Die Suche

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Ich laufe über das riesige Schlachtfeld beim Erebor. Nur wenige Stunden zuvor hatte hier die Schlacht der fünf Heere stattgefunden. Auch ich bin dabei gewesen, doch habe ich mein Schwert verloren und ich will und darf nicht ohne es gehen. Also laufe ich jetzt alle Orte, an denen ich war, ab. Vorsichtig übergehe ich die gefallenen Krieger und Orks. Irgendwo hier muss es doch sein.

Nicht weit von mir glänzt etwas in der Sonne. Ich laufe darauf zu und erkenne bald, dass es der Panzer eines Elben Kriegers ist. Enttäuscht werde ich langsamer und blicke mich erneut um. Der Himmel ist noch leicht bedeckt. Nur an manchen Stellen bricht die Sonne schon durch. Ruhig ist es um mich herum. Ich mache mich weiter auf den Weg. Ich brauche dieses verflixte Schwert. Schnell beschleunige ich meine Schritte und laufe weiter auf den Erebor zu. Meine Gedanken wandern zurück zur Schlacht vor wenigen Stunden.

Erst richtete ich meinen Pfeil auf die Zwerge im Erebor, dann auf die, die neu auf uns zu kamen und dann ergriff ich mein Schwert um die Orks, die auf uns zu rannten zu töten.

Der Wargreiter er hatte mir auf den Arm geschlagen und das Schwert war mir aus der Hand gerutscht. Das muss ungefähr hier passiert sein. Ich bleibe stehen und sehe mich um. Da, da ist es ja. Ich bücke mich um mein Schwert unter einem Ork hervor zu ziehen. Es löste sich mit einem Ruck und ich legte es mit einer eleganten Bewegung um. Gut, jetzt kann ich ja endlich nach Hause. Mit schnellem Schritte mache ich mich auf den Weg zum See.

Ich laufe jetzt schon eine Weile und der See ist fast erreicht. Ich musste ein paar Umwege einschlagen. Die Landschaft hat sich verändert in den letzten Jahren.

Ich laufe weiter am Ufer des Sees entlang, als etwas meine Aufmerksamkeit erregt. Auf einem Stein im Wasser liegt etwas. Es sieht aus wie ein Elb. Aber was macht ein Elb hier im Wasser? Ich wate durch das flache Wasser, auf den Elb zu. Er atmet noch, doch seine Augen sind geschlossen. Sein Atem geht auch nur sehr flach. Sein Körper ist geschunden und mit mehreren Wunden versehen. Vorsichtig gehe ich neben ihm auf die Knie um ihn besser untersuchen zu können. In seiner Brust steckt ein pechschwarzer Pfeil. Es ist kein Pfeil der Orks. Dieser hat eine gewundene Spitze und ist voll und ganz aus Metall. Das ist doch nicht möglich. Ein alter Pfeil aus Thal. Einer der Pfeile, die gegen Smaug etwas ausrichten konnten. Aber warum steckt einer von denen in der Brust dieses Elben? Ich überlege nicht lange und ziehe ihn aus dem Wasser, wenn er noch lebt muss ich was tun und dann kann er mir vielleicht alles erklären. Schnell untersuche ich seine Körper auf weitere Wunden. Jetzt erst wird mir bewusst, dass er nackt ist. Beschämt senke ich den Blick. Ich lege meinen Brustpanzer ab und auch den Mantel den ich darunter trage. Mit dem Mantel bedeckte ich nun seine Nacktheit. Nun kümmere ich mich um seine Wunden. Etwas Verbandszeug trage ich noch bei mir. Genug, um die Brustwunde zu versorgen. Diese ist auch die Lebensbedrohliche. Den Pfeil entferne ich mit einem Ruck und drücke den Verband sofort darauf. Die Verletzung blutet nicht stark was mich sehr wundert. Ich verbinde es trotzdem so gut es geht. Dann beginne ich mit der Reinigung der anderen Verletzungen. Diese bestehen hauptsächlich aus kleineren Schnitten, die schon anfangen zu heilen. In seinem Gesicht befindet sich Ruß, den ich vorsichtig entferne. Über seiner linken Augenbraue hat der Ruß etwas verdeckt. Es sieht aus wie Schuppen. Die Stelle ist nicht groß und passt auch irgendwie zu seinem Gesicht. Jetzt erst betrachte ich ihn genauer. Sein Haar ist rotbraun und kunstvoll nach hinten geflochten. Er hat hohe Wangenknochen, die seinem Gesicht etwas Markantes, aber auch Arrogantes geben. Er ist schlank aber muskulös. Ich lasse den Stofffetzen, mit dem ich seine Wunden gereinigt habe sinken.

Die Sonne steht schon tief und gibt seinem Haar einen sehr starken Rotton. Auch die Schuppen auf seiner Stirn glänzen. Ich schüttele erstaunt den Kopf. Wer oder was ist er? Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerke, dass er aufgewacht ist. Ich blicke erneut zu ihm herunter und schaue in ein orangegelbes Augenpaar. Seine Pupille ist strichförmig geformt. Er starrt mich unentwegt an und ich bin in seinen Augen gefangen. Ich kann mich nicht bewegen. Bis auf einmal Bewegung in ihn kommt. Er zieht meinen Dolch und greift an. Ich stoße ihn von mir und ziehe meinen Bogen samt Pfeil. So stehe ich nun vor ihm und er... er krabbelt eher wie ein Kleinkind auf allen Vieren auf dem Boden herum. Er sieht so stolz und majestätisch aber auch leicht lächerlich aus.

"Wer seid Ihr?", frage ich.
"Erkennst du mich denn nicht, Elbin?", fragt er leicht spöttisch und in einem merkwürdigen Singsang. Seine Stimme ist tief und majestätisch. Ich bekomme unfreiwillig eine Gänsehaut.
"Nein, es tut mir leid ich erkenne Euch nicht", meine ich verwirrt.
"Das war mir klar. Sonst würdet Ihr mich noch mit diesem lächerlichen Pfeil bedrohen", antwortet er mir.
"Lächerlich? Wer krabbelt hier denn auf dem Boden herum, wie ein Tier?", erwidere ich diesmal spöttisch.
"Du wagst es, mich zu beleidigen?!", fragt er herausfordernd
"Offensichtlich und könntet Ihr doch bitte den Mantel überstreifen?", frage ich. "Mantel?", fragt er vollkommen verwirrt. Ich zeige nur wortlos auf das Stück Stoff. Er krabbelt zum Stoff und zieht ihn an. Der Mantel reicht ihm nur bis zu den Knien. Verwundert sieht er an sich herab. Er betrachtet lange seine Hand samt Fingern. Dann bewegt er seine Zehen und dreht den Fuß. Nun winkelt er das Knie an. Ich beobachte ihn aufmerksam. Er hat etwas Kindliches. Ich lasse den Bogen wieder sinken und stecke ihn wieder weg.
"Nun wer seid ihr?", frage ich erneut.
"Smaug."
"Smaug? Wie der Drache?", sage ich irritiert.
"Nicht wie der Drache. Der Drache!", sagt er monoton. Ich blinzele einige Male. Ich habe also den totgeglaubten Feuerdrachen gerettet. Was für eine Meisterleistung!
"Aha", kommt es sehr geistreich von mir.
"Also...Smaug, kann ich meinen Dolch zurückbekommen?", frage ich. Er reicht ihn mir.
"Was wollt Ihr nun tun?" Er zuckt nur mit den Schultern.
"Wir könnten Euch ein paar Kleider besorgen...?", überlege ich laut.
"Wir?", fragt er
"Ich kann Euch doch nicht allein gehen lassen und ich bezweifle, dass ich damit weit komme, zu behaupten, dass Ihr Smaug der Feuerdrache seid. Man wird Euch entweder auslachen oder töten", sage ich.
"Hmm", kommt es von ihm.
"Kommt." Ich reiche ihm die Hand um ihm aufzuhelfen. Zittrig steht er auf zwei Beinen und klammert sich an meiner Schulter fest. Das wird ein langer Weg. Einen Fuß nach dem Anderen setzend laufen wir nach Thal.

Beauty and the Beast (Smaug FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt