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Anfang 2019

Die Kerzen, die auf dem Tisch standen, flackerten leicht und ich kippte den Rest des Weins, der sich noch im Glas befan, herunter, nur um dem Kellner ein Handzeichen zu geben, dass ich fertig war und bezahlen wollte. Er kam und stellte die Rechnung aus, die ich per Kreditkarte zahlte und mir dann meinen Mantel überzog das Restaurant verließ. Draußen fiel leise der Schnee und bedeckte die Straße und Autos. Kein Mensch war draußen. Ich war die Einzige, die alleine draußen herum lief und den Schnee beobachtete. Kleine, weiche Schneeflocken legten sich auf den Stoff meines Mantels und ich drehte mich einmal im Kreis. Es war ein wunderschöner Abend. Die Laternen leuchteten schwach und nur vereinzelt fuhren Autos an mir vorbei. "Ist ihnen das nicht zu kalt?", die Stimme kam aus einem der Autos die an mir vorbei fuhren. Der Fahrer des Wagens fuhr an den Seitenstreifen und öffnete die Beifahrertür. "Steigen Sie ein. Ich fahre Sie nach Hause. Sie holen sich noch den Tod.", ich nahm mir einen Moment um den Fahrer anzusehen und beschloss dann einzusteigen. "Das war eine gute Idee, junge Dame.", sagte er schmunzelnd und wartete, bis ich die Tür geschlossen hatte und der Gurt angelegt war. "Was machen Sie denn abends so ganz alleine draußen?", fragte er mit einem Seitenblick zu mir und ich zuckte mit den Schultern. "Ich war Essen.", sagte ich schlicht und beobachtete ihn wie er zurück auf die Straße rollte und auf das Gas drückte. "Also sind Sie vergeben?", fragte er. Er war sehr offen und freundlich zu mir und in der Frage ob ich in einer Beziehung sei, war nicht wertend oder unhöflich. Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Bin ich nicht. Ich wollte einfach nur einmal aus meiner tristen Wohnung heraus und einen Abend entspannen.", beantwortete ich seine Frage. Er nickte und wie schwiegen ein paar Minuten. "Wie heißen Sie denn?", fragte er weiter und ich sagte ihm meinen Vormamen. "Und wo wohnst du?", fragte er nachdem er mir auch seinen Vornamen verraten hatte. "Du kannst mich da an der Ecke raus lassen. Das letzte Stück kann ich auch laufen.", sagte ich und zeigte an die Straßenecke auf die er zufuhr. "Sag mir nicht, dass du auch in dem hellbraunen Gebäude mit den quietschenden Fenstern wohnst!", er sah mich hoffnungsvoll an und ich nickte verlegen. "Doch. Doch da wohne ich. Anscheinend sind wir unendeckte Nachbarn!", sagte ich grinsend und er lachte. "Dann hab ich aber wenigstens eine nette Nachbarin.", scherzte er und ich sah aus dem Fenster. "Ja. Wenigstens eine.", murmelte ich und strich über die Scheibe.

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