Thal

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Ich bin stehen geblieben. Die Schuppen. Die sollte ich vielleicht verdecken. Nicht, dass jemand auf falsche Gedanken kommt.

"Warum bleiben wir stehen, Elbin?", fragt Smaug leicht misstrauisch.
"Die Schuppen in Eurem Gesicht. Sie sind zu auffällig", antworte ich.
"Und wie wollt Ihr sie abdecken?", fragt er.
"Elbenmagie! Haltet kurz still."
Ich lege vorsichtig meine Hand auf die besagte Stelle und murmle leise die passenden Worte. Schon sieht seine Stirn ganz normal aus. Den forschen Blick von Smaug ignoriere ich einfach und setzte mich wieder in Bewegung. Er stolpert mir etwas unsicher hinterher. Mit seinen Beinen scheint er sich noch nicht angefreundet zu haben. Ich verkneife mir ein Grinsen. Es ist schon eine sehr skurrile Situation. Der große Smaug stolpert unsicher einer Elbin hinterher, um mit ihr in einer Menschenstadt Kleider für ihn zu besorgen und die besagte Menschenstadt hat er vor wenigen Stunden noch in Schutt und Asche gelegt.

Thal kommt immer näher. Smaug läuft mit einigem Abstand hinter mir. Das Laufen fällt ihm so schwer, dass wir nur langsam vorankommen. Ich habe mir aber das Ziel gesetzt, vor Sonnenuntergang in Thal anzukommen. Doch die letzten Meter bis zur Brücke ziehen sich hin. In der Menschenstadt hat man uns schon bemerkt und ich kann ihr Misstrauen schon förmlich spüren. Trotzdem laufe ich weiter zielstrebig auf die Stadt zu. Ich habe die steinerne Brücke schon erreicht doch Smaug hängt sehr hinter her. Ich komme ihm ein Stück entgegen und stütze ihn, sodass wir schneller vorankommen.

Endlich haben wir den Marktplatz erreicht. Dort hat sich eine kleine Menge versammelt, die uns misstrauisch, aber auch überrascht beobachtet. Wir sind stehen geblieben und ich sehe mich um, als auch schon Bard auf mich zukommt.

"Lady Elayoé, was macht Ihr denn hier? Seid Ihr nicht auch abgereist?", fragt Bard mich.
"Nein, ich habe auf dem Schlachtfeld etwas gesucht", antworte ich und drehe mich leicht zu Smaug und sage ,"Ich habe einen guten Freund gesucht. Er ist nicht bei den anderen gewesen und ich habe es als meine Pflicht gesehen, ihn zu suchen. Ich bin mit ihm hier her zurückgekommen, da er keine Kleider mehr hat und wir so nicht zu unserem Volk zurückkehren können. So bitte ich Euch nun um ein paar Kleider für ihn." Bard mustert erst jetzt den halb hinter mir stehenden Elb/Feuerdrache. 
"Natürlich, wir werden bestimmt noch ein paar Kleider finden", antwortet er. Ich nicke leicht erleichtert und folge ihm in das Gebäude, aus dem er gekommen ist. 
"Wartet hier." Ich bleibe stehen und sehe Bard nach. Auch Smaug ist stehen geblieben und sieht sich in dem Raum um. Wir hängen beide unseren Gedanken nach, bis Bard mit einem Bündel Kleidung zurückkommt. Er reicht sie Smaug, der das Bündel entgegen nimmt.
"Werdet Ihr über Nacht bleiben?", fragt er.
"Wenn Ihr nichts dagegen einzuwenden habt würden wir gerne über Nacht bleiben", sage ich.
"Ich wüsste nicht, was dagegensprechen sollte. Wir haben aber bloß begrenzte Möglichkeiten", gibt er zu bedenken. 
"Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, Bard." Er lächelt mich freundlich an.
"Folgt mir, ich bringe Euch zu Eurer Unterkunft." Wir folgen ihm zu einem kleinen Raum.

"Ich hoffe, es ist kein Problem, dass Ihr in einem Bett schlafen müsst. Wir haben leider nicht mehr Kapazitäten", sagt er.
"Nein, das wird bestimmt zu keinem Problem." Ich lächle ihm dankbar zu, er verabschiedet sich noch und verlässt dann den Raum. Smaug steht etwas irritiert im Raum.
"Zieht Euch an. Ich werde sehen, wo ich etwas Essbares bekomme", meine ich zu ihm. Er nickt nur und auch ich verlasse den Raum.

Nach einiger Zeit komme ich zurück mit einem Laib Brot und etwas Wasser. Smaug sitzt auf dem Bett und blickt auf, als ich den Raum betrete.

"Ihr habt das Hemd verkehrt rum an", sage ich und drehe ihm den Rücken zu. Ich zerteile den Leib und gieße etwas Wasser in die mitgebrachten Becher. Dann reiche ich ihm ein Stück Brot und einen Becher.
"Esst. Ihr braucht morgen Kraft. Der Weg ist lang", sage ich.
"Der Weg wohin?", fragt er.
"In das Waldkönigreich. Ich kann schließlich nicht ohne Euch aufbrechen. Das wäre zu auffällig."
"Warum tut Ihr das, Elbin? Warum helft ihr mir?", fragt Smaug misstrauisch. 
"Ich weiß es nicht. Ich sehe es wohl als Pflicht Euch zu helfen und mein Name ist Elayoé", sage ich. Er nickt nur und nimmt einen Schluck von dem Wasser. Dann beißt er von dem Brot ab und verzieht das Gesicht.
"Nicht das, was ihr gewohnt seid?", frage ich belustigt. Er schaut mich nur böse an. Auch ich esse etwas und schaue dabei aus dem kleinen Fenster. Ich habe einen sehr guten Blick über Thal. Am Horizont kann ich den Düsterwald erkennen und ich denke wehmütig daran, dass ich jetzt schon zu Hause sein könnte.

Ich stelle den Becher auf einem kleinen Tisch ab und lege auch meinen Bogen, die Pfeile und das Schwert dazu. Auch den Brustpanzer lege ich ab.

"Lasst mich noch Eure Wunde ansehen und versorgen." Wortlos hebt er das Hemd an und zieht es sich erneut über den Kopf. Ich setzte mich zu ihm und löse den Verband. Die Wunde hat angefangen zu heilen und hatte sich auch geschlossen. Ich nehme einen neuen Verband und lege ihn vorsichtshalber an. Smaug beobachtet mich genau dabei. Ich erwidere seinen Blick, worauf hin ich in seinen Augen versinke. Seine Augen sind speziell und irgendwie auch einzigartig.

Ich habe ihn wohl eine Weile an gestarrt, denn er schaut mich verwundert und misstrauisch an.
"Alles gut, Ihr könnt Euch wieder anziehen", sage ich.  Ich drehe den Kopf leicht zur Seite. Das ist mir jetzt schon ziemlich peinlich. Ich wirke jetzt bestimmt wie eine Verrückte. 
"...Es ist spät. Wir sollten uns schlafen legen." Ich stehe von dem Bett auf, streife meine Schuhe von den Füßen und stelle sie in die Nähe der Tür. Dann laufe ich zurück zum Bett und reiche ihm eine Decke. Er nimmt sie zögerlich. Ich lege mich auf die eine Seite des Bettes. Er tut es mir gleich. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, ich wäre im Düsterwald. In meinem Zimmer. Eine Nachtigall singt in der Ferne und die Nachtluft kommt durch das geöffnete Fenster in das Zimmer. Der Duft des Waldes gemischt mit den letzten Düften der Blumen umhüllt mich. Glücklich entspanne ich mich und gebe mich der Vorstellung hin. Ob Smaug neben mir schon schläft oder wach liegt ist mir ziemlich egal. 

Beauty and the Beast (Smaug FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt