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Anfang 2019

"Ich weiß nicht welche Absichten du verfolgst.", meinte ich etwas zu trocken und kam wieder in die Wohnung. Ich schloss die Balkontür und setzte mich auf das Sofa. "Ich möchte dich kennen lernen.", sagte er und ging dann in die Küche, die direkt an das Wohnzimmer angrenzte. Ich stand wieder auf und folgte ihm. "Es gibt ein 3 Gänge Menü. Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch. Salat, Nudeln mit Soße á la Noah und Apple Crumble mit Vanilleeis. Magst du mir helfen?", fragte er und stellte das Glas zur Seite. Alle Zutaten lagen bereits ordentlich auf der Arbeitsfläche und er erschien mir sofort organisiert. Ich stellte mein Glas neben seins und sah ihn fragend an. "Wie kann ich dir denn helfen?", er sah begeistert aus und bat mich die Nachspeise vorzubereiten. Er erklärte mir was ich tun sollte und ließ mich dann arbeiten.
Ich schälte die Äpfel wie er es gesagt hatte und schnitt sie in kleine Scheiben. Dann legte ich die Schale damit aus und machte Streusel, die über die Äpfel kamen. Als ich fertig war, hatte Noah den Salat bereits fertig gemacht und holte unsere Teller.
"Sag wie viel du willst.", meinte er und gab den Salat auf den Teller. "Reicht. Wirklich.", sagte ich als ich seinen Blick sah, der eigentlich verlangte, dass ich mehr nahm aber er akzeptierte meine Entscheidung. Da ich keine Lust hatte, an den Tisch zu gehen und mich dahin zu setzen, setzte ich mich einfach mit meinem Teller und dem Besteck auf die Fliesen an die Wand und klopfte neben mich. "Dann war das Tisch decken wohl überflüssig.", er stellte seinen Teller auf die Fliesen und holte zwei Sitzkissen und eine Decke.
"Damit die gute Frau sich ja keine Blasenentzündung einfängt bei den kalten Fliesen.", ich musste lachen und bedankte mich für seine Fürsorglichkeit.

Später als wir auch die Nudeln gegessen hatten und an den Apfelcrumble saßen, hatten wir den Essplatz von den Fliesen auf das Sofa verlegt und schauten fern. Wir lagen beide unter einer Decke und die Form mit dem Nachtisch stand auf unseren Beinen. Der Film, den wir sahen, war so spannend dass wir die Nachspeise vergaßen und das Eis vor sich hin schmolz, bis Noah meinte, dass er mal die Überreste in die Küche bringen würde, ich aber ruhig sitzen bleiben und weiter den Film schauen sollte. Ich wollte protestieren und ihm helfen, doch er lehnte ab und ich blieb sitzen. Stattdessen wickelte ich mich in der Decke ein und schaute den Film weiter. Also zumindest versuchte ich es. Aber immer wieder musste ich gähnen und meine Augen wurden immer schwerer. Ich schob das dem Wein in die Schuhe und sagte mir dass es jetzt auch egal sei, wenn ich jetzt einschlief.
Noah klapperte in der Küche, aber selbst das hinderte mich nicht daran, meine Augen zu schließen und den Film einfach weiter laufen zu lassen bis ich endgültig eingeschlafen war.

Als ich mitten in der Nacht aufwachte, setzte ich mich hektisch atmend hin und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Neu Herz schlug wild in meiner Brust und ich musste aus unerfindlichen Gründen anfangen zu schluchzen. Dicke Krokodilstränen flossen über meine Wangen und ich zitterte am ganzen Körper.
Als ich mich stark genug fühlte aufzustehen, rutschte ich vom Sofa und schlich vorsichtig durch die Wohnung, bis ich Noahs Schlafzimmer fand und leise das Zimmer betrat. Er lag auf dem Bauch und die Decke bedeckte nur seinen Unterkörper. Sein Oberkörper war nackt und er atmete ruhig. Es tat mir leid, dass ich ihn wecken musste, aber ich schlich so leise wie möglich zu ihm und kletterte in sein Bett. "Noah?", fragte ich leise und unterdrückte das aufkommende Schluchzen. "Noah?", fragte ich nochmal und bevor ich mich beherrschen konnte, brach ich wieder in Tränen aus und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "W-Was?", ich hörte wie er sich schlaftrunken aufsetzte und das Licht anmachte. Ich konnte nicht anders und fiel ihm um den Hals. Ich schmiegte mich so eng wie möglich an ihn heran und heulte ihm, ohne Grund, in die Halsbeuge. Er holte erschrocken Luft und erst dann legte er seine Arme um mich und strich über den Kopf und den Rücken. "Aber warum weinst du denn so bitterlich?", fragte er und ich zuckte mit den Schultern. Immer weiter flossen die Tränen und er fragte nichts mehr. Er blieb still und strich mir solange weiter über den Kopf und den Rücken, bis meine Tränen versiegten und ich mich beruhigt hatte. "Tut mir leid.", sagte ich leise und entfernte mich wieder von ihm. "Was ist denn passiert?", fragte er und strich mir über die Wange. Wieder zuckte ich mit den Schultern.

"Ich weiß es nicht.", sagte ich leise und wischte die Tränen weg.

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