9. Kapitel

22.7K 855 26
                                    

Hier stand ich nun im Mädchen Klo und kratzte mir meine leckere Lasagne aus dem Ausschnitt. Roxie half mir dabei so gut es ging und Logan stand vor der Tür schmiere und leitete alle Mädchen auf die nächste Toilette, auch wenn sie eigentlich gar nicht mussten. Ihm schien es jedenfalls einen heiden Spass zu machen, den grossen Beschützer zu spielen.
Roxie und ich schüttelten nur lachend den Kopf, wenn wir wieder ein „Tut mir leid auf dieser Toilette ist es radioaktiv!" oder „Bitte nächstes Klo benutzen, dieses hier wird verlegt!" von aussen hörten.
„Wie kommt es, dass ihr zwei auf die selbe Weise so... durchgeknallt seid?", stellte ich die Frage, die mir schon länger auf der Zunge brannte.
„Jahrelange Übung sag ich dir! Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten und hatten schon damals kaum etwas mit anderen zu tun. Höchstens mit den Leuten von der Schülerzeitung und dem Football-Team."
„Wieso denn mit den Leuten von der Schülerzeitung?", fragte ich irritiert.
Roxie lachte.
„Ach ja. Ich bin die Sportreporterin davon. Sozusagen. Ich schreibe alle Sportartikel. Das heisst über das Football-Team und ihre Spiele. Auch über das Baskettball-Team und natürlich die Cheerleader. Nicht zu vergessen den Schachclub. Immer sehr spannend!", erklärte sie mir aufgeregt.
„Das hast du gar nicht erzählt!", sagte ich erstaunt. So wie ich Roxie in diesem Morgen kennengelernt hatte, hätte sie mir das doch schon längstens voller Euphorie erzählt.
„Naja. In unseren Gesprächen ist nie das Wort 'Zeitung' gefallen. Glaub mir, sonst hättest du das schon längst zu wissen bekommen", lachte Roxaine.
„Aber es ist doch schon oft das Wort 'Football' gefallen?"
„Liebe Nati. Sobald das besagte Wort in der Nähe von unserer Sportskanone Logan fällt, dann ist er in seinem Element und nörgelt über diese Ungerechtigkeit von den Ocean-Brüdern oder erzählt dir sonst was. Da kommst du nicht zu Wort. Auch nicht wenn du ihn mit einer Kanonkugel weg pfeffern würdest. Er würde noch dann wie ein Wassserfall über alles berichten, was ihm zu dem Thema in den Sinn kommt."
Ich lächelte.
„Na dann fühle ich mich geehrt, dass ihr nun doch eine Ausnahme mit mir gemacht habt. Jetzt macht ihr Dinge mit dem Team, der Schülerzeitung und mit der Neuen", als ich 'mit der Neuen' sagte, zeigt ich mit beiden Daumen auf mich und grinste.
Roxie grinste mir ebenfalls entgegen.
„Das heisst du nimmst Logan und mich in deinen begehrten Freundeskreis auf?"
„Was denn bitteschön für einen Freundeskreis?", lachte ich,„Ich habe wennschon dennschon einen Feindeskreis. Und das schon nach der vierten Stunde meines ersten Schultages. Klar nehme ich euch in meinen 'begehrten' Freundeskreis auf, wenn ihr das Risiko eingehenwollt in der Schussbahn von Tessa zu stehen, wenn sie losfeuert."
Auf einmal steckte Logan seinen Kopf durch die Tür und sagte feierlich:„Wir nehmen dieses Risiko in Kauf, Ma'am!"
Dann salutierte er auch noch, wobei er sich die Hand an der Tür anschlägt.
Roxie und ich mussten ein Lachen unterdrücken, da sein Gesichtsausdruck genau das signalisierte.
Mit einem Blick auf mein durchnässtes T-Shirt sagte Roxie:„Besser kriegen wir das wohl nicht hin. Meinst du das geht?"
„Klar geht das. Ist ja schwarz das Oberteil. Nicht wahr, Logan?"
„Abgesehen davon, dass es jetzt an deinem Busen klebt und zeigt, dass du mindestens Körbchengrösse C haben musst geht es super!"
Ich sah meinen neuen Freund empört an.
„Was fällt dir ein solch' eine Unzucht auch nur in dein Gedächtnis zu lassen?"
Als Roxie Logans Gesicht über meine Aussage sah, legte sie sich auf den Boden vor lachen und schüttelte sich.
Wir anderen zwei schauten sie nur verständnislos an. Jedem das Seine!

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Ich sass gerade neben Roxie und Logan in der sechsten und somit drittletzten Stunde für heute. Wir hatten Mathe und schauten alle sehnsüchtig auf den Sekundenzeiger der Klassenuhr. Als der Minutenzeiger dann endlich nachhüpfte und es klingelte, sprang Roxie jubelnd von ihrem Platz auf.
„Yea, Baby!! Letzte Stunde für heute ist vorbei! Schulfrei! Kommt ihr zwei noch zu mir?", fragte sie, als sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
„Ne sorry. Ich kann nicht. Ich habe jetzt noch zwei Stunden Spanisch", entschuldigte ich mich.
„Ach du armes Ding. Dann machen Logan und ich uns eben alleine noch einen gemütlichen Spätnachmittag. Du kannst, wenn du willst nachher noch kommen und dich etwas von der ollen Schule erhohlen."
„Danke, aber das isch nicht nötig. Ich gehe freiwillig in diesen Unterricht, damit etwas zu tun habe. Und ausserdem liebe ich die spanische Sprache! Aber wir sehen uns ja dann morgen."
Roxie machte ein ziemlich langes Gesicht, vor allem als ich sagte, dass ich freiwillig in den Unterricht ging. Sie wollte noch etwas erwidern, doch Logan zog sie bereits mit sich mit und rief mir noch ein kurzes „Tschüss, Natalia!" zu.
Ich machte mich darauf hin direkt auf den Weg in meine Spanischlektion.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Als mein erster Schultag auch schon wieder zu Ende war, lief ich auf den fast leeren Parkplatz, um nach Hause zu laufen. Keiner von den Jungs konnte mich mitnehmen, da diese bereits seit zwei Stunden Schulaus hatten und noch etwas vorhatten. Jedenfalls war ich froh, dass es nicht mehr regnete. Jedenfalls war der Parkplatz bis auf einige wenige Autos leer und an einem schwarzen teueraussehenden Wagen stand Ethan und lehnte sich lässig daran.
Sachte ging ich auf ihn zu. Er ignorierte mich einfach eiskalt.
„Immerhin weiss ich schon mal, dass du ein teures Auto besitzt. Das ist doch schon ein super Anfang!"
„Was willst du?", fragte Ethan mich genervt.
„Dich kennenlernen."
„Und wer sagt, dass ich das will?"
„Mrs Cullins. Wir sind Projekt-Partner. Weisst du noch?", fragte ich so freundlich wie nur möglich.
„Verzieh dich. Ich will nicht, dass man mich mit dir zusammen sieht!", fauchte er mich genervt an.
„Wartest du auf jemanden?"
„Nein."
„Also gut. Noch eine Frage."
Endlich wandte Ethan sein Gesicht mir zu und starrte nicht nur über meine Schulter hinweg.
Er sah mich an und ich konnte schwören, dass in seinem kalten Blick sogar einen Funken Neugier zu erkennen war.
„Bitte heute noch. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!"
Ich zuckte zusammen und fragte:„Angenommen wir würden irgendwo sein, wo sonst niemand ist. Wirklich niemand.."
„Nein, auch dann würde ich dich nicht flachlegen", unterbrach mich Ethan und starrte wieder über mich hinweg, als wäre ich gar nicht da. Ich verderhte die Augen und fuhr fort:„Würdest du dir dann die Mühe machen mich kennenzulernen und dich mir vielleicht etwas zu öffen? Wenn wir das unter uns behalten würden, würde auch niemand von deinen Freunden oder Betthässchen etwas mitbekommen."
„Du hast vielleicht Nerven. Zuerst legst du dich zweimal mit Tessa an und dann machst du mir noch diesen Vorschlag", lachte er verächtlich.
„Du kannst es dir ja noch überlegen. Ich kann warten", fügte ich leise hinzu.
„Dann hoffe ich du stehst auf Enttäuschungen. Ich bin ein Badboy und gebe mich nicht mit Mädchen wie dir ab, die wahrscheinlich noch Jungfrau sind!"
„Hör mir mal gut zu! Ich weiss genau, wie man mit Badboys umgeht. Zu Hause habe ich selbst einige Exemplare davon. Aber unterschätz mich bloss nicht."
„Jetzt hörst du mir mal zu", Ethan machte einen Schritt auf mich zu und schaute bedrohlich auf mich hinunter - ich blieb wie versteinert vor Schock stehen, damit hatte ich nicht gerechnent -,„Ich weiss, dass du eine von diesen verzweifelten Weibern bist, die unbedingt etwas Zeit mit mir verbringen möchten, um das dann in der gesamten Schule herumzuposaunen. Das heisst, wenn ich morgen hier her komme und ich erfahre, dass du auch nur irgend jemandem von diesem Gespräch hier erzählt hast, dann bist du tot!"
Er drehte sich um, stieg in seinen Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen von dannen. Und ich. Ich stand immernoch unter Schock.
'Das lief ja fantastisch! Wieso muss ich immer so direkt sein? Bescheuerte Betreibsblindheit würde ich jetzt mal behaupten!'
Als ich mich endlich wieder gefasst hatte, machte ich mich auf den Heimweg. Marry wartete bestimmt schon mit dem Abendessen auf mich. Da wollte ich sie auf gar keinen Fall noch länger warten lassen.

Während dem Weg, wollte mir Ethan einfach nicht aus dem Kopf gehen. Seine braunen Augen hatten mich in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Ich hatte das Gefühl in meine eigenen Augen zu sehen. Was ein völliger Quatsch war.

Eines konnte ich aber nicht abstreiten:
Ethan Black weckte mein Interesse.

Und ich hatte so das Gefühl, dass mich das gewaltig verletzen würde.

Alive - Wie er mir half zu lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt