Das Gespräch

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Ich habe mich gesetzt und sehe ihn erwartungsvoll an.
"Wo bin ich hier?", fragt Smaug erst einmal.
"Auf der Krankenstation", antworte ich knapp.
"Warum?" Er sieht mich leicht verwirrt an.
"Euer Gemach hat Feuer gefangen und Ihr wart Bewusstlos als wir Euch fanden", antworte ich. Stille.
" Wisst Ihr vielleicht, war das Feuer ausgelöst hat?", frage ich schließlich.
"Nein, aber es scheint, dass ich der Auslöser war. Schließlich war oder bin ich ein Feuerdrache", sagt er trocken.

"Hmm", erwidere ich. Wir schweigen erneut.
"Was tut Ihr hier?", fragt er.
"Ich wollte nur nach Euch sehen. Ihr lagt schließlich im Mittelpunkt des Feuers", sage ich.
"Aha." Smaug sieht mich lange an, wobei seine orangeroten Augen mich förmlich durchlöchern. Unruhig sehe ich mich auf der Station um. Der Raum wird momentan sehr spärlich von außen beleuchtet. Doch das Licht, das den Raum beleuchtet fällt auf Smaugs Gesicht und lässt seine so schon markanten Gesichtszüge noch schärfer und kantiger wirken. Während ich ihn so betrachte wird mir genauer bewusst, was ich hier gerade tue. Ich betrachte einen mir völlig fremden "Mann" und fühle mich von seiner Ausstrahlung angezogen, obwohl ich in festen Händen und nebenbei bemerkt auch sehr glücklich damit bin. Ich senke schnell den Blick und hoffe, dass mein kleiner Ausrutscher von ihm nicht bemerkt wurde. Es vergeht einige Zeit, in der ich den Boden aufs Genauste untersuche, bis ich mich wieder traue den Kopf zu heben. Kaum schaue ich wieder in seine Richtung strahlt mir sein selbstgefälliges Grinsen entgegen. Er hat es bemerkt. Leicht verunsichert tue ich so, als wäre nichts gewesen und lächle ihm zu.
"Habt Ihr irgendetwas?", frage ich den dämlich grinsenden Drachen.
"Dasselbe könnte ich euch fragen", sagt er.

"Warum das denn?", frage ich ihn immer noch scheinheilig.
"Ihr durchlöchert mich mit Euren Blicken und betrachtet mich, als wäre ich Eure nächste Beute." Ich sehe ihn schockiert an. Als wäre er meine nächste Beute?! Seine Worte schockieren mich zu tiefst. Es ist so offensichtlich. Ein tiefes, schallendes Lachen reißt mich aus meinen Gedanken. Unfreiwillig bekomme ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Er hat sich aufgerichtet, wobei die Decke verrutscht ist und ich freie Sicht auf seinen Oberkörper habe. Lässig stützt er sich auf einem Arm ab. Sein langes braunes Haar ist leicht zerzaust und offen. Ich sitze da wie erstarrt. Meine eisblauen Augen sind weit geöffnet und ich bin unfähig irgendetwas zu tun. Er beobachtet mich belustigt.
"Also nicht, dass ich etwas gegen diesen Blick habe aber ihr solltet euch jemand in eurer Größe suchen. Den König vielleicht!", sagt er herausfordernd.  Seine Stimme strotzt nur so vor Arroganz. Jemanden in meiner Größe?! Meine Augen verengen sich zu Schlitzen und ich nehme eine leicht provozierende Haltung ein, sowohl äußerlich als auch innerlich.

"Jemanden in meiner Größe. Mein lieber Herr Feuerdrache, ich weiß ja nicht ob Sie in letzter Zeit und den Spiegel geblickt haben, aber momentan habt Ihr meine Größe", erwidere ich arrogant.  Das, was mir über Thranduil noch durch den Kopf schießt spreche ich lieber nicht aus. Jetzt bin ich diejenige, die ihn belustigt an lächelte. Für einen kurzen Moment ist einige Farbe aus Smaugs Gesicht gewichen. Ein kleiner Teil in mir triumphierte.
"Ja, fürwahr momentan, habe ich Eure Größe. Aber was ist mit dem König, wenn ich fragen darf?" Ein unverschämt breites Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.

"Momentan bin ich seine Gemahlin", sage ich.
"Aha, aber was tut Ihr dann hier?", fragt er lächelnd.
"Nach Euch sehen", antworte ich knapp.
"Nach mir sehen. Weiß Euer Gemahl hiervon. Also ich wäre nicht sehr davon angetan, wenn mein Weibchen bei einem anderen wäre und ihn so anschaut wie Ihr mich" sagt er. Ich schnappe empört nach Luft. Er sitzt mittlerweile.
"Noch dazu würde mich sehr stören, wenn er Ihr halbnackt gegenübersitzen würde. Sie allein mit ihm wäre und ich noch schlafen würde und sie eigentlich neben mir erwarte." Herausfordernd sieht er mich an. Ich richte mich auf.
"Das würdet Ihr denken", sage ich.

"Doch habe ich Recht", stellt er fest.
"Recht? Seit Ihr Thranduil?", frage ich spöttisch.
"Nein."
"Also... ist das Ganze ‚was wäre wenn‘ doch sinn frei", erwidere ich, "Ich sehe kein Problem."
"Doch fühlt Ihr Euch schuldig, dass Ihr hier seid, weil Ihr wisst, dass ich Recht habe", sagt er.
"Ihr habt mich als Weibchen bezeichnet." Man merkt mir meine Verzweiflung an und ich weiß selbst, wie kindisch das gerade klang. Er lacht kurz auf und wieder bekomme ich eine Gänsehaut.
"Ja, das habe ich wohl", meint er.  Die Belustigung verschwindet nicht aus seinen Augen. Er ist sogar noch selbstsicherer geworden. Ich schnaube wütend und stehe plötzlich auf.
"Dann wäre es wohl besser, wenn ich jetzt gehe", sage ich, drehe mich um und will gehen, als er mich erneut mit seiner Hand stoppt. Mit einer schnellen Bewegung dreht er mich ruckartig um. Erschrocken schnappe ich nach Luft als, ich an seine nackte Brust stoße.
"Nicht so schnell. Ich bin ja gar nicht dazu gekommen zu erläutern was ich an der Stelle des anderen Männchens tun würde." So plötzlich wie er den Körperkontakt herbeigeführt hat, so schnell hat er ihn auch schon wieder beendet. Er drückt mich auf das Bett und setzt sich selbst auf den Stuhl wo ich gerade noch saß. Verwirrt sehe ich ihn an.
"Ich würde die Unaufmerksamkeit des anderen nutzen. Noch dazu bei so einem Weibchen wie dir", meint er.  Seine Augen haben mich fixiert und ich habe das Gefühl, als könnte ich mich nicht bewegen.
"Ihr geht immer noch davon aus, dass Ihr Recht habt, was meine Lage angeht", stelle ich fest.

"Ich habe Recht", erwidert er unberührt.
"Nein."
"Beweist mir das Gegenteil", sagt er herausfordernd.
"Da gibt's nichts zu beweisen", sage ich und schon wieder klinge ich total unglaubwürdig.
"Vielleicht seht Ihr auch nur das, was Ihr sehen wollt", meine ich,

"Oder denkt es zu sehen." Füge ich hastig noch hinzu.
"Ich sehe was ich sehen will? Warum sollte ich so etwas wollen?", fragt er.
"Woher soll ich das denn wissen? Bin ich wie du...Ihr?", frage ich.

"Natürlich nicht", sagt er.
"Also...?", frage ich lang gezogen.
"Ich würde sagen, Ihr seid nicht ehrlich mit Euch", behauptet er.

"Das sagt genau der Richtige", erwidere ich bissig. Ich drehe den Kopf leicht zur Seite und verschränke die Arme vor der Brust.
"Warum denkt Ihr, ich sei nicht ehrlich mit mir?", fragt er.
Ich sehe ihn an und wünsche mir nichts sehnlicher, als eine Antwort darauf zu wissen.

"Wer weiß. Jeder hat seine Fehler und belügt sich in irgendeiner Hinsicht", sage ich.
"Ich mich aber nicht", sagt er.
"Das glaube ich Euch nicht", sage ich.
"Solltet Ihr aber lieber", meint er.

"Und wenn nicht?", frage ich.  Sein Blick hat sich verdunkelt und seine Körper sich verspannt. Sein Blick trifft den meinen und ein ungutes Gefühl beschleicht mich.
"Es wäre wohl wirklich besser, wenn Ihr jetzt gehen würdet", sagt er mit einem bedrohlichen Unterton.

"Warum? Ist die Antwort zu schmerzhaft? Hat der große Smaug tatsächlich einen Fehler? Eine Schwachstelle?" Seine Augen funkeln gefährlich, an seinem Hals werden kleiner Adern sichtbar. Er springt hastig auf. Seine Hand geformt wie eine Kralle macht er einige Schritte auf mich zu.
"Schweig still, Weib." Seine Stimme dröhnt und scheint noch tiefer zu sein. Ein tiefes Knurren verlässt seine Kehle. Ich springe erschrocken auf und gehe vorsichtig an ihm vorbei. An der Tür drehe ich mich noch einmal zu ihm um. Er atmet schwer und man sieht ihm an, wie sehr er mit sich kämpft, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Ich suche seinen Blick. Er sieht mich an und es ist, als flehe er mich an zu gehen, damit ich das jetzt nicht sehe. Ich aber sehe das Leid und auch seine Angst. Trotzdem drehe ich mich um und verlasse den Raum. Ich atme einmal tief ein, bevor ich in Richtung Thranduils Gemächer laufe.

Beauty and the Beast (Smaug FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt