Kapitel 19.1

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Hallo,

nur kurz im Voraus, das ist das versprochene extra Kapitel, ich habe es in zwei Teile geteilt.
Viel Spaß :)

POV Ido:

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Mein Kopf fühlte sich an als wäre er mit Watte gefüllt. In den kurzen Zeiten, wenn ich aus meinen durch die inzwischen entzündete Wunde ausgelösten Fieberträumen erwachte, machte ich mir Sorgen um Jason und Lia.

Ich wusste nicht wie lange sie schon weg waren. Durch die immer wiederkehrende Bewusstlosigkeit hatte ich mein Zeitgefühl komplett verloren. Meine Wunde schmerzte und ich konnte den Verband nicht wechseln, weshalb sie sich so entzündet hatte und ich eine Infektion bekommen hatte.

Bei jedem Mal wenn ich zwischendurch wieder zu Bewusstsein kam, wurde das wattige Gefühl in meinem Kopf schlimmer. Kurz bevor ich wieder wider in die schöne Welt des Vergessens sank, hörte ich Zweige unter schweren Stiefeln brechen. Darunter mischten sich noch Männerstimmen.

Vergeblich versuchte ich gegen die Schwarzen Ränder, die in meinem Gesichtsfeld erschienen anzukämpfen. Die Ränder wurden immer breiter und kurz bevor ich wieder Bewusstlos wurde, konnte ich hören, wie fast direkt neben mir jemand durch das Dickicht brach.

POV Lia:

Mein Schädel brummte und ich spürte, dass ich auf einem harten Untergrund lag. Meine Hüfte schmerzte und mein Mund war staubtrocken. Vorsichtig öffnete ich meine Augen.

Nach ein paar Mal Blinzeln, klärte sich langsam mein Blick und ich konnte hochhackige Schuhe erkennen, in denen schlanke, nackte Beine steckten. Mein Blickfeld hörte bei den Knien auf, also musste ich mich aufrichten, um zu sehen, wen ich da vor mir hatte.

Als ich meinen Kopf hob breitete sich Übelkeit in meinem Magen aus. Nach einigen tiefen Atemzügen begab sich diese allerdings auf ein aushaltbares Niveau. Ich lehnte mich vorsichtig mit dem Rücken an die Wand und fuhr dann fort, die Beine zu mustern.

Diese gehörten zu einer hübschen etwas 30 Jahre alten brünetten Frau, die ein sehr kurzes rotes Kleid und eine Fellweste trug. Sie sah mich mit einem freundlichen Lächeln an und meinte dann: „Guten Morgen Schlafmütze"

Ich rieb mir den Kopf, der noch immer schmerzte und konnte am Hinterkopf eine Beule fühlen. Ich musste erst einmal meine Gedanken ordnen.

So wie sie angezogen war, würde sie in meiner Welt vermutlich als Prostituierte arbeiten, aber in diesem Land trugen die Frauen auch Hosen, also vielleicht war auch dieser Aufzug hier Gesellschaftlich gebilligt.

Als mir auffiel, dass ich sie die ganze Zeit angestarrt hatte, senkte ich schnell meinen Blick. Sie lachte nur. Es war ein angenehmes Geräusch.

„Wie heißt du?" fragte sie mich.

„Lia und du?" fragte ich zurück.

„Rachel"

Es entstand eine Pause.

Rachel unterbrach die Stille als erstes wieder: „Was hast du gemacht, dass sie dich so zugerichtet haben?" Ich blickte wieder auf.

„Ich wollte nicht von meinem Begleiter getrennt werden und hab sozusagen eine Panikattacke bekommen..." ich ließ den Satz unvollendet. „Wie lange war ich bewusstlos?"

„Ich weiß nicht als ich heute Morgen hier hergebracht wurde warst du hier schon gelegen, also kann ich das nicht so genau sagen."

„Welcher Tag ist heute?"

„Sonntag" Ich atmete auf, also war ich nur eine Nacht bewusstlos gewesen. Erleichterung durchströmte mich.

Wieder wurde es still zwischen uns und ich fragte mich was sie wohl getan hatte, um hier zu landen. Aber egal was ich mir ausdachte, ich konnte mir nichts vorstellen was eine so schöne Frau tun könnte um hier zu landen.
Irgendwann siegte die Neugierde und ich fragte: „Warum bist du hier?"

Sie blickte mich mit ihren hell orangen Augen an. Sie schwieg kurz und ich hatte das Gefühl, die Frage wäre ihr unangenehm. Ich wollte gerade sagen, dass es nicht so wichtig sei, als sie antwortete: „Ich verdiene mein Geld indem ich Männer für Geld befriedige, falls du meinst was ich meine" Also hatte ich recht, sie war eine Prostituierte. Ich behielt diesen Gedanken aber für mich. „da diese Art der Geschäfte hier allerdings verboten ist, haben sie mich einkassiert", fuhr sie fort.

Ich blickte peinlich berührt zu Boden. Prostituierte waren auch in meiner Stadt verschrien und man mied sie, aber eingesperrt wurden sie nie.

„Du hast vorhin von einem Begleiter gesprochen?" überspielte sie schnell den peinlichen Moment, der entstanden war.

Sofort ruckte mein Kopf nach oben. Jason, ich hatte mir bis jetzt noch gar keine rechten Gedanken über ihn gemacht. Ich hoffte es ging ihm gut. Angst durchflutete mich, aber ich versuchte mir das nicht anmerken zu lassen, als ich antwortete: „Er heißt Jason u..." Als Rachel den Namen hörte, schnappte sie nach Luft und ich unterbrach mich. „Was ist?" fragte ich sie.

„Sprichst du von Jason dem Rebellen?"

„Als naja, ja ich denke schon?"

„Er ist der meist gesuchte Verbrecher, wie Paulus die Rebellen nennt. Und die haben ihn gefangen? Und er ist hier?"

In mir stieg Unbehagen auf. Konnte ich Rachel vertrauen? Oder war sie nur hier um mich auszuhorchen?

Ich machte eine vage Handbewegung und meinte nur: „Ja kann schon sein."
Nicht sehr überzeugend...

Gerade als Rachel wieder den Mund erneut öffnen wollte, wurde an der Tür gerüttelt und man hörte wie der Riegel zurück geschoben wurde. Dann öffnete sich die Türe und ein Schrank von Mann schob sich herein.

„Na los Rocky du hast deine Zeit abgesessen" säuselte er und warf Rachel dabei lüsterne Blicke zu.

Rachel erhob sich blickte mich entschuldigend an, lächelte mir zu und verschwand durch die Türe.

Ich verbrachte den restlichen Tag damit mir Gedanken über Jason, Ido und meine Freunde zu machen. Hin und wieder schweiften meine Gedanken auch zu Rachel. Irgendwann brachte mir ein Wachmann einen Teller mit etwas trockenem Brot, das mit zwei Scheiben übel erregend riechendem Käse belegt war und einen Becher mit Wasser.

Durch das Essen und meine aufkommende Müdigkeit ging ich davon aus, dass es abends war, und legte mich zum Schlafen auf die Pritsche, auf der vorher Rachel gesessen hatte. Nach vielem hin und her Gewalzte, fiel ich endlich in einen unruhigen Schlaf.


The hidden LegacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt