Ich verbrachte den Sonntag mit Marlo. Da der erste Schnee liegen geblieben war, wollten wir diese Bedingungen ausnutzen. Ich kramte einen alten Holzschlitten aus dem Keller, den meine Oma mir vererbt hatte.
Während ich mich hinten draufsetzte, zog Marlo mich hinter sich her.
„Schneller!", rief ich, woraufhin er anfing zu rennen.
Der Schnee knirschte unter den Kufen des Schlittens. Als Marlo fast ausrutschte, rief ich laut „Stopp".
Ich wollte nicht, dass er sich wegen mir verletzt.
„Jetzt zieh ich dich!"
Ich stand vom Schlitten auf.
„Nein, du bist doch das Mädchen2, ließ er den Gentleman raushängen.
„Na und? Leben wir nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft?"
Er lächelte und machte es sich auf dem Schlitten bequem.
„Na dann zieh mich mal", sagte er bewusst machomäßig.
Selbstbewusst griff ich nach dem Seil. Ich lief los und stellte fest, dass es bei Marlo deutlich einfacher ausgesehen hatte, als es war. Ich bekam den Schlitten nur zentimeterweise voran. Ich wollte mir jedoch nicht die Blöße geben und als Schwächling dastehen, also zog ich tapfer weiter.
Ich musste mein gesamtes Körpergewicht reinlegen, damit der Schlichten sich bewegte.
„Ich kann dich auch wieder ablösen", hörte ich Marlo von hinten rufen.
„Ich schaff das schon!", sagte ich bestimmt.
„Du nimmst nicht gerne Hilfe an und stehst alles lieber alleine durch, oder?"
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um.
„Fängst du jetzt schon wieder damit an?"
Ich ließ ein bisschen die Zicke in mir durchschimmern. Marlo erhob sich vom Schlitten, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.
„Sorry, ich will kein Streit anfangen", ruderte er sofort zurück.
Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner kalten Haut spüren. Dann küsste er mich. Das ließ die Zicke in mir sich wieder in die letzte Ecke zurückkriechen.
Hand in Hand liefen wir neben einander und zogen den leeren Schlitten hinter uns her. Als wir einen kleinen Hügel fanden, setzten wir uns dicht an dicht auf den Schlitten. Marlo saß hinter mir und legte seine Arme um mich.
Unser Schlitten beschleunigte erstaunlich schnell. Ich schrie kurz auf, während Marlo mich enger an sich presste. Ich spürte seine Wange an meiner. Mein Herzschlag wurde immer schneller.
Der Schlitten hielt und wir ließen uns beide vom Schlitten in den Schnee rollen. Wir knutschten herum, während unsere Klamotten immer mehr durchnässten. Doch es war uns für den Augenblick egal.
Wir lachten und bewarfen uns mit Schneebällen. Wir bauten einen Schneemann und nannten ihn Olaf. Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückgesetzt, als meine Oma immer mit uns den ersten Schnee entdeckt hat.
Irgendwann wurde es dann aber doch zu kalt und Marlo lud mich wie so oft zu sich in die Wohnung ein. Wir kuschelten uns in sein Bett und sahen uns von ihm ein Fotoalbum an, in dem er noch ein Kind. Er war wirklich das süßeste Kind, das ich je gesehen hatte. Diese blonden Locken sahen einfach zuckersüß aus und ließen ihn wie einen Engel aussehen. Er erzählte mir von seiner wundervollen Kindheit. Er hatte für drei Jahre sogar mal in Schweden gelebt. Marlo konnte immer so viel erzählen. Ob es nun das Jahr in Argentinien war oder seine Schwedenkindheit. Es hörte sich alles so wundervoll an, was er erlebt hatte. Er führte ein richtiges Abenteurerleben.
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Broken Princess
RomanceWann hat deine Mutter aufgehört dich wie eine Prinzessin zu behandeln? Violett hatte nie eine unbeschwerte Kindheit, doch das hat sie davon abgehalten das Leben zu lieben. Sie ist gut darin, sich den Schmerz und die fehlende Liebe nicht anmerken zu...