Kapitel 11

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Ich öffnete die Schachtel und sah etwas blutiges darin liegen. Tom riss es mir aus der Hand. Ich widmete ihm einen bösen Blick.

Gib das wieder her!

Baby, du hast genug erlebt und durchgemacht. Ich nehme das mit auf die Wache.

Gib her!, schrie ich.

Betrübt senkte er seinen Blick und reichte mir die Schachtel rüber. Es war ein Finger. Es war Jennas Finger. Sie trug unseren Freundschaftsring. Inzwischen warf mich nichts mehr so schnell aus der Bahn.

Wie kann das sein?, fragte ich Tom trocken.

Wie kann was sein?, entgegnete er mir.

Na wie kann es sein, dass Jennas Finger in der Truhe ist und die Rechtsmedizin nichts erwähnt hat, dass ihr der Finger fehlt?

Wie Gedankenübertragung klingelte mein Telefon und der Pathologe rief an.

Hallo Miss Church.
Gestern Nacht....

Ich unterbrach ihn.

Ich habe was sie suchen. Ich bin in 15 Minuten bei Ihnen.

Man konnte seine Unsicherheit durchs Telefon spüren. Aber ehe er was erwidern konnte, legte ich auf und nahm meine Tasche.

Komm!, befahl ich Tom. Dieser schaute mich ungläubig an und folgte mir. Ich ging zum Zimmer raus. Meine Eltern waren wie immer schon bei der Arbeit. Chem begrüßte uns freundlich und hatte schon Frühstück vorbereitet.

Keine Zeit, Komm mit!, befahl ich auch ihm. Ohne etwas zu sagen, folgte er mir. Im Auto herrschte Totenstille. Bei der Pathologie angekommen, stieg ich es aus dem Auto. Der Pathologe erwartete mich schon an der Tür. Ich lief an ihm vorbei ins "Untersuchungszimmer". Er versuchte mich noch aufzuhalten, es gelang ihm jedoch nicht. Viel zu aufgebracht und wütend war ich, dass mich irgendetwas hätte aufhalten können. Ich öffnete die Tür und ein Verwesungsgeruch stieg mir beißend in die Nase. Auf dem Tisch vor mir lag Jenna. Sie war nun schon einige Wochen tot, doch wurde vom Richter noch nicht wieder frei gegeben.

Sie hatte die Augen und den Mund weit aufgerissen. Ich schluckte. Je näher ich ihr kam, desto schlimmer und beißender wurde der Geruch. Die Mediziner hatten sie gereinigt, sodass zwar die offenen Wunden noch zu sehen waren, sie aber nicht mehr blutüberströmt auf dem Tisch lag. Hinter mir standen inzwischen Tom und der Gerichtsmediziner. Ich drückte ihm die Schachtel mit dem Finger in die Hand.

Das hat mir der Psychopath zukommen lassen., sagte ich zu ihm.

Ja Miss Church. Heute Nacht wurde in die Pathologie eingebrochen und als ich die Leiche erneut begutachtete, fiel mir auf, dass ihr der Ringfinger fehlte. Daraufhin habe ich sofort die Polizei, die Staatsanwaltschaft und sie informiert.

Ich nickte und rückte näher an den Metalltisch in der Mitte des Raumes ran. Ich streichelte ihr über das Gesicht und war erschrocken, wie kalt ihre Haut war. Der Mediziner hatte sie schon geöffnet und wieder verschlossen. Die Y-formige Narbe auf ihrem Brustkorb und die kreisrunde Narbe auf ihrem Schädel waren jedoch eindeutig zu erkennen. Ich legte den Finger neben ihre Leiche, nahm den Ring ab und steckte ihn mir an den Finger.

Für immer.

Flüsterte ich leise und verließ den Raum.

Es tut mir leid, bekundete mir der Mediziner.

Ich nickte und ging weiter. Cham, der im Vorraum wartete und Tom folgten mir zurück ins Auto. Wieder Zuhause angekommen liefen mir die Tränen und ich verkroch mich in mein Kissen.

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Sorry, dass das update wieder so lange gedauert hat und das Kapitel so kurz ist. Beim nächsten geht es schneller und wird wieder länger. Versprochen. Wie gesagt, momentan ist Stress. Danke fürs Verständnis ;-)

When a Stranger calls Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt