Šedá P.o.v
Wütend stapfte ich durch den Knöchelhohen Schnee. Einen Autoschlüssel hatte ich natürlich nicht bekommen, um so länger ich nämlich unterwegs war, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass ich zu spät kam und Evil einen von ihnen töten durfte. Dieser Wichser! Er will uns alle zerstören, aber das konnte er nicht selbst geplant haben. So schlau sind sie nicht, deshalb muss ich mit Nazar sprechen. Vielleicht weiß er etwas.
Meine Finger begannen taub zu werden, ich hatte eine Ganskörpergänsehaut und von meinen Füßen brauchen wir gar nicht erst sprechen. Es tat alles weh, nicht nur mein Körper. Shay hatte recht damit, dass die Jungs ihre eigene Familie damit verraten hatten. Denn das waren wir all die Jahre, eine Familie. Ungewollt flossen Tränen über meine Wange, die aber sofort einfrohren und deshalb brannten. Aber ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen, selbst das stärkste Badgirl kann gebrochen werden und ich wusste, dass es bei Shay ebenso war. Sie hielt zwar einiges mehr aus, aber auch sie hatte ihre Grenzen und würde zusammenbrechen.
Inzwischen weinte und schluchzte ich ohne halt und mein Körper bebte. „Wir kriegen das wieder hin", redete ich mir selbst zu und fuhr mit meinen tauben Fingern durch meine verstrubbelten Haare. „Bitte", schluchzte ich und sank vor Erschöpfung auf die Knie. „Bitte lass das nicht so enden!", schrie ich und schlug auf den schneebedeckten Boden. „Nein, nein, nein!" Meine letzte Kraft verschwendete ich damit auf den Boden einzuprügeln, was meinen Fingern nicht gerade gut tat. Ich wollte noch mehr sagen, schreien und meine ganze Wut rauslassen, doch ich war viel zu erschöpft.
Eine Zeitlang lag ich einfach auf den Rücken und starrte in den graue Himmel. So war das alles nie geplant. Nie wollte ich in meinem Leben so eine Scheiße abziehen. Nie wollte ich Drogen dealen, Autorennen fahren und Leute ermorden. Bei dem Gedanken an all die Menschen die ich schon umgebracht habe flossen mir wieder die Tränen. Ich war ein Monster, nicht besser als alle anderen. Dabei wollte ich früher immer einen guten Abschluss, erfolgreichen Job als Anwältin, einen Mann und vielleicht Kinder. Jetzt ermordete ich Menschen, Jugendliche, Erwachsene... Vollkommen egal, solange sie unserem Geschäft im Weg standen. Ich hatte die Schule abgebrochen und meine einzigen Freunde die ich bisher hatte waren genau dieselben Arschlöcher und Mörder wie ich. Verdammt, ich war ein schlechter Mensch und erlaubte es mir Gott zu spielen und Leute zu töten. Vielleicht war es besser wenn ich jetzt hier starb. Wahrscheinlich würde ich vielen einen Gefallen tun.
Schneeflocken landeten auf meinem Körper und ich weinte wieder. Zunehmend wurde mein Blickfeld schwärzer und in meinem Kopf drehte sich alles.Shay P.o.v
Wütend funkelte ich Evil an. Er hatte Šedá in den sicheren Tod geschickt. Draußen war es Arschkalt, sie hatte kein Auto und war noch dazu mit ihren Kräften am Ende. „Ah, unser Prinz Charming ist wach geworden", säuselte Evil und mein Blick flog zu Vik. Benommen blinzelte er und sah sich um. Mir tat es so leid, was all den Leuten hier passierte, nur weil Evil sich nicht einfach ne Neue suchen konnte. Er drehte einfach völlig durch.
Vik's Wange war inzwischen geschwollen, er hatte ein leichten Ansatz von einem Blauenauge und seinem Nacken ging es bestimmt nicht besser, denn einer der Jungs hatte ihm volle Kanne die Waffe in den Nacken gerammt, sodass er erneut ohnmächtig wurde. „Dann kann ja unsere Fragerunde beginnen", lachte Evil und setzte sich vor kopf an den Tisch. „Shay, Süße, fang an!" Ich würdigte ihn keines Blickes und sah stur gerade aus auf Vik. „Wie geht es dir?", fragte ich ihn und war dankbar, dass meine Stimme nicht versagte. „So ist das langweilig. Du sollst ihn über seine Vergangenheit befragen. Wenn du dich weigerst, oder er nicht ehrlich antwortet, dann stirbt Pandora", erklärte er mit kranken Grinsen und Drohne zerrte Pandora vom Boden hoch. Sie hatte erschöpft an der Wand gelehnt und ich wollte nicht wissen was sie alles mit den Mädels gemacht hatten. „Okay Shay. Frag nochmal", forderte er mich auf und richtete seine Waffen auf ihre Schulter. „Wieso sagt Evil, dass du schlimmeres getan hättest als deine eigene Familie zu fangen?", fragte ich und sah Evil angewidert an. Vik hob den Kopf und sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. „Nichts, ich habe nichts getan", beteuerte er kopfschüttelnd und ließ ihn wieder sinken. „Lügner!", rief Evil und ehe ich mich versah jagte er einen Kugel durch Pandora's Schulter. Sie schrie und wand sich. Sofort floss Blut aus der Wunde und saugte sich in ihrem Oberteil voll. Ihre Schreie klangen furchtbar und es setzte mir echt zu, meine Freundin so zu sehen. „Sag lieber die Wahrheit Viktor!", schrie er und richtete die Waffe jetzt auf ihr Knie. „Nein, bitte nicht! hör auf", bettelte Pandora und schluchzte. „Woher willst du wissen ob er lügt?", fragte ich wütend. „Weil ich seine Vergangenheit kenne. Ich will jedoch, dass er dir alles selbst erzählt!" Auffordernd sah er mich an und entsicherte seine Waffe. „Vik, sag die Wahrheit, was meint er?", fragte ich und schielte zu Pandora. Niemand durfte hier sterben. Vorhin als er die Waffe auf Šedá gerichtet hatte wusste ich, dass er sie niemals töten würden. Denn sonst würde ich keinen Ton mehr rausbringen und mich bei der nächsten Gelegenheit umbringen. Doch Pandora würd er ohne mit der Wimper zu zucken erschießen. „Vik!", schrie ich und rüttelte an meinen Fesseln. Erneut flammte der Schmerz in meinem Oberschenkel auf, doch ich ignorierte es. „Shay, du musst mir glauben. Alles was er dir erzählt ist gelogen. Ich habe mir den Platz als König rechtmäßig verdient und ich habe meiner Familie kein Leid zu gefügt", sagte er matt. „Schade für Pandora, denn das ist auch gelogen!" Erneut schallte ein Schuss durch den großen Raum und ich zuckte zusammen. Pandora schrie gequält auf und sah mir in die Augen. „Es tut mir leid!", schrie ich, doch ihre Augen drehten sich nach oben und ihr Körper erschlaffte. „Eine weniger", seufzte Evil und schob Pandoraskörper mit dem Fuß beiseite. Er behandelte sie wie einen Sackmehl und das machte mich verdammt wütend. Erst erschoss er sie und dann kümmert es ihn nicht was mit ihr passieren wird? Bastard! „Holt mir die Dragonkönige! Alle drei!", befahl er jetzt und die Maters setzten sich in Bewegung. „Vik!", rief ich leise. „Das geht so weiter bis niemand mehr übrig ist." „Ich habe nichts getan, Shay!", erwiderte er und sah gequält weg, als erneut ein Schuss ertönte. „Eben war es meine Freundin, jetzt sind es deine!", rief ich wütend. Irgendetwas verheimlichte er, denn wenn Evil sie einfach aus Spaß töten wollte, dann hätte er es längst getan. „Natürlich will ich nicht, dass sie sterben, aber ich habe meiner Familie nichts getan. Niemals würde ich unser erstes Gesetz brechen und meiner kleinen Schwester etwas an-" Ein Schuss unterbrach ihn und jemand fiel zu Boden. „Dafür wirst du in der Hölle schmoren!", schrie ich Evil an. „Das werden wir alle, denn wir alle sind Monster die jeden beliebigen töten", lachte er. „Doch dein Freund, der ist besonders bösartig. Er hat nämlich das erste Gesetz gebrochen. Willst du ihr wirklich nicht erzählen was du deiner Familie im Wutrausch angetan hast? Du musst wissen, dass er, wenn er richtig wütend ist, vor nichts zurück schreckt. Sie wollten ihm helfen, aber er..." Vik schüttelte den Kopf während Evil redete. „Nein, ich habe ihnen nichts getan!", schrie Vik und hob seinen Kopf. Seine Augen wurden dunkler, schien zumindest so und an seinem Hals trat eine dicke Ader hervor. Sein ganzer Körper war angespannt und er wehrte sich wutentbrannt gegen die Fesseln. „Das ich nicht lache. Hast du dir das so lange eingeredet, bis du es selbst geglaubt hast? Du bist erbärmlich", spukte Evil aus. „Siehst du Shay, so ist er wirklich. Ein Bombe die jeder Zeit explodieren könnte. Und wenn sie es tut, dann ist keiner vor ihr sicher. Er hat seine Eltern ermordet!" Vik schüttelte den Kopf und schrie. Daraufhin schoss Evil wieder eine Kugel ab.
Hat Vik wirklich seine Eltern ermordet? Aus Wut? So wie er gerade ist habe ich ihn noch nie gesehen. Er scheint wirklich vor Wut zu explodieren. „Aber das beste kommt noch. Er hat seine kleine, 6 jährige Schwester getötet. Er hat sie wie ein Serienkiller in Fetzen gerissen und eine schöne blutige Spur hinterlassen!" Mir stockte der Atem und meine Augen weiteten sich. Das war unter dem Niveau eines jeden Gangmitglieds. Niemand tat so etwas grausiges. Schon gar nicht an seiner Familie. Unser erstes Gesetz lautete nämlich: Familie ist alles!
Ob es die echte Familie ist, oder so wie Šedá und ich. Niemals verletzte man seine Familie. Schon gar nicht ein König. „Die alten Könige haben sie größten Teils auch abgeschlachtet und so ihren Platz eingenommen", lachte Evil und schoss wieder. „Vik, was...was hast du getan?", fragte ich fassungslos. „Halt die Schnauze!", schrie er mich wütend an. „Um dich kümmere ich mich, wenn ich mit dem Wichser fertig bin!" Noch erschrockener als zu vor ließ ich mich kraftlos in den Stuhl zurück sinken. Alle die ich gekannt habe sind entweder verräter, gefangen und dem Tode geweiht, völlig gestört, oder schon tot. In was für einer kranken Welt ich bis dahin lebte wurde mir erst jetzt schmerzlich bewusst. Zwar hatte ich nicht so furchtbare Dinge getan wie manch andere anwesende hier, dennoch war ich eine Mörderin. Hatte unzählige Leute umgebracht, gefoltert etc. Eigentlich müsste man mich aus Rache töten. Einfach auslöschen, doch statt dessen bin ich noch weiter auf dieser Erde herum gewandelt und hatte Spaß. Habe Freunde gefunden und geliebt... Ja, ich habe geliebt und wurde enttäuscht. Erst in Tschechien, wo mir wegen meinem Vater die Liebe verweigert wurde, dann in New York, wegen dem Umzug. Hier in Virginia habe ich mich erneut verliebt, aber kann ich so jemanden wie Vik wirklich lieben? Ich weiß, dass Liebe nicht einfach verschwindet, doch Vik's Vergangenheit hat ihn ein Stück von mir entfernt. In was für tückische Fallen ich doch immer gerate. „Ich werde dich töten!", schrie Vik plötzlich. Meine Augen hefteten sich wieder auf das Geschehen. Die Dragonkönige waren tot und Vik war kurz davor seine Fesseln zu durch reißen, oder den Stuhl zu zerstören. Zu beidem schien er gerade im Stande, was mir echt Angst einjagte. „Das glaube ich kaum", erwiderte Evil seelenruhig und richtete seine Waffe auf Vik. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Was kommen würde konnte ich einfach nicht mit ansehen. Ich wollte Vik in Erinnerung behalten wie ich ihn kennen gelernt habe, nicht als...was auch immer er gerade war.
Ein bestialischer Kampfschrei war von Vik zuhören und ein krachen folgte. Wahrscheinlich der Stuhl. Ich kniff die Augen fester zusammen und wartete auf das unvermeidliche. Und da war er, der Schuss auf den ich gewartet hatte. Ich lauschte der Stille, die vom einem Rascheln und einem dumpfen Aufprall zerrissen wurde. Eine einzelne Träne floss über meine Wange und ich biss die Zähne zusammen. Er war tot, dass wusste ich ohne die Augen zu öffnen. „Jetzt hat die Welt ein Monster weniger", hörte ich Evil's Stimme weit entfernt. Es fühlte sich so an als wäre ich in einem Tunnel und der Zog war einfach zu stark. Kurz darauf folgte ohrenbetäubenden Stille.
DU LIEST GERADE
New Badgirl
RomanceShannon war ein normales Mädchen, bis die Trennung ihrer Eltern sie zu einem Badgirl machte. In New York gehörte sie zu dem gefährlichsten Clan des Landes, bis sie umzog. Neue Schlampen, Badboys und Clans. Lieber die alten Freunde, oder die Neuen? W...