Ich begann über den Sinn des Lebens zu philosophieren. Tom musste inzwischen schon wieder zurück reisen und ich war wieder mit Chem alleine. Inzwischen war ich ziemlich abgehärtet. So viele Schicksalsschläge hintereinander machten stark. Ich schwor mir, mich nicht unterkriegen zu lassen. Also stieg ich aus meinem Bett und nahm den Wäschekorb in die Hand. Ich lief in Jogginghose und BH zum Bad und sortierte die Waschmaschine ein. Dabei fiel mir mein weißes Shirt ins Auge. Kleine, braune Punkte verzierten es. Ich ging näher heran und zupfte daran herum. Es sah aus wie getrocknetes Blut. Aber woher sollte dieses Blut kommen?
Gestern in der Leichenhalle trug ich ein schwarzes Shirt und das Shirt des Unfalls war längst gewaschen. Ich überlegte wo ich dieses Shirt getragen habe, konnte mich allerdings nicht erinnern. Ich versuchte nicht weiter drüber nachzudenken und packt es in die Wäsche. Im gleichen Moment schellte mein Telefon.Miss Church!
Die Forensik rief an.
An dem Finger ihrer Freundin wurden nur ihre Fingerabdrücke gefunden, ebenso in der Leichenhalle, abgesehen von denen, die der Professor verursachte. Anscheinend hat der Täter sehr präzise gearbeitet, um keine Spuren zu hinterlassen.
Okay, murmelte ich, wünschte dem Anrufer einen schönen Tag und legte auf.
Schon komisch, dachte ich. Aber ich wollte mir darum auch keine Gedanken mehr machen. Ich lief ins Schlafzimmer zurück und starrte geschockt auf den Fußboden. Direkt unter meinem Fenster waren dreckige Schuhabdrücke. Langsam wurde ich panisch. Ich überlegte hin und her aber eine Erklärung wollte mir einfach dafür nicht einfallen. War dieser Psycho in meinem Schlafzimmer? Nein, dass hätte Chem doch mitbekommen.... Ich ging zum Telefon und rief den Forensiker an.
Muss Church?
Hallo, könnten sie einen Kollegen zu mir schicken? Ich bin etwas verunsichert, da ich etwas merkwürdiges in meiner Wohnung gefunden habe.
Natürlich, Miss. Ich schicke Ihnen jemanden.
Seit dieser schrecklichen Nacht hatte ich inzwischen so viel Kontakt zu den ganzen Instanzen, dass diese mich schon persönlich kannten und jedem Hinweis nachgingen, den ich Ihnen lieferte.
Es dauerte keine halbe Stunde und schon war der Herr da.
Ich schilderte ihm die Lage und zeigte ihm den Abdruck. Mit aufwändigen Verfahren machte er sich an die Arbeit, diesen zu sichern. Es dauerte gute 2 Stunden und der verließ das Haus wieder.Vielleicht bekommen wir nun dieses Dreckschwein!, zwinkerte er mir noch zu und ging zur Tür hinaus. Und nun begann diese Warterei von vorne. Das war wohl das unerträglichste an dieser Situation. Ständig warten, ständig hoffen, dass sie einen Hinweis auf den Täter finden und dann vor allem - ständig enttäuscht werden, dass sie doch keine Beweise in der Hand haben.
Wer musste er sein, dass er so präzise, sauber und professionell seine "Arbeit" machte? Wieder erwischte ich mich dabei wie ich mir den Kopf zerbrach. Ich entschloss mich ein Bad zu nehmen. Chem schaute mich seit Stunden schon wehleidig an und ich hatte ihn um mich herum vollkommen ausgeblendet. Im Bademantel ging ich auf ihn zu.
Hey. Alles in Ordnung?
Ja, alles gut. Bei dir auch?
Ja geht schon..., antwortete ich aber die Frage war ob es dir gut geht. Ich habe in letzter Zeit nur an mich gedacht. Du siehst irgendwie traurig aus.
Ach Molly, alles okay. Ich möchte dich nicht mit meinen Problemen belasten. Davon hast du selbst genug.
Ich blickte bös in seine Richtung.
Nun sag schon! Du musst dir schließlich auch tagtäglich meine Belange anhören!
Ach weißt du Molly.... Meine Mutter ist schwer krank und sie wurde erneut ins Krankenhaus eingeliefert. Ich kann sie nicht besuchen, da ich zu weit weg bin und ich weiß nicht ob es das letzte mal sein wird, dass ich sie sehen kann...
Waaaas? Und da sagst du nichts? Ich war total aus dem Häuschen, dass er da immer noch hier stand.
Husch Husch! Fahr zu deiner Mutter. Nimm dir das Wochenende frei. Ich kennen jemanden der die Schicht am Wochenende bestimmt für dich übernimmt. Ich kümmer mich gleich drum.Seine Augen fingen an zu funkeln.
Wirklich?, fragte er ungläubig.Natürlich! Pack deine Sachen. Ich informiere James. Er wird in spätestens 1 Stunde hier sein können.
Chem fiel mir unerwartet in den Arm und presste mich fest an sich. Ich konnte seine Freude darüber förmlich spüren.
Danke! Flüsterte er und huschte ins Bad.
Hey, da wollte ich jetzt rein!
Oh Sorry, natürlich, du zuerst!
Das war ein Joke! Mach dich fertig, du musst los!, lachte ich.
Sichtlich erleichtert stürmte er ins Bad und schloss die Tür hinter sich.
Ich freute mich für ihn und wählte James seine Nummer.Tut, tuut, tuuut, tuuuut,...
Molly?Hey James. Könntest du mir einen Gefallen tun?
Na sicher. Um was geht es?
Ich bin dieses Wochenende alleine und du weißt doch..... Könntest du die Schicht von Chem übernehmen?
James stimmte sofort zu. Für dich immer! Ich bin in einer Stunde da.
Okay, vielen Dank!, versicherte ich ihm erleichtert.
Ich legte auf und sah Chem hinter mir stehen.
Klappt das alles?
Klar, klappt das! Du kannst fahren. James ist in einer Stunde da.
Chem schaute unglaubwürdig.
Spinnst du? Ich lass dich nicht alleine. Ich warte bis er da ist. Übergabe und so....
Brauchst du nicht. Ich komme ja wohl eine Stunde alleine zurecht.
Nein, heute ist kein weiterer Kollege da. Ich warte!
Okay, murmelte ich und lächelte ihm zu.
Innerlich war ich sehr froh, dass er warten wollte. Das wäre sonst das erste mal gewesen, dass ich alleine wäre ohne, dass es jemand wusste. Das ist mir dann doch zu riskant.
Chem und ich setzten uns also auf die Couch, quatschten und warteten auf James.
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When a Stranger calls
HororMolly lebt ein ganz normales Leben bis zu dem Tag, an dem sich durch einen Anruf alles verändert...