch, schaute Chem an und gab ihm zu verstehen, dass ich startklar war. Er lief in meine Richtung, nahm mir die Tasche ab und öffnete die Tür. Er gab seinem Kollegen zu verstehen, dass wir los können. Dieser brummelte etwas in sein Funkgerät und gab uns ein Handzeichen, dass wir ihm folgen sollten. Er ging vor, ich lief in der Mitte und Chem hinter mir. Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher.

Am Auto angekommen stiegen wir alle ins Auto. Chem saß neben mir auf der Rückbank und sein Kollege auf dem Beifahrersitz. Beide lächelten mich an. Das Auto fuhr los in dem Moment klingelte mein Handy.

Bestimmt Tom..... Oder?

Netter Versuch, Kleine.
Du willst schon wieder flüchten? Du bist so naiv, dass du wieder versuchst mich auszutricksen? Denk dran, was beim letzten mal passiert ist...

STOP!!!, schrie ich.
Der Mann, der weniger als 20 kmh fuhr, bremste.
Bitte das Auto checken. Es könnte manipuliert sein!
Ich zeigte Chem die Nachricht und er nahm mich sehr ernst. Er forderte einen anderen Wagen an und ließ den durch checken.

Gut, dass du uns gestoppt hast. Die Bremaschläuche waren angeritzt.

Chem sah ziemlich mitgenommen aus als er es mir erzählte. Ich nickte ihm zu und senkte dann meinen Kopf wieder zu Boden.

Wir stiegen in ein anderes Auto und führen los, nachdem dies auch untersucht wurde.

Wieder eine Nachricht.

Clever, clever, Süße.
Naja, jeder macht mal Fehler. Die Nachricht war wohl zu früh bei dir gelandet. Schade eigentlich. Deshalb werde ich dich trotzdem finden. Egal wo du bist. Wir sehen uns meine Liebe!

Ich konnte das nicht mehr. Wie drastisch hatte sich mein Leben verändert in so kurzer Zeit. Ich brach in Tränen aus. Chem nahm mein Handy, las die Nachricht und teilte seinen Kollegen mit, dass sie die Grenzen kontrollieren sollten. Danach wendete er sich mir zu und streichelte über mein Gesicht.

Immer mit der Ruhe. Alles wird gut. Wir kriegen das Schwein. Verlass dich drauf.

Ich nickte und schwieg. Nach kurzer Zeit schlief ich ein und wachte erst auf, als wir vor meinem Elternhaus standen. Ich machte dir Augen auf und rannte raus. Meine Mutter erwartete mich schon an der Tür. Ich fiel ihr in die Arme und weinte. Sie weinte auch und sagte immer wieder mit sanfter Stimme

Mein armes Kind, ich bin so froh, dass du hier bist und es dir gut geht.

Mein Vater kam hinzu und umarmte mich mit. Nach kurzer Zeit spürte ich etwas an meinem Bein. Ich sah runter und konnte meinen Augen kaum trauen. Ich strahlte.

LUNA!
WIE HABT IHR DAS GEMACHT?

Kleine Überraschung, lächelte Chem. Ich lief zu ihm, nahm ihn in den Arm und flüsterte

Danke!

When a Stranger calls Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt