Kapitel 1

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"Ach Jenna, komm schon. Was soll der Mist?"

Jenna war meine beste Freundin und nur auf der Suche nach Action und Party. Ich war da eher die jenige, die Zuhause blieb, ein gutes Buch in die Hand nahm, oder einen Spiele - oder DVD - Abend mit Freunden machte.

"Nun stell dich doch nicht so an! Du bleibst ständig Zuhause! Komm jetzt. Nur eine Stunde ins Swing, ein paar Cocktails trinken. Kev und Lucas kommen auch mit!, zischte Jenna sichtlich genervt.

Ich hasste es. Ich wusste, dass wir nach einer Stunde nicht wieder draußen waren. Aber was sollte es. Es war fast Wochenende und ich saß alleine in meiner Wohnung. Alle wollten weg und somit fügte ich mich.

"Okay, bin halb 9 bei dir! ", sagte ich trotzig.

" Geht doch! Bis dann gleich! ", antwortete Jenna mir siegessicher und legte auf.

Und schon bereute ich schon wieder meine Zusage. Ich hatte nämlich nichts, wirklich garnichts zum anziehen. Also zog ich wieder meine schwarze Jeans im used look an, ein weißes, enges Top meine beigen Winterstiefel und warf mir einen beigen Poncho drüber. Meine langen, braunen Haare knotete ich zu einem Zopf zusammen und betonte meine grünen Augen mit Eyeliner. Ich war sonst nicht der Typ, der sich übermäßig schminke, aber dadurch, dass ich schon nichts zum anziehen hatte, musste ich es ja irgendwie wieder rein kriegen. Zuletzt warf ich einen kritischen Blick in den Spiegel, zog meinen Wintermantel an und verließ meine Wohnung. Draußen war es schon lange dunkel und sehr kalt. Ich beeilte mich, da ich ungern draußen alleine rum lief. Ich wohnte nicht gerade in der nobelsten Gegend, deswegen trug ich auch immer mein Handy und Pfefferspray bei mir. Ich stieg in die Straßenbahn uns fuhr zu Jenna, die schon ungeduldig auf mich wartete.

"Naaaaaaaaa! ", erwartete sie mich freudig.

" Aber nicht lange! ", nahm ich ihr gleich den Wind aus den Segeln.

" Oh, Molly! Du kannst einen schon den Abend versauen wenn er noch garnicht begonnen hat! Entspann dich doch mal! ", zischte sie.

Ich meine, sie hatte ja recht. Aber ich war nun mal nicht der Typ zum feiern und weg gehen. Ich wäre lieber entspannt Zuhause geblieben und hätte mir dort einen schönen Abend mit einem Glas Wein gemacht. Nun ja , nun war ich hier und musste durch. Wir liefen durch die Stadt, die Straße war menschenleer, kein Wunder an einem Donnerstag wenn jeder arbeiten musste. Nur wir hatten Semesterferien und ein Paar andere Studenten saßen dort und unterhielten sich oder spielten Billard. Wir setzten uns an einen Tisch und sofort fiel mir ein Kerl neben uns auf. Er war hübsch. Groß, schlank, gut gekleidet, schwarze und kurze Haare und stechend blaue Augen. Er sah mich die ganze Zeit an und hatte ein schelmisches Grinsen aufgelegt. Peng! Und schon wieder unsympathisch. Was fiel diesem Kerl ein mich so zu mustern? Ich sah weg und versuchte ihn zu ignorieren.

Nach einer Stunde durchdringenden Blicken des Typen und einschläfernde Gespräche der anderen, beschloss ich nachhause zu gehen. Ich zog mich an und nahm meine Tasche. Ich legte 10 Dollar auf den Tisch und verabschiedete mich. Jenna versuchte mich noch aufzuhalten. Aber ich hatte die Schnauze voll. Es war kurz nach 10 Uhr, stockdunkel draußen und ich hatte die Befürchtung, dass es bald regnen würde. Ich wimmelte Jenna also ab, verabschiedete mich von Kev und Lucas und verließ das Lokal. Im Augenwinkel beobachtete ich, wie der Typ mich mit seinen Augen verfolgte.

"Was für ein Psycho! ", murmelte ich vor mich hin.

Es war kalt. Ich konnte meinen Atem sehen und langsam machte sich ein Taubheitsgefühl in meiner Nase, meinen Ohren und meinen Händen breit.

Das letzte Stück bis zur Haltestelle verlief durch ein kleines Waldstück. Ich hasste diesen Weg, auch wenn es nur 200 Meter waren. Ich lief schnell diesen Weg entlang, rannte schon fast panisch. Alle 2 Meter drehte ich mich rum, um sicherzustellen, dass mich niemand verfolgte. An der Haltestelle angekommen stockte mir der Atem. Die blauen Augen funkelten mich an und das grinsen wurde immer größer. Es war er. Der Typ aus der Bar. Wie zur Hölle war er schneller als ich?

Ich wühlte panisch in meiner Tasche und suchte mein Handy und mein Pfefferspray. Aber anstatt irgendetwas zu sagen oder auf mich zu zu kommen, stand er einfach nur angelehnt an einem Pfeiler an der Haltestelle und beobachtete mich.
Ich wurde wieder etwas ruhiger. Er ließ seine Augen nicht von mir und ich war froh, dass ich die Lichter der Bahn näher kommen sah.

Ich stieg ein und beim Gedanken daran, dass er direkt hinter mir einstieg, bekam ich Gänsehaut. Zum Glück waren es nur drei Haltestellen und ich konnte aussteigen. Glücklicherweise stieg er auch nicht mit mir aus. Dennoch konnte ich seine durchdringenden Blicke regelrecht spüren.

Den Weg bis zu meiner Wohnung rannte ich halb, so aufgeregt war ich. Ich lief das Treppenhaus hoch, anstatt den Fahrstuhl zu benutzen, schloss meine Tür auf, ging rein, schaltete das Licht ein und schloss die Tür hinter mir zu. Es war Totenstille.

Ich setzte mich aufs Sofa und schloss die Augen. Mein Herz raste und mein Puls schien zu explodieren. Dann schrillte mein Handy. Ich zuckte zusammen. Ich schaute auf das Display

Nachricht von Jenna.

Hallo Süße. Bist du gut angekommen? Melde dich wenn du Zuhause bist! Xoxo Jenna

Ich war beruhigt. Ich wusste selbst nicht was ich erwartet hatte, wer schreiben sollte. Ich schrieb ihr eine Nachricht zurück

Nachricht an Jenna.

Hey. Alles gut, danke der Nachfrage. Bin Zuhause, brauchst dir keine Sorgen machen! Bis später! Xoxo Molly

Ich legte mich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein. Kurz bevor ich tief einschlafen konnte, klingelte mein Handy erneut. Diesmal aber keine SMS, sondern ein Anruf. Wer versuchte mich nachts halb 12 zu erreichen? Ich nahm das Handy und das Display zeigte an, dass jemand mit unbekannter Nummer anrief. Mein Herz schlug schneller und ich nahm ab.

Molly Church?, fragte ich.

Keine Antwort.

Hallo? Haaaaalllloooo?

Wieder keine Reaktion.

Kurz bevor ich auflegen wollte hörte ich etwas sehr leise.

Hello Baby, Hey my pure , I will find you, i'am sure.

Tut. Tut. Tut.

Er hatte aufgelegt bevor ich etwas sagen konnte. Warum rief mich jemand mit unterdrückter Nummer, mitten in der Nacht an und sang mir ein unheimliches Lied? Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Es war doch nicht der Psycho aus der Bar? Nein, er hatte doch meine Nummer gar....

Klopf. Klopf.

Ich zuckte zusammen und konnte mir einen leisen Quiekser nicht verkneifen. Er hatte weder meine Nummer, noch meine Adresse. Wie konnte sowas sein.

Wieder vibrierte mein Handy.

Nachricht von unbekannter Nummer.

Ich traute mich kaum sie zu öffnen, Tat es dann aber doch.

Hello Beauty. Erschrocken? Brauchst du nicht. Ich möchte dir nichts böses. Ich möchte nur dich. Und wenn du mich erst richtig kennst, möchtest du das auch. Bis bald, ich werde mich jetzt öfter bei dir sehen lassen.

Mir erfror das Blut in den Adern. Ich lies mein Handy fallen und machte alle Fenster, Türen und Vorhänge zu. Als ich es wieder aufhob war die nächste Nachricht auf meinem Handy.

Baby, das bringt dir doch nichts. Füge dich deinem Schicksal. Ich kann dich trotzdem noch sehen. Und ich bin dir näher als du denkst.

Ich hatte Angst. Ich hatte panische Angst. Ich wählte Jennas Nummer. Wie immer. Nicht erreichbar. Ich hinterließ ihr eine Nachricht, mit der Bitte, dass sie zu mir kommen soll.

Dann klopfte es erneut. Ich wurde kreidebleich...

When a Stranger calls Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt